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Samstag, 14. Juni 2014

Es kostet hellwache Tage
und schlaflose Nächte
um heraus zu finden
was ins Helle gehört
und was im Dunkeln
bleiben muss

(Werner Lutz)


Mittwoch, 11. Juni 2014

Manchen gelingt es
sich so zu entfalten
dass sie sich immer
die Unschuld erhalten.
Die warten im Schatten
um besser zu sehen
können ohne Applaus
der Angst widerstehen.
Die schreiben nie Lieder.
Die sind Melodie.
So aufrecht zu gehen
lerne ich nie.

(Konstantin Wecker)



Montag, 9. Juni 2014

Papier ist Papier
aber es ist auch
ein Weg
zu den Sternen
zu Sinnbild und Sinn
blinden Geheimnissen
und 
zu den Menschen

(Rose Ausländer)
Es gibt nur zwei Arten,
sein Leben zu leben:

Entweder so,
als gäbe es keine Wunder,
oder so,
als wäre alles ein Wunder.

(Albert Einstein)


Sonntag, 8. Juni 2014

Zwischenbericht

Alles Geschriebene ist höchstens ein
Zwischenbericht
nichts Endgültiges
nichts Niegesagtes
nichts was bleibt
Flüchtigkeitsformeln
Besitzansprüche ungeklärt
manchmal Zeichen setzend
verwischte Wegweiser
Begleiterscheinungen
Hinweis auf Größeres
schwer auszusprechen
Bruchstücke einer großen Konfession
abwartendzwischendrin

(Konstantin Wecker)

Samstag, 7. Juni 2014


Sommer



Ein Traum

Auf einem Baum sitzen.
In die Prärie schauen.
Nicht lieben müssen.

Der Horizont öffnet sich
in Form einer Frau,
die nie näher kommt.

Nicht lieben müssen,
es wär dann ein Leichtes
zu lieben.

(Wolf Wondratschek )

 Alle meine Schiffe
haben die Häfen vergessen
und meine Füße den Weg.
Es wird nicht gesät und nicht geerntet
denn es ist keine Vergangenheit
und keine Zukunft,
kaum eine Bühne im Tag.
Nur der kleine
zärtliche Abstand
zwischen dir und mir,
den du nicht verminderst.
 
(Hilde Domin)

Donnerstag, 5. Juni 2014

Dienstag, 3. Juni 2014

mach weiter

blitz und donner
begleiten es nicht.
es ist einfach da,
von einer sekunde
zur andern.
nüchternes bewusstsein
des scheiterns.
so beiläufig
überzeugt es.
das licht geht nicht aus.
wir sind nicht im theater.
jetzt weitermachen.
mach weiter -: freier. 

(rainer malkowski)

Samstag, 31. Mai 2014




Füreinander zu Singen

Sein Händedruck sagt ihrer Hand
Jetzt bin ich da. Nur müde.
Lass mich ganz bei dir sein
als wäre ich allein.
Ihr Mund sagt seinem Nacken
Ja. Ich weiß was war und ist.
Ich bin auch dann bei dir
wenn du alleine bist.

(Ulla Hahn)

Freitag, 30. Mai 2014

Sonntag, 25. Mai 2014

Unterwegs

Heute bin ich
unterwegs
auf Wolken
male mit dem Fuss
den Himmel blau.

Meine Hand
streichelt ein Grau
bis es weiss wird.

Die Kleider
schenke ich dem Abend,
weil ihm die Farbe Schwarz
so gut gefällt.

Leise flüstere ich mit Venus.
Sie lädt mich ein,
heute Nacht
mit ihr gemeinsam
die Sonne zu umkreisen.

(Christiane Schwarze)

Leises Licht

Ganz leise leise leise geht das Licht
den ich nicht kenne geht an meiner Seite
wir gehen wie ein Paar auf schöne Art
und scheu schau ich ihm manchmal ins Gesicht
Das neben meinem liegen wird wenn alles Licht
gegangen ist wird er an meiner Seite
mich Lieben wie ein Mann auf schöne Art
und treu und bleiben und es gibt ihn nicht.

(Ulla Hahn)

Samstag, 24. Mai 2014



sich zurechtfinden - eine frage
der belichtungszeit.
nicht zu lange hinsehen.
die perspektive wechseln.
bei verstand bleiben
durch unsteten blick.

(rainer malkowski)




An meinen Schutzengel

Den Namen weiß ich nicht. Doch du bist einer
Der Engel aus dem himmlischen Quartett,
Das einstmals, als ich kleiner war und reiner,
Allnächtlich Wache hielt an meinem Bett.

Wie du auch heisst - seit vielen Jahren schon
Hältst Du die Schwingen über mich gebreitet
Und hast, der Toren guter Schutzpatron,
Durch Wasser und durch Feuer mich geleitet.

Du halfst dem Taugenichts, als er zu spät
Das Einmaleins der Lebensschule lernte.
Und meine Saat mit Bangen ausgesät,
Ging auf und wurde unverhofft zur Ernte.

Seit langem bin ich tief in deiner Schuld.
Verzeih mir noch die eine - letzte - Bitte
Erstrecke deine himmlische Geduld
Auch auf mein Kind und lenke seine Schritte.

Er ist mein Sohn. Das heisst: Er ist gefährdet.
Sei um ihn tags, behüte seinen Schlaf.
Und füg es, daß mein liebes schwarzes Schaf
Sich dann und wann ein wenig weiss gebärdet.

Gib du dem kleinen Träumer das Geleit.
Hilf ihm vor Gott und vor der Welt bestehen.
Und bleibt dir dann noch etwas freie Zeit,
Magst du bei mir auch nach dem Rechten sehen.

(Mascha Kaléko)

Mittwoch, 21. Mai 2014

Mittwoch, 14. Mai 2014



Mut gibt es gar nicht. 
Sobald man überlegt, wo man ist, ist man schon an einem bestimmten Punkt.
Man muss nur den nächsten Schritt tun.
Mehr als den nächsten Schritt kann man überhaupt nicht tun. 
Wer behauptet, er wisse den übernächsten Schritt, lügt.
So einem ist auf jeden Fall mit Vorsicht zu begegnen.
Aber wer den nächsten Schritt nicht tut, obwohl er sieht, 
dass er ihn tun könnte, tun müsste, der ist feig.
Der nächste Schritt ist nämlich immer fällig. 
Der nächste Schritt ist nämlich nie ein großes Problem. Man weiß ihn genau.
Eine andere Sache ist, dass er gefährlich werden kann. Nicht sehr gefährlich.
Aber ein bisschen gefährlich kann auch der fällige nächste Schritt werden.
Aber wenn du ihn tust, wirst du dadurch, dass du erlebst, 
wie du ihn dir zugetraut hast, auch Mut gewinnen.
Während du ihn tust, brichst du nicht zusammen, sondern fühlst dich gestärkt.
Gerade das Erlebnis, dass du einen Schritt tust, 
den du dir nicht zugetraut hast, gibt dir ein Gefühl von Stärke.
Es gibt nicht nur die Gefahr, dass du zu viel riskierst, 
es gibt auch die Gefahr, dass du zu wenig riskierst.
Dem Gehenden schiebt sich der Weg unter die Füsse.

(Martin Walser)