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Montag, 14. November 2011

Lebe deine ganze Kraft

 Lass Dich fallen.
Lerne Schlangen zu beobachten.
 Pflanze unmögliche Gärten.
 Lade jemand Gefährlichen zum Tee ein.
 Mache kleine Zeichen, die „ja“ sagen
 und verteile sie überall in Deinem Haus.

Werde ein Freund von Freiheit und Unsicherheit.
 Freue Dich auf Träume.
 Weine bei Kinofilmen,
 schaukle so hoch Du kannst mit einer Schaukel bei Mondlicht.

Pflege verschiedene Stimmungen,
 verweigere Dich, „verantwortlich zu sein“ - tu es aus Liebe!
 Mache eine Menge Nickerchen.
 Gib Geld weiter. Mach es jetzt. Das Geld wird folgen.
 Glaube an Zauberei, lache eine Menge.
 Bade im Mondschein.

Träume wilde, phantasievolle Träume.
 Zeichne auf die Wände.

 Lies jeden Tag.
 Stell Dir vor, Du wärst verzaubert.
 Kichere mit Kindern. Höre alten Leuten zu.
 Öffne Dich. Tauche ein. Sei frei. Preise Dich selbst.

Lass die Angst fallen, spiele mit allem.
 Unterhalte das Kind in Dir.
Du bist unschuldig.
 Baue eine Burg aus Decken.
Werde nass.
Umarme Bäume.

Schreibe Liebesbriefe.


(Joseph Beuys)

Wähle das Leben

hör doch
das Leben singt
lockt mit seiner
verführerischen Melodie
lass dich fallen
in den Rhythmus
der trägt
werde Musik
Herzschlag der Schöpfung
eins mit Baum Wolf Gestein
atme ein aus
in der pulsierenden
Kraft des Lebens
werde sei Kraft
und folge
dem Ruf
der grossen Bärin

(Andrea Schwarz)


Sonntag, 13. November 2011


You say life is a dream where we can't say what we mean
Maybe just some roadside scene that we're driving past
There's no telling where we'll be in a day or in a week
And there's no promises of peace or of happiness
Well is this why you cling to every little thing
And polverize and derrange all your senses
Maybe life is a song but you're scared to sing along
Until the very ending
Oh, it's time to let go of everything we used to know
Ideas that strengthen who we've been
It's time to cut ties that won't ever free our minds
From the chains and shackles that they're in
Oh, tell me what good is saying that you're free
In a dark and storming sea
You're chained to your history, you're surely sinking fast
You say that you know that the good Lord's in control
He's gonna bless and keep your tired and oh so restless soul
But at the end of the day when every price has been paid
You're gonna rise and sit beside him on some old seat of gold
And won't you tell me why you live like you're afraid to die
You'll die like you're afraid to go
Oh, it's time to let go of everything we used to know
Ideas that strengthen who we've been
It's time to cut ties that won't ever free our minds
From chains and shackles that they're in
From the chains and shackles that they're in
Well life is a dream 'cause we're all walking in our sleep
You could see us stand in lines like we're dead upon our feet
And we build our house of cards and then we wait for it to fall
Always forget how strange it is just to be alive at all

Donnerstag, 10. November 2011


Bevor ich sterbe
noch einmal sprechen
von der Wärme des Lebens
damit doch einige wissen:
Es ist nicht warm
aber es könnte warm sein.

Bevor ich sterbe
noch einmal sprechen
von Liebe
damit doch einige sagen:
Das gab es
das muß es geben.

Noch einmal sprechen
vom Glück der Hoffnung auf Glück
damit doch einige fragen:
Was war das
wann kommt es wieder?


(Erich Fried)

Montag, 7. November 2011

Jeder Augenblick ist ewig


Jeder Augenblick ist ewig
wenn du ihn zu nehmen weisst.
Ist ein Vers der unaufhörlich
Leben, Welt und Dasein preist.


Alles wendet sich und endet
und verliert sich in der Zeit.
Nur der Augenblick ist immer.
Gib dich hin und sei bereit!


Wenn du stirbst, stirbt nur dein Werden.
Gönn ihm keinen Blick zurück.
In der Zeit muss alles sterben
aber nichts im Augenblick.

(Konstantin Wecker)

Sonntag, 6. November 2011


Man muss weggehen können
und doch sein wie ein Baum:
als bliebe die Wurzel im Boden,
als zöge die Landschaft und wir ständen fest.
Man muss den Atem anhalten,
bis der Wind nachlässt
und die fremde Luft um uns zu kreisen beginnt,
bis das Spiel von Licht und Schatten,
von Grün und Blau,
die alten Muster zeigt
und wir zuhause sind,
wo es auch sei,
und niedersitzen können und uns anlehnen,
als sei es an das Grab
unserer Mutter.

(Hilde Domin)

Samstag, 5. November 2011


Das ist mein Streit:
Sehnsuchtgeweiht durch alle Tage schweifen.
Dann, stark und breit, mit tausend Wurzelstreifen
tief in´s Leben greifen
und durch das Leid weit aus dem Leben reifen,
weit aus der Zeit! 
(R.M.Rilke)

Donnerstag, 3. November 2011

Wenn du bei Nacht den Himmel anschaust,
wird es dir sein, als lachten alle Sterne,
weil ich auf einem von ihnen wohne,
weil ich auf einem von ihnen lache.
Du allein wirst Sterne haben,
die lachen können.
Und wenn du dich getröstet hast,
wirst du froh sein, mich gekannt zu haben.


(Aus: Der kleine Prinz)

Mittwoch, 2. November 2011


Fährfrau mit dem runden Hut
Hast du sie gesehen?
Ja, sagt die Fährfrau.
Hirte mit dem toten Lamm
Hast du sie gesehen?
Ja, sagt der Hirte.
Bergmann mit dem weißen Licht
Hast du sie gesehen?
Ja, sagt der Bergmann.
Welchen Weges ging sie, Fährfrau?
Übers Wasser trocknen Fußes.
Welchen Weges ging sie, Hirte?
Berghinüber leichten Atems.
Welchen Weges ging sie, Bergmann?
In der Erde lag sie still.
Was stand auf ihrem Gesicht geschrieben?
Frieden, sagten alle. Frieden.
 
 


(Marie Luise Kaschnitz)

Dienstag, 1. November 2011


If it be your will
That I speak no more
And my voice be still
As it was before
I will speak no more
I shall abide until
I am spoken for
If it be your will

Montag, 31. Oktober 2011

"nichts war zu spät / aber vieles zu früh...."

Dein sicherer Gang, deine wahren Gedichte,
deine heitere Würde, dein unerschütterliches Geschick.
Du hast der Fügung deine Stirn geboten.
Hast ihn nie verraten deinen Plan vom Glück

Sonntag, 30. Oktober 2011

herbst

herbst sagst du aber ich sage dir
nicht oktober nicht november
du musst einen neuen kalender erfinden
ein andres alphabet
eine sprache die einhalt gebietet
denn die zeit fällt
fällt ins unabsehbare
und wir fallen mit ihr


(rose ausländer)

Freitag, 28. Oktober 2011

Mein Haus sagte zu mir:
"Verlaß mich nicht, denn hier wohnt deine Vergangenheit".
Und die Straße sagte zu mir:
"Komm und folge mir, denn ich bin deine Zukunft".
Und ich sage zu beiden, zu meinem Haus und zu der Straße:
"Ich habe weder Vergangenheit, noch habe ich Zukunft.
Wenn ich hier bleibe, ist ein Gehen in meinem Verweilen;
und wenn ich gehe, ist ein Verweilen in meinem Gang.
Nur Liebe und Tod ändern die Dinge."

(Kahil Gibran)

nach oben!

Montag, 24. Oktober 2011


Was von uns verlangt wird, ist, daß wir das Schwere lieben und mit dem Schwere umgehen lernen.         
Im Schweren sind die freundlichen Kräfte, die Hände, die an uns arbeiten. Mitten im Schweren sollen wir unsere Freuden haben, unser Glück, unsere Träume: da; vor der Tiefe dieses Hintergrunds, heben sie sich ab, da sehen wir erst, wie schön sie sind.
Und nur im Dunkel der Schwere hat unser kostbares Lächeln einen Sinn; da leuchtet es erst mit seinem tiefen, träumenden Licht, und in der Helligkeit, die es für einen Augenblick verbreitet, sehen wir Wunder und Schätze, von denen wir umgeben sind.

(Rainer Maria Rilke)

Sonntag, 23. Oktober 2011

Samstag, 22. Oktober 2011

Most people are other people
Their thoughts are someone else’s opinions
Their lives a mimicry
Their passions a quotation.

 (Oscar Wilde)


Donnerstag, 20. Oktober 2011

Noch nicht und nicht mehr

Wir hängen dazwischen.
Altes ist leer geworden.
Worte und Gesten betreffen uns nicht mehr.

Wir warten. Wir überlegen.
Wir sind unsicher. Wir ahnen.

Das Neue ist noch nicht da.
Vorsichtig hat es sich angedeutet.
Es hat noch keinen Namen.
Unsere Vorstellungen sind noch zu eng.
Müdigkeit ist unser gefährlichster Feind,
und die Mutlosigkeit begleitet uns
wie ein ständiger Schatten.

Ich will Altes loslassen,
um wieder Neues umarmen zu können.
Und auch das will ich wieder loslassen,
in einer ständigen Entwicklung
auf meinen Ursprung zu,
auf die Vollkommenheit,
aus der ich komme und zu der ich gehe.

(Ulrich Schaffer)

Fragen und Antworten


Wo sie wohnt?
Im Haus neben der Verzweiflung.
Mit wem sie verwandt ist?
Mit dem Tod und der Angst.
Wohin sie gehen wird
wenn sie geht?
Niemand weiß das.

Von wo sie gekommen ist?
Von ganz nahe oder ganz weit.
Wie lange sie bleiben wird?
Wenn du Glück hast
solange du lebst.
Was sie von dir verlangt?
Nichts oder alles.

Was soll das heißen?
Daß das ein und dasselbe ist.

Was gibt sie dir
- oder auch mir - dafür?
Genau soviel wie sie nimmt
Sie behält nichts zurück.
Hält sie dich
- oder mich - gefangen
oder gibt sie uns frei?
Es kann uns geschehen
daß sie uns Freiheit schenkt.
Frei sein von ihr
ist das gut oder schlecht?
Es ist das Ärgste
was uns zustoßen kann.

Was ist sie eigentlich
und wie kann man sie definieren?
Es heißt daß Gott gesagt hat
daß er sie ist.

(Erich Fried)



Danke, liebe Gabi, für dieses wunderbare Gedicht!

Mittwoch, 19. Oktober 2011

Die schwersten Wege werden allein gegangen.
Die Enttäuschung, der Verlust,
das Opfer sind einsam.
Alle Vögel schweigen.
Man hört nur den eigenen Schritt,
den der Fuß noch nicht gegangen ist,
aber gehen wird.
Stehenbleiben und Umdrehen hilft nicht.
Es muss gegangen sein.

(Hilde Domin)

Wer Schmetterlinge lachen hört.....


Wer Schmetterlinge lachen hört,
der weiß, wie Wolken schmecken.
Der wird im Mondschein,
ungestört von Furcht,
die Nacht entdecken.
Der wird zur Pflanze, wenn er will,
zum Stier, zum Narr, zum Weisen
und kann in einer Stunde,
durchs ganze Weltall reisen.
Wer in sich fremde Ufer spürt,
und den Mut hat, sich zu recken,
der wird allmählich,
ungestört von Furcht,
sich selbst entdecken.
Wer Schmetterlinge lachen hört,
der weiß, wie Wolken schmecken.
Der wird im Mondschein,
ungestört von Furcht,
die Nacht entdecken.
Wer mit sich selbst in Frieden lebt,
der wird genau so sterben,
und ist selbst dann
lebendiger als alle seine Erben.

(Novalis)
Ring the bells that can still ring
Forget your perfect offering
There is a crack in everything
That's how the light gets in
              
(Leonard Cohen)

Montag, 17. Oktober 2011



Der nächste Schritt ist immer fällig. Man weiß ihn genau.
Wenn du ihn tust, wirst du dadurch, dass du erlebst, wie du ihn dir zugetraut hast, auch Mut gewinnen. Während du ihn tust, brichst du nicht zusammen, sondern fühlst dich gestärkt.

Es gibt nicht nur die Gefahr, dass du zuviel riskierst, es gibt auch die Gefahr, dass du zu wenig riskierst.

Dem Gehenden schiebt sich der Weg unter die Füsse.


(Martin Walser)

Stimme des anderen Tages



Wanderung, Wandlung, dieses

Eine ist gewiss:

Die Gärten des Paradieses,

die Täler der Finsternis

sind nicht so weit entfernte

Länder wie wir geglaubt,

und nicht jeder Ernte

stehen wir beraubt.


Tief in der Unrast Zonen,

eh wir die Furche ziehen,

ehe wir bauen und wohnen,

gehen wir so dahin

fast wie ungeboren

fast wie ohne Schuld,

keinem Ding verschworen,

wartend in Geduld ...

Und lauschen der Stimme des andern

Tages, der in uns beginnt

und hören nicht auf zu wandern,

bis wir verwandelt sind.


(Marie-Luise Kaschnitz)

Sonntag, 16. Oktober 2011


"Wäre es uns möglich, weiter zu sehen, als unser Wissen reicht... vielleicht würden wir dann unsere Traurigkeiten mit größerem Vertrauen ertragen als unsere Freuden. Denn sie sind die Augenblicke, da etwas Neues in uns eingetreten ist, etwas Unbekanntes; unsere Gefühle verstummen in scheuer Befangenheit, alles in uns tritt zurück, es entsteht eine Stille und das Neue, das niemand kennt, steht mitten darin und schweigt."

(R.M. Rilke)

Samstag, 15. Oktober 2011


Die Sterne
zu meiner Linken
begleiten mich auf
dem Wege
des Abschieds
Sie lächlen leise
und sagen mir
sanfte Worte
ins Ohr:
Abschied ist Wiederkehr
Und nichts ist
für immer.

(Ju Sobing)

Freitag, 14. Oktober 2011

federleicht


leicht will ich werden
liebste
federleicht
dann kann ich dich
fliegen lassen
und wir werden beide
unsere eigenen kreise ziehn
wie zwei adler
hoch überm dunst der täler
und kehren doch zurück
zum anderen
wenn es abend wird.

(franz hohler)

Storms

There will be storms, child
There will be storms
And with each tempest
You will seem to stand alone
Against cruel winds
But with time, the rage and fury
Shall subside And when the sky clears
You will find yourself
Clinging to someone
You would have never known
But for storms.

(Margie DeMerell)

am ende des tages
die sich aufdrängende frage
nach geleistetem
ich überhöre sie
und sehe darüber hinweg
ich sehe
was ich sehe
ist nicht beschreibbar
nicht in worte zu fassen
nur annäherung
wie immer wenn ich schreibe

(Marc Stadelmann)

Donnerstag, 13. Oktober 2011

Wann ist es wirklich aus?
Was ist das wahre Ende?
Alle Grenzen sind
wie mit einem Stück Holz
oder einem Schuhabsatz
in die Erde gezogen.

Bis dahin....
hier ist die Grenze.
Alles das ist künstlich.
Morgen spielen wir
ein anderes Spiel.

(Franzisco Tanzer)