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Dienstag, 4. Februar 2014
Freitag, 31. Januar 2014
Weil....
Weil die Zeit keine Wunden heilt,
und kein Moment auf ewig weilt,
weil Sicherheit nur eine Illusion ist,
und Verdrängtes dich innerlich zerfrisst.
Weil Beständigkeit nicht existiert,
und man alles, was man nicht liebt, verliert.
Weil man auch zu zweit oft friert,
wenn Liebe mit Angst verwechselt wird.
Angst zu verlieren, sich zu blamieren, zu viel zu riskieren …
… oder zu erfrieren.
Weil du Liebe nicht im Anderen findest,
egal, wie fest du ihn an dich bindest.
Und bist du dir selbst nicht viel wert,
gibt es auch keinen anderen, der dich achtet und ehrt.
Weil du glaubst, du hast zu viel falsch gemacht,
tobt tief in dir drin eine Schlacht
aus »Ich muss … Ich darf nicht ...« und »Ich sollte ...«,
»Ich hätte … Ich müsste … Ich wollte ...«
Weil diese Gedanken schmerzen,
tief in jedem einzelnen Herzen.
Doch ein Gedanke, der weh tut, ist niemals wahr.
Und Angst bedeutet nicht immer Gefahr.
Weil Schmerz kein Gefühl, sondern Widerstand ist
gegen alles, was zu fühlen du nicht willens bist.
Weil den Schmerz du mit jedem Male steigerst,
wenn die Tatsachen zu akzeptieren du dich weigerst.
Weil wir nur selbst uns stets verletzen,
uns gering schätzen, unter Druck setzen oder hetzen.
Weil wir uns ängstigen, grämen oder sorgen,
und das Heute vergessen aus Angst vor dem Morgen.
Weil es Selbstlosigkeit nicht gibt,
und ein Aufopfernder sich selbst nicht liebt.
Weil jemand, der sich selbst vergisst,
niemals eine Stütze für andere ist.
Weil es sich nicht um Liebe handelt,
wenn Bedingungen damit sind verbandelt.
Weil Liebe frei lassen bedeutet und Vertrauen,
und den Mut, einander ehrlich anzuschauen.
Weil Kompromisse unfrei und gefangen machen,
und weinen nicht schlechter ist als lachen.
Weil nur dein Herz dich glücklich zu machen vermag
und die Nacht ihren Sinn hat – genau wie der Tag.
Weil dein Wert nicht von Leistung abhängt,
und nicht, was du besitzt oder dich innerlich drängt.
Weil das, was du tief in deinem Inneren bist,
das wahrhaftigste und beste Geschenk ist.
Weil Stärke bedeutet, sich verletzlich zu zeigen,
und Klarheit, mit sich selbst zu schweigen.
Weil nur der, der auch zu Wut und Tränen steht,
wirklich aufrecht durchs Leben geht.
Weil der Sinn des Lebens der ist, den du ihm gibst,
und kein Weg falsch ist, den du liebst.
Und weil am Ende eines jeden Lebens
die Gewissheit steht: Nichts war vergebens!
(Stefanie Braun)
Donnerstag, 30. Januar 2014
Am Leben bleiben
Man besteht darauf,
am Leben zu bleiben,
zählt an zehn Fingern,
was man für Glück hält,
sieht in verschiedene Gesichter,
lässt sich grüssen und grüsst zurück,
empfindet physische Reife.
Licht fällt in gerader Linie,
wenn Mittag ist und
die Emotionen gedämpft sind.
Ich laufe nicht mehr Wörtern nach,
wenn ich dicht neben dir schlafe
und nicht merke, wie schnell
man scheitert und schweigt.
(Karl Krolow)
Ich, sagte er uns
Bin der Zweifler, ich zweifle, ob
Die Arbeit gelungen ist, die eure Tage verschlungen hat.
Ob, was ihr gesagt, auch schlechter gesagt, noch für einige Wert hätte.
Ob ihr es aber gut gesagt und euch nicht etwa
Auf die Wahrheit verlassen habt dessen, was ihr gesagt habt.
Ob es nicht vieldeutig ist, für jeden möglichen Irrtum
Tragt ihr die Schuld. Es kann auch eindeutig sein
Und den Widerspruch aus den Dingen entfernen; ist es zu eindeutig?
Dann ist es unbrauchbar, was ihr sagt. Euer Ding ist dann leblos.
Seid ihr wirklich im Fluss des Geschehens? Einverstanden mit
Allem, was wird? Werdet ihr noch? Wer seid ihr? Zu wem
Sprecht ihr? Wem nützt es, was ihr da sagt? Und nebenbei:
Lässt es auch nüchtern? Ist es am Morgen zu lesen?
Ist es auch angeknüpft an vorhandenes? Sind die Sätze, die
Vor euch gesagt sind, benutzt, wenigstens widerlegt? Ist alles belegbar?
Durch Erfahrung? Durch welche? Aber vor allem
Immer wieder vor allem anderen: Wie handelt man
Wenn man euch glaubt, was ihr sagt? Vor allem: Wie handelt man?
(B. Brecht)
Danksagung
Vieles verdanke ich denen,
die ich nicht liebe.
Die Erleichterung, mit der ich hinnehme,
dass sie einem anderen näher sind.
Die Freude, nicht ich bin
der Wolf ihrer Lämmer.
Ich habe Frieden mit ihnen
und Freiheit mit ihnen,
das aber kann mir Liebe
weder geben noch nehmen.
So warte ich nicht auf sie
zwischen Fenster und Tür.
Geduldig
fast wie die Sonnenuhr,
weiss ich, was die Liebe
nicht weiss,
verzeihe, was die Liebe
niemals verziehe.
Vom Stelldichein bis zum Brief
verfliesst keine Ewigkeit,
nur eben Tage und Wochen.
(Wistawa Szymborska)
Mittwoch, 29. Januar 2014
Dienstag, 28. Januar 2014
Montag, 27. Januar 2014
So kann man leben:
jeden Tag
ein paar Sätze aufschreiben.
Andere sind Arzt
oder fahren Omnibus.
Buchstaben geraten aneinander,
kämpfen
etwas aus.
Manches stimmt für eine Weile,
obwohl es
nicht wahr ist.
Die Nützlichkeit des Unnützen:
eine Rangfrage.
Was geschieht
anderswo
in der Sekunde, in der
ein Komma erwogen wird.
(Rainer Malkowski)
Sonntag, 26. Januar 2014
Das Schreiben eines Lebenslaufes
Was ist zu tun?
Ein Antrag ist einzureichen,
dazu ein Lebenslauf.
Ungeachtet der Länge des Lebens
hat der Lebenslauf kurz zu sein.
Geboten sind Bündigkeit und eine Auswahl von Fakten.
Die Landschaften sind durch Anschriften zu ersetzen,
labile Erinnerungen durch konstante Daten.
Von allen Lieben genügt die eheliche,
nur die geborenen Kinder zählen.
Wichtig ist, wer dich kennt, nicht, wen du kennst.
Reisen, nur die ins Ausland.
Zugehörig wozu, aber ohne weshalb.
Preise, ohne wofür.
Schreibe, als hättest du niemals mit dir gesprochen
und dich von weitem gemieden.
Umgehe mit Schweigen Hunde, Katzen und Vögel,
den Erinnerungskleinkram, Freunde und Träume.
Es gilt der Preis, nicht der Wert,
der Titel, nicht dessen Inhalt,
die Schuhgröße, nicht wo
der Mensch, für den man dich hält, hingeht.
Dazu eine Fotografie mit entblößtem Ohr.
Wichtig ist seine Form, nicht, was es hört.
Was es hört.
Das Knirschen des Papierwolfs.
(Wislawa Szymborska)
Samstag, 25. Januar 2014
Freitag, 24. Januar 2014
Donnerstag, 23. Januar 2014
Mittwoch, 22. Januar 2014
Ich an mich
Stürmt es kühl aus fernen Himmeln
schliess ich nicht das Fenster zu
will im Innern nicht verschimmeln
will den Sturm, will keine Ruh.
„Innen sein“ heißt nicht Verschliessen
„Äussern“ heißt nicht Ausverkauf.
Stille ist ein stetes Fliessen
jeder Stern nimmt seinen Lauf.
Willst du nur die Nähe sehen
tötest deine Sehnsucht ab –
kannst nichts Ärgers begehen
schaufelst deiner Seele Grab.
Lass die Ängste dich berühren
auch die Zweifel, auch die Nacht –
nicht zur Blindheit dich verführen
weil der Aus-blick Mühe macht!
(Erika Pluhar)
Nicht mehr
so dahinleben
und dich leben lassen
von den alltäglichen Pflichten,
von der oberflächlichen
Unterhaltung,
von den Erwartungen,
die andere Menschen
an dich stellen.
Eines Morgens früh
aufstehen
und einen Weg suchen,
der dir Klarheit bringt
über das,
was dich in der Tiefe bewegt,
was du selbst für dich willst,
was dir wichtig
und wesentlich ist.
(Christa Spilling-Nöker)
Dienstag, 21. Januar 2014
Ich zähle die Regentropfen an den Zweigen,
sie glänzen, aber sie fallen nicht,
schimmernde Schnüre von Tropfen
an den kahlen Zweigen.
Die Wiese sieht mich an
mit großen Augen aus Wasser.
Die goldgrünen Weidenkätzchen
haben ein triefendes Fell.
Keine Biene besucht sie.
Ich will sie einladen
sich an meinem Ofen zu trocknen.
Ich sitze auf einem Berg
und habe alles,
das Dach und die Wände,
das Bett und den Tisch,
den heißen Regen im Badezimmer
und den Ofen mit löwenfarbener Mähne,
der atmet wie ein Tier
oder ein Mitmensch.
Und die Postfrau
die den Brief bringen würde
auf meinen Berg.
Aber die Weidenkätzchen
treten nicht ein
und der Brief kommt nicht,
denn die Regentropfen
wollen sich nicht zählen lassen.
(Hilde Domin)
Sonntag, 19. Januar 2014
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