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Donnerstag, 15. November 2012
Gedichte
Was aber finden wir vor,
verurteilt und fremd,
und wonach suchen wir,
trauernd,
in unseren Hoffnungsgedichten,
den empfindsamen Spielen,
Ablichtungen.
So mauern wir Bunker,
zu überleben,
und schreiben uns
frierend
über den Winter.
Gedichte
wie Leuchtfeuer an Land,
wie Botschaften einer anderen Kultur,
Pflugschar,
brechend den Boden,
Gedichte wie Furchen,
in denen Saat aufgeht.
(Wolfgang Bittner)
Mittwoch, 14. November 2012
Your catfish friend
If I were to live my life
in catfish forms
in scaffolds of skin and whiskers
at the bottom of a pond
and you were to come by
one evening
when the moon was shining
down into my dark home
and stand there at the edge
of my affection
and think, "It's beautiful
here by this pond. I wish
somebody loved me,"
I'd love you and be your catfish
friend and drive such lonely
thoughts from your mind
and suddenly you would be
at peace,
and ask yourself, "I wonder
if there are any catfish
in this pond? It seems like
a perfect place for them."
(Richard Brautigan)
Dienstag, 13. November 2012
Montag, 12. November 2012
For the restless
So for the restless
Not the peaceful sleeper
This song's for you
And for the faithless
Not the true believer
This song's for you
Vielleicht. Kann sein
Vielleicht brechen wir
eines Tages
unser Reden,
bekennen offen
unser Schweigen.
So leicht
wie das weisseste Weiss
werden wir uns die
Erinnerungen
abnehmen lassen.
Und dann
gehen wir durch die Tür.
Auch
wenn sie verschlossen ist.
Vielleicht. Kann sein.
(Gerhard Eikenbusch)
Sonntag, 11. November 2012
Dreams
Hold fast to dreams
For if dreams die
Life is a broken-winged bird
That cannot fly.
Hold fast to dreams
For when dreams go
Life is a barren field
Frozen with snow.
(Langston Hughes)
Samstag, 10. November 2012
Nur zwei Dinge
Durch so viel Form geschritten,
durch Ich und Wir und Du,
doch alles blieb erlitten
durch die ewige Frage: wozu?
Das ist eine Kinderfrage.
Dir wurde erst spät bewußt,
es gibt nur eines: ertrage
- ob Sinn, ob Sucht, ob Sage -
dein fernbestimmtes: Du mußt.
Ob Rosen, ob Schnee, ob Meere,
was alles erblühte, verblich,
es gibt nur zwei Dinge: die Leere
und das gezeichnete Ich.
(Gottfried Benn)
Freitag, 9. November 2012
Donnerstag, 8. November 2012
Mittwoch, 7. November 2012
Menschen bei Nacht
Die Nächte sind nicht für die Menge gemacht.
Von deinem Nachbar trennt dich die Nacht,
und du sollst ihn nicht suchen trotzdem.
Und machst du nachts deine Stube licht,
um Menschen zu schauen ins Angesicht,
so musst du bedenken: wem.
Die Menschen sind furchtbar vom Licht entstellt,
das von ihren Gesichtern träuft,
und haben sie nachts sich zusammengesellt,
so schaust du eine wankende Welt
durcheinandergehäuft.
Auf ihren Stirnen hat gelber Schein
alle Gedanken verdrängt,
in ihren Blicken flackert der Wein,
an ihren Händen hängt
die schwere Gebärde, mit der sie sich
bei ihren Gesprächen verstehn;
und dabei sagen sie: Ich und Ich
und meinen: Irgendwen.
(Rilke)
Dienstag, 6. November 2012
Love is not all: It is not meat nor drink
Nor slumber nor a roof against the rain;
Nor yet a floating spar to men that sink
And rise and sink and rise and sink again;
Love can not fill the thickened lung with breath,
Nor clean the blood, nor set the fractured bone;
Yet many a man is making friends with death
Even as I speak, for lack of love alone.
It well may be that in a difficult hour,
Pinned down by pain and moaning for release,
Or nagged by want past resolution's power,
I might be driven to sell your love for peace,
Or trade the memory of this night for food.
It well may be. I do not think I would.
(Edna St. Vincent Millay)
Montag, 5. November 2012
What I have to offer
What I have to offer
Well, check it out
I've learned some things
And I know what it's about
I'm quite discerning and
I"m pretty smart
It takes an awful lot to
Win my heart
But you know that I'm so full of love
For you
(Eels)
Augen in der Großstadt
Wenn du zur Arbeit gehst
am frühen Morgen,
wenn du am Bahnhof stehst
mit deinen Sorgen:
da zeigt die Stadt
dir asphaltglatt
im Menschentrichter
Millionen Gesichter:
Zwei fremde Augen, ein kurzer Blick,
die Braue, Pupillen, die Lider -
Was war das? vielleicht dein Lebensglück...
vorbei, verweht, nie wieder.
Du gehst dein Leben lang
auf tausend Straßen;
du siehst auf deinem Gang, die
dich vergaßen.
Ein Auge winkt,
die Seele klingt;
du hast's gefunden,
nur für Sekunden...
Zwei fremde Augen, ein kurzer Blick,
die Braue, Pupillen, die Lider -
Was war das? Kein Mensch dreht die Zeit zurück...
Vorbei, verweht, nie wieder.
Du mußt auf deinem Gang
durch Städte wandern;
siehst einen Pulsschlag lang
den fremden Andern.
Es kann ein Feind sein,
es kann ein Freund sein,
es kann im Kampfe dein
Genosse sein.
Er sieht hinüber
und zieht vorüber ...
Zwei fremde Augen, ein kurzer Blick,
die Braue, Pupillen, die Lider -
Was war das?
Von der großen Menschheit ein Stück!
Vorbei, verweht, nie wieder.
(Kurt Tucholsky)
Sonntag, 4. November 2012
Novembertag
Nebel hängt wie Rauch ums Haus,
Drängt die Welt nach innen.
Ohne Not geht niemand aus,
Alles fällt in Sinnen.
Leiser wird die Hand, der Mund,
Stiller die Gebärde.
Heimlich, wie auf Meeresgrund
Träumen Mensch und Erde.
(Christian Morgenstern)
Samstag, 3. November 2012
Worte in den Wind
Du zahlst für jedes kleine Wort auf Erden,
für jedes Mal, da du das Schweigen brichst.
So tief du liebst, wirst du verwundet werden
und missverstanden, fast sooft du sprichst.
(Masa Kaleko)
Freitag, 2. November 2012
Ich habe gesagt: Wolken:
bedeckt die Geliebte
wenn ihr die Sonne zu heiss wird.
Fluss: teil dich, wenn sie ans Ufer kommt.
Häuser: nehmt sie auf, wenn sie ermüdet
und Tische: lasst sie zu.
Wiesen: bindet ihr einen Strauß
und Vögel: singt ihr ein Lied,
wenn sie erwacht. Steine:
geht aus dem Weg, den sie nimmt
und Berge: versetzt euch, wenn nötig.
Meere: tragt ihren Körper zu den Kontinenten.
Städte: seid freundlich.
Menschen: liebt, die ich liebe.
Ich habe das gesagt. Nun geh.
Hab keine Angst. Man hört auf mich.
(Peter Maiwald)
Donnerstag, 1. November 2012
Crossroads * Wegkreuzungen
I sit in the blackness of the dark moon night
with my hounds
at the crossroads
where three roads converge
at the crossroads
the place of choice
All paths lead to the crossroads
and all are desireable
but only one can you travel
only one can you choose
choice creates endings
and all beginnings come from endings
at the crossroads
Which one will you choose?
which way will you go?
which?
Though the choice is yours
here’s a secret I’ll share
The way to choose is to enter the void
the way to choose is to let die
the way to choose is to fly free
(Amy Sophia Marashinsky)
In dunklen, mondlosen Nächten
sitze ich mit meinen Hunden
an den Kreuzungen,
an denen sich drei Straßen treffen,
an Kreuzungen,
die eine Wahl erfordern.
Alle Wege führen zu Kreuzungen,
und alle scheinen verlockend,
doch du kannst nur einen gehen,
du kannst nur einen wählen;
jede Wahl gebiert ein Ende
an einer Kreuzung.
Welchen Weg wirst Du wählen?
Welchen wirst Du gehen?
Welchen?
Die Wahl liegt zwar bei dir,
doch teile ich mit Dir ein Geheimnis:
Die beste Wahl ist, in die Leere zu gehen,
die beste Wahl ist, sterben zu lassen,
die beste Wahl ist, frei zu fliegen.
(Amy Sophia Marashinsky)
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