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Freitag, 16. November 2012

Donnerstag, 15. November 2012

Gedichte

Was aber finden wir vor,
verurteilt und fremd,
und wonach suchen wir,
trauernd,
in unseren Hoffnungsgedichten,
den empfindsamen Spielen,
Ablichtungen.

So mauern wir Bunker,
zu überleben,
und schreiben uns
frierend
über den Winter.

Gedichte
wie Leuchtfeuer an Land,
wie Botschaften einer anderen Kultur,
Pflugschar,
brechend den Boden,
Gedichte wie Furchen,
in denen Saat aufgeht.

(Wolfgang Bittner)

Mittwoch, 14. November 2012

Your catfish friend


If I were to live my life
in catfish forms
in scaffolds of skin and whiskers
at the bottom of a pond
and you were to come by
one evening
when the moon was shining
down into my dark home
and stand there at the edge
of my affection
and think, "It's beautiful
here by this pond. I wish
somebody loved me,"
I'd love you and be your catfish
friend and drive such lonely
thoughts from your mind
and suddenly you would be
at peace,
and ask yourself, "I wonder
if there are any catfish
in this pond? It seems like
a perfect place for them."

(Richard Brautigan)












Dienstag, 13. November 2012



Wärst du mein Freund gewesen
wir hätten unsere Fehler verziehen
hätten geschwiegen zu unserer Zeit
und gewartet aufeinander mit Geduld
aber wir haben Liebe gesagt

(Irene Kabanyi)

Montag, 12. November 2012

For the restless


So for the restless
Not the peaceful sleeper
This song's for you
And for the faithless
Not the true believer
This song's for you

Vielleicht. Kann sein

Vielleicht brechen wir
eines Tages
unser Reden,
bekennen offen
unser Schweigen.
So leicht
wie das weisseste Weiss
werden wir uns die
Erinnerungen
abnehmen lassen.
Und dann
gehen wir durch die Tür.
Auch
wenn sie verschlossen ist.
Vielleicht. Kann sein.

(Gerhard Eikenbusch)


I always wonder why birds choose to stay in the same place 
when they can fly anywhere on the earth, 
then I ask myself the same question.

(Harun Yahya)


Sonntag, 11. November 2012

Dreams



Hold fast to dreams
For if dreams die
Life is a broken-winged bird
That cannot fly.

Hold fast to dreams
For when dreams go
Life is a barren field
Frozen with snow.

(Langston Hughes)

Samstag, 10. November 2012


Nur zwei Dinge


Durch so viel Form geschritten,
durch Ich und Wir und Du,
doch alles blieb erlitten
durch die ewige Frage: wozu?

Das ist eine Kinderfrage.
Dir wurde erst spät bewußt,
es gibt nur eines: ertrage
- ob Sinn, ob Sucht, ob Sage -
dein fernbestimmtes: Du mußt.

Ob Rosen, ob Schnee, ob Meere,
was alles erblühte, verblich,
es gibt nur zwei Dinge: die Leere
und das gezeichnete Ich.

(Gottfried Benn)




Freitag, 9. November 2012

Im Zweifel für den Zweifel




Though my soul may set in darkness,
It will rise in perfect light;
I have loved the stars too fondly
To be fearful of the night
                        (- Galileo)


Donnerstag, 8. November 2012



Wünsch dir was
sagte die gute Fee

Alt und weise
möchte ich werden
und unerschrocken

Eine eigensinnige Alte
mit silbernen Haaren
ohne Strümpfe
in lila Sandalen
Und Lachfalten
möchte ich haben
ganz viele

(Anne Steinwart)

Mittwoch, 7. November 2012

Menschen bei Nacht


Die Nächte sind nicht für die Menge gemacht.
Von deinem Nachbar trennt dich die Nacht,
und du sollst ihn nicht suchen trotzdem.
Und machst du nachts deine Stube licht,
um Menschen zu schauen ins Angesicht,
so musst du bedenken: wem.
Die Menschen sind furchtbar vom Licht entstellt,
das von ihren Gesichtern träuft,
und haben sie nachts sich zusammengesellt,
so schaust du eine wankende Welt
durcheinandergehäuft.
Auf ihren Stirnen hat gelber Schein
alle Gedanken verdrängt,
in ihren Blicken flackert der Wein,
an ihren Händen hängt
die schwere Gebärde, mit der sie sich
bei ihren Gesprächen verstehn;
und dabei sagen sie: Ich und Ich
und meinen: Irgendwen.

(Rilke)


Dienstag, 6. November 2012

Die meisten Menschen sind wie ein fallendes Blatt, das weht und dreht sich durch die Luft...
Andere aber, wenige, sind wie Sterne, die gehen eine feste Bahn, kein Wind erreicht sie, in sich selber haben sie ihr Gesetz und ihre Bahn. 
(Hermann Hesse, Siddhartha)

Love is not all: It is not meat nor drink
Nor slumber nor a roof against the rain;
Nor yet a floating spar to men that sink
And rise and sink and rise and sink again;
Love can not fill the thickened lung with breath,
Nor clean the blood, nor set the fractured bone;
Yet many a man is making friends with death
Even as I speak, for lack of love alone.
It well may be that in a difficult hour,
Pinned down by pain and moaning for release,
Or nagged by want past resolution's power,
I might be driven to sell your love for peace,
Or trade the memory of this night for food.
It well may be. I do not think I would.

(Edna St. Vincent Millay)

Montag, 5. November 2012

What I have to offer


What I have to offer
Well, check it out
I've learned some things
And I know what it's about

I'm quite discerning and
I"m pretty smart
It takes an awful lot to
Win my heart

But you know that I'm so full of love
For you

(Eels)


Augen in der Großstadt


Wenn du zur Arbeit gehst
am frühen Morgen,
wenn du am Bahnhof stehst
mit deinen Sorgen:
da zeigt die Stadt
dir asphaltglatt
im Menschentrichter
Millionen Gesichter:
Zwei fremde Augen, ein kurzer Blick,
die Braue, Pupillen, die Lider -
Was war das? vielleicht dein Lebensglück...
vorbei, verweht, nie wieder.
Du gehst dein Leben lang
auf tausend Straßen;
du siehst auf deinem Gang, die
dich vergaßen.
Ein Auge winkt,
die Seele klingt;
du hast's gefunden,
nur für Sekunden...
Zwei fremde Augen, ein kurzer Blick,
die Braue, Pupillen, die Lider -
Was war das? Kein Mensch dreht die Zeit zurück...
Vorbei, verweht, nie wieder. 
Du mußt auf deinem Gang
durch Städte wandern;
siehst einen Pulsschlag lang
den fremden Andern.
Es kann ein Feind sein,
es kann ein Freund sein,
es kann im Kampfe dein
Genosse sein.
Er sieht hinüber
und zieht vorüber ...
Zwei fremde Augen, ein kurzer Blick,
die Braue, Pupillen, die Lider -
Was war das?
Von der großen Menschheit ein Stück!
Vorbei, verweht, nie wieder.

(Kurt Tucholsky)

Sonntag, 4. November 2012


“We are buried beneath the weight of information
which is being confused with knowledge
quantity is being confused with abundance 
and wealth with happiness.
We are monkeys with money and guns.” 

(Tom Waits)

Novembertag


Nebel hängt wie Rauch ums Haus, 
Drängt die Welt nach innen. 
Ohne Not geht niemand aus, 
Alles fällt in Sinnen. 
Leiser wird die Hand, der Mund, 
Stiller die Gebärde. 
Heimlich, wie auf Meeresgrund 
Träumen Mensch und Erde.

(Christian Morgenstern)



Samstag, 3. November 2012

Worte in den Wind


Du zahlst für jedes kleine Wort auf Erden,
für jedes Mal, da du das Schweigen brichst.
So tief du liebst, wirst du verwundet werden
und missverstanden, fast sooft du sprichst.

(Masa Kaleko)

Freitag, 2. November 2012

She is always and never the same
Ich habe gesagt: Wolken:
bedeckt die Geliebte
wenn ihr die Sonne zu heiss wird.
Fluss: teil dich, wenn sie ans Ufer kommt.
Häuser: nehmt sie auf, wenn sie ermüdet
und Tische: lasst sie zu.
Wiesen: bindet ihr einen Strauß
und Vögel: singt ihr ein Lied, 
wenn sie erwacht. Steine:
geht aus dem Weg, den sie nimmt
und Berge: versetzt euch, wenn nötig.
Meere: tragt ihren Körper zu den Kontinenten.
Städte: seid freundlich.
Menschen: liebt, die ich liebe.
Ich habe das gesagt. Nun geh.
Hab keine Angst. Man hört auf mich.

(Peter Maiwald)

Das Gefieder der Sprache streicheln
Worte sind Vögel
mit ihnen
davonfliegen.

(Hilde Domin)

Donnerstag, 1. November 2012

Crossroads * Wegkreuzungen


I sit in the blackness of the dark moon night
with my hounds
at the crossroads
where three roads converge
at the crossroads
the place of choice

All paths lead to the crossroads
and all are desireable
but only one can you travel
only one can you choose
choice creates endings
and all beginnings come from endings
at the crossroads

Which one will you choose?
which way will you go?
which?
Though the choice is yours
here’s a secret I’ll share
The way to choose is to enter the void
the way to choose is to let die
the way to choose is to fly free

                             (Amy Sophia Marashinsky)




In dunklen, mondlosen Nächten
   sitze ich mit meinen Hunden
   an den Kreuzungen,
   an denen sich drei Straßen treffen,
   an Kreuzungen,
   die eine Wahl erfordern.

   Alle Wege führen zu Kreuzungen,
   und alle scheinen verlockend,
   doch du kannst nur einen gehen,
   du kannst nur einen wählen;
   jede Wahl gebiert ein Ende
   an einer Kreuzung.

   Welchen Weg wirst Du wählen?
   Welchen wirst Du gehen?
   Welchen?
   Die Wahl liegt zwar bei dir,
   doch teile ich mit Dir ein Geheimnis:
   Die beste Wahl ist, in die Leere zu gehen,
   die beste Wahl ist, sterben zu lassen,
   die beste Wahl ist, frei zu fliegen.

   (Amy Sophia Marashinsky)