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Samstag, 18. Mai 2013


Wo sind die Tage, die so traurig waren
und deren Traurigkeit uns so bezwang?
Die Sonne scheint. Das Jahr ist sich im klaren.
Es ist, um schreiend aus der Haut zu fahren
und als Ballon den blauen Himmel lang!

Die grünen Bäume sind ganz frisch gewaschen.
Der Himmel ist aus riesenblauem Taft.
Die Sonnenstrahlen spielen kichernd Haschen.
Man sitzt und lächelt, zieht das Glück aus Flaschen
und lebt mit sich in bester Nachbarschaft.

Man könnte, denkt man, wenn man wollte, fliegen.
Vom Stuhle fort. Mit Kuchen und Kaffee.
Auf weißen Wolken wie auf Sofas liegen
und sich gelegentlich vornüber biegen
und denken:"Also, das dort ist die Spree."

Man könnte sich mit Blumen unterhalten
und Wiesen streicheln wie sein Fräulein Braut.
Man könnte sich in tausend Teile spalten
und vor Begeisterung die Hände falten.
Sie sind nur gar nicht mehr dafür gebaut.

Man zieht sich voller Zweifel an den Haaren.
Die Sonne scheint, als hätt' es wieder Sinn.
Wo sind die Tage, die so traurig waren?
Es ist, um förmlich aus der Haut zu fahren.
Die große Schwierigkeit ist nur: Wohin?

(Erich Kästner)

Freitag, 17. Mai 2013

Dancing with the beloved

We want life to be perfect, but it is not perfect. It is imperfect, ragged, unfinished. It never seems to be the way we want it to be.
Life resists our expectations and our need for control. Sometimes it appears inscrutable, even disorderly. It isn’t really, but its meaning and order are often subtle, hidden, slow to reveal themselves.
Its order is not our order. What it seems to offer does not seem to match what we want. And we are impatient. We want to impose our order, our will. We want our expectations met, now!
"Get off it," life is constantly telling us. "No matter how hard you try, you aren’t going to get what you want when you want it." Life is constantly asking us to make adjustments, to give up our agenda. It is asking us to give up the conceit that we know the way things are supposed to be.
"Just let things be the way they are," it tells us, "and you will take the first step in the dance."

(Paul Ferrini)





Donnerstag, 16. Mai 2013

Mehr denn je

Was heisst das nur, ich werde alt?
Was heisst das nur, wie soll ich es empfinden?
Ich kann den Morgenhimmel in mir finden
Und Frühlingsstürme - mehr denn je.

Was heisst das nur, ich werde alt?
Was heisst das nur, wie soll man es verstehen?
Ich kann wohl meine Hände altern sehen,
Doch schön ist das Berühren - mehr denn je

Mein Körper ist mir Freund,
Und meine Haut genießt den Wind wie eh und je.
Und all das, was ein reifer Mensch nicht mehr zu fühlen hat,
Das fühl ich mehr denn je.

Was heisst das nur, ich werde alt?
Was heisst das nur, wie soll ich es empfinden?
Ich kann so viel Verwirrung in mir finden
Und ungeduldig bin ich - mehr denn je.

Was heisst das nur, ich werde alt?
Was heisst das nur, wie soll man es verstehen?
Des Lebens Spuren kann ich auf mir sehen,
Doch geh ich neue Wege - mehr denn je.

Was heisst das nur, ich werde alt?
Was heisst das nur, wie soll ich das empfinden?
Ich kann den Morgenhimmel in mir finden
Und Frühlingsstürme - mehr denn je.

(Erika Pluhar)

Imagine a woman


Imagine a woman who believes it is right and good she is a woman.
A woman who honors her experience and tells her stories.
Who refuses to carry the sins of others within her body and life.

Imagine a woman who trusts and respects herself.
A woman who listens to her needs and desires.
Who meets them with tenderness and grace.

Imagine a woman who acknowledges the past’s influence on the present.
A woman who has walked through her past.
Who has healed into the present.

Imagine a woman who authors her own life.
A woman who exerts, initiates, and moves on her own behalf.
Who refuses to surrender except to her truest self and wisest voice.

Imagine a woman who names her own gods.
A woman who imagines the divine in her image and likeness.
Who designs a personal spirituality to inform her daily life.

Imagine a woman in love with her own body.
A woman who believes her body is enough, just as it is.
Who celebrates its rhythms and cycles as an exquisite resource.

Imagine a woman who honors the body of the Goddess in her changing body.
A woman who celebrates the accumulation of her years and her wisdom.
Who refuses to use her life-energy disguising the changes in her body and life.

Imagine a woman who values the women in her life.
A woman who sits in circles of women.
Who is reminded of the truth about herself when she forgets.

Imagine yourself as this woman.

(Patricia Lynn Reilly)

Mittwoch, 15. Mai 2013

Dienstag, 14. Mai 2013


Wem es ein Wort nie verschlagen hat,
und ich sage es euch,
wer bloß sich zu helfen weiß
und mit den Worten -

dem ist nicht zu helfen
Über den kurzen Weg nicht
und nicht über den langen.

Einen einzigen Satz haltbar zu machen,
auszuhalten in dem Bimbam von Worten.

Es schreibt diesen Satz keiner,
der nicht unterschreibt.

(Ingeborg Bachmann)

Land in Sicht

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Montag, 13. Mai 2013


Nähe

so nah bei dir
so nah
ist mir so warm
als wäre ich
in einem andern land
als hätt ich
grenzen hinter mir gelassen
die ich gar nicht kannte
und hielte rast
auf einer wahrhaft
ungeheuren reise
unterwegs
ins herz der welt.

(franz hohler)

Sonntag, 12. Mai 2013


Meine Reisetasche, abgenutzt
in drei Erdteilen:
seit gestern steht sie mitten
im Wohnzimmer.

Dabei habe ich gar nicht vor,
wegzufahren.
Ich wehre mich nur
gegen die Versuchung, zu glauben,
ich sei
schon angekommen –

wehre mich dagegen,
von der Zukunft nichts anderes
zu erhoffen
als die schmerzlose
Fortdauer
der Gegenwart.

(Rainer Malkowski)

Zum Muttertag

Hier ist das tiefste Geheimnis, das niemand kennt.
Hier ist die Wurzel der Wurzel und die Knospe der Knospe.
Und der Himmel vom Himmel eines Baumes, der Leben heisst.
Der höher wächst als die Seele hoffen oder der Verstand verbergen kann.
Und dies ist das Wunder, das die Sterne umeinander kreisen lässt.

Ich trage Dein Herz - ich trage es in meinem Herzen.

(E.E. Cummings)


I’m never gonna wait
that extra twenty minutes
to text you back,
and I’m never gonna play
hard to get
when I know your life
has been hard enough already.
When we all know everyone’s life
has been hard enough already
it’s hard to watch
the game we make of love,
like everyone’s playing checkers
with their scars,
saying checkmate
whenever they get out
without a broken heart.
Just to be clear
I don’t want to get out
without a broken heart.
I intend to leave this life
so shattered
there’s gonna have to be
a thousand separate heavens
for all of my flying parts.

(Andrea Gibson)

Freitag, 10. Mai 2013




Die Hände
vor das Gesicht halten
und die Augen
nicht mehr aufmachen
nur eine Landschaft sehen
Berge und Bach
und auf der Wiese zwei Tiere
braun am hellgrünen Hang
hinauf zum dunkleren Wald

Und das gemähte Gras
zu riechen beginnen
und oben über den Fichten
in langsamen Kreisen ein Vogel
klein und schwarz
gegen das Himmelblau

Und alles
ganz still
und so schön
dass man weiss
das Leben lohnt sich
weil man glauben kann
dass es das wirklich gibt

(Erich Fried)

Donnerstag, 9. Mai 2013

Mittwoch, 8. Mai 2013

You see we're tired, my heart and I.
We dealt with books, we trusted men,
And in our own blood drenched the pen,
As if such colours could not fly.
We walked too straight for fortune's end,
We loved too true to keep a friend;
At last we're tired, my heart and I.

(Elizabeth Barrett Browning)
"Man möchte weinen, weil man nicht so geliebt hat, wie man geträumt hat, lieben zu können. Man möchte weinen, weil das Schönste auf der Welt so unscheinbar dahergeschlendert kommt." 
(Matthias Zschokke)






Dienstag, 7. Mai 2013

To me, photography is an art of observation. It’s about finding something interesting an ordinary place… I’ve found it has little to do with the things you see and everything to do with the way you see them.  (Elliott Erwitt)

Begegnungen im Zoo









Nach dem Winter

Nichts hat sich ereignet 
Hab Holz gehackt und das Holz
redete von Glut
zweiundzwanzig Briefe geschrieben zwei erhalten
dem Regen zugesehn
wie er vom Wind auf Händen
getragen wurde und doch fiel
Ein anderer bin ich jetzt

(Christoph Wilhelm Aigner)

Montag, 6. Mai 2013


We are afloat
On our dreams as on a barge made of ice,
Shot through with questions and fissures of starlight
That keep us awake, thinking about the dreams
As they are happening. 

(John Ashbery)