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Freitag, 26. Mai 2017



zeit  webt  silber 
fäden  in  mein  haar 
unverdrossen  blüht 
grenzenlosigkeit 
will  noch  immer  alles 
oder  nichts 
malt  regen 
bogen  durchs  herz 

( Marianne  Rieter )

Donnerstag, 25. Mai 2017


luft

auf wieviel flügeln
ruht die luft.
schweben ist schwer
das oben
bodenlos.
luftspiegelung
ein traum im sand
wir pflanzen wörter
im luftfeld
gehen
von wort zu wort.
auf wievielen flügeln
ruhen wir
im gehen.

(rose ausländer)

Mittwoch, 24. Mai 2017

die sehnsucht
lässt die erde durch die finger rinnen
alle erde dieser erde
boden suchend
für die pflanze mensch

(Hilde Domin)

Dienstag, 23. Mai 2017


jetzt hoch hinaus
und in des himmels blaue weite
schon leuchten müde
nur noch weiss verblühte sterne
an rändern zwischen grossen bäumen

jetzt hoch hinaus
und ohne flügel deine seele
wie eines flusses wellen ohne an ein ende zu gelangen
wie eines windes segel aufgespannt und frei

jetzt hoch hinaus
und losgelassen von des ortes freude
wo die erinnerung sich wie ein stilles nest hinschmiegt

(Hermann Josef Schmitz)

Sonntag, 21. Mai 2017

dass man ist
dass man gewesen ist
hier war
oder hätte sein können
ein grund für etwas
eine decke für etwas
eine nach der man
sich streckt decke
die zudeckt eine
verdeckt
ein fell
für alle fälle
grün
durch das
der wind geht
und liest

(Doris Runge)

Mittwoch, 17. Mai 2017

Sonntag, 14. Mai 2017

Weg

Allein und zu zweit gehn,
die Vorzeichen nicht übersehn,
im Visier die Uhr
ohne Zeiger.

(Erika Burkhardt)

Donnerstag, 11. Mai 2017

Gute Wünsche

Mögest du die Augenblicke auskosten,
ohne nach morgen zu fragen.
Mögest du dich und die Welt
von innen heraus wahrnehmen.
Mögest du der Wildnis Platz geben.
Mögest du im Sturm singen
und mit dem Donner trommeln.
Mögest du einen Funken
Chaos in dir erlauben,
einen neuen Stern zu gebären.
Mögest du immer
Spielräume haben,
Zeit, mit den Wolken zu ziehen
und am Fluss die Gedanken
fliessen zu lassen.
Mögest du das Lachen
der Schmetterlinge hören.
Mögest du dich von Jasmindüften
betören lassen.
Mögest du dich wiegen lassen
in den Armen deiner Liebsten.
Mögest du vor dem Spiegel stehen
und dich schön finden.
Mögest du mit deinem Lachen
die Leichtigkeit nähren.
Mögest du dir alles verzeihen.
Mögest du dich morgens
an schöne Träume erinnern können.
Mögest du im Blütenregen
ans Ende der Welt tanzen.
Mögest du dir erlauben
anders zu sein.
Mögest du dir
Verrücktheiten zugestehen.
Mögest du nach Feuer riechen
und frischem Heu.
Mögest du mit Spinnen
ins Gespräch kommen
und in Wasserfällen
aus Stein baden.
Mögest du dir
ein Gedicht schreiben,
ein Bild malen und
deinen Namen flüstern.
Mögest du deinen Reichtum
weiterschenken, auf dass
Freude und Glück dort sind,
wo Du bist.
Mögest du immer wieder
die Stille finden.
Mögest du der Göttin vertrauen
und dich des Lebens freuen.
Mögest du deine
Schöpferinnenkraft entfalten
und eine reiche Ernte haben.
Mögest du mit den Flügeln
von Weisheit und Mitgefühl fliegen.
Mögen dich immer
gute Wünsche begleiten

(Cambra Skade)

Mittwoch, 10. Mai 2017

Montag, 1. Mai 2017

Samstag, 29. April 2017

Hinterlasse ein Zeichen

Hinterlasse ein Zeichen, schreib die Namen,
die dich quälen, an die Wand eines Pissoirs.
Mal einen Strich. Und schreib: Wer so hoch
pinkeln kann, der melde sich bei der Feuerwehr.
Hinterlasse ein Zeichen, Kind oder Kegel.
Jemand weiss, dass du wiederkehrst.
Giess Wasser auf die Wüste des Nachbarn.
Vielleicht hat er einst einen Baum gepflanzt
Und weiss es nicht mehr. Der von nebenan.
Und pflanz keinen Efeu. Der wächst von allein.
Begeh kein Verbrechen. Es wird dich erschrecken
Wenn du, wiederkehrend, die Gründe nicht kennst.
Hinterlasse ein Zeichen. Bestiehl die Reichen.
Verachte die Armut. Sie wird dich erkennen.
Spuck aufs Geld. Es wird dich begrüssen.
Lass dich malen. Bau Häuser. Erfind eine Lüge,
von der jedermann sagen wird: Die stammt von dem!
Hinterlasse ein Zeichen. Eine Botschaft. Ein Wort.
Erfinde eine Kreuzung zwischen Vogel und Blume.
Und dem ersten Kind, dem du morgens begegnest,
schenkst du deinen Taglohn und l
Hinterlasse ein Zeichen, schreib die Namen,
die dich quälen, an die Wand eines Pissoirs.
Mal einen Strich. Und schreib: Wer so hoch
pinkeln kann, der melde sich bei der Feuerwehr.
Hinterlasse ein Zeichen, Kind oder Kegel.
Jemand weiss, dass du wiederkehrst.
Giess Wasser auf die Wüste des Nachbarn.
Vielleicht hat er einst einen Baum gepflanzt
Und weiss es nicht mehr. Der von nebenan.
Und pflanz keinen Efeu. Der wächst von allein.
Begeh kein Verbrechen. Es wird dich erschrecken
Wenn du, wiederkehrend, die Gründe nicht kennst.
Hinterlasse ein Zeichen. Bestiehl die Reichen.
Verachte die Armut. Sie wird dich erkennen.
Spuck aufs Geld. Es wird dich begrüssen.
Lass dich malen. Bau Häuser. Erfind eine Lüge,
von der jedermann sagen wird: Die stammt von dem!
Hinterlasse ein Zeichen. Eine Botschaft. Ein Wort.
Erfinde eine Kreuzung zwischen Vogel und Blume.
Und dem ersten Kind, dem du morgens begegnest,
schenkst du deinen Taglohn und lächelst es an.
Hinterlasse ein Zeichen: Um die Welt eines Tages,
nach hundertelf Jahren, wiederzufinden als Heimat.

(Jürg Federspiel)

Freitag, 28. April 2017

       
                                                           
                                                (Franz Hohler) 

Mittwoch, 26. April 2017


sei poet
benütz die sprache als ein federbrett,
spring einen salto in die alphabete,
zieh den satz wie eine flagge hoch.

sei poet
nicht schaf im wolfspelz für ein schattenspiel,
nicht winterkleid für all die dünnen phrasen,
die jedermann zu jedermann an jeden tag erzählt.
dann kannst du gärtner der bagdad sein,
mehr will ich nicht von dir.

sei poet
den innern erdteil sollst du projizieren.
mit magischen laternen und mit spiegeln
die man für zwei kometen überall erhält.


(André Heller)

Donnerstag, 20. April 2017

Dienstag, 11. April 2017

Montag, 10. April 2017

Wofür es sich zu leben lohnt

Für das Rauschen des Meeres,
für das Funkeln der Sterne,
für das Leuchten in den Augen derer, 
die wir lieben.
Für die Musik und für den Tanz,
für die leisen Momente
und für das Innehalten im Trubel der Tage.
Für die Zärtlichkeit
und für die Sonne in unseren Herzen.
Für unsere unermüdliche Hoffnung.

(Jochen Mariss)

Montag, 27. März 2017


Mit dem Akazienduft
fliegt der Frühling
in dein Erstaunen

Die Zeit sagt
ich bin tausendgrün
und blühe
in vielen Farben

Lachend ruft die Sonne
ich schenke euch wieder
Wärme und Glanz

Ich bin der Atem der Erde
flüstert die Luft

Der Flieder
duftet
uns jung

(Rose Ausländer)

Mittwoch, 22. März 2017


Führ mich
an die Plätze der Erde,
die dich tanzen lehren,
die Plätze, an denen du es wagst zu erlauben,
dass die Welt
dein Herz bricht
und ich will dich
an die Orte bringen,
wo die Erde
unter meinen Füssen und die Sterne über mir
mir mein Herz
wieder und wieder
ganz machen

(Oriah Mountain Dreamer)

Donnerstag, 9. März 2017


Jeder tag 
ist ein brief 

Jeden abend 
versiegeln wir ihn 

Die nacht 
trägt ihn fort 

Wer empfängt ihn 

(Reiner Kunze)

Mittwoch, 8. März 2017