Vielleicht ist es möglich,
sich den eigenen Tod so oft vorzustellen,
ihn so liebend zu beschreiben,
ihn wie eine dünne, durchsichtige
Gardine im Wind zu spüren,
seinen Hauch wahrzunehmen
wie einen warmen Abendwind, ohne Angst,
sich an all die vor uns zu erinnern,
die ihm begegnet sind,
und zu wissen, dass er der Anfang von etwas ist,
was wir nicht sagen können,
und dass er durch all diese Übungen
wie ein Freund in unserer Handfläche lebt,
wie der Stamm zwischen unseren Schulterblättern,
oder als Berg in unserem Leben steht,
der uns die Tiefe und die Höhe gibt,
nach der wir uns gesehnt haben.
Vielleicht ist es möglich,
ihn Bruder und Schwester zu nennen,
Bruder Tod, Schwester Tod,
und ihn heimzuholen wie einen Freund,
der bei uns leben will,
weil er nicht knöchern ist,
nicht weiß und leblos,
sondern der Kern des Lebens,
und weil er es ist,
der die letzte Pforte unserer Sehnsucht aufstösst.
(U.Schaffer)