Über dir der Himmel,
der immer auf dich wartet
ohne zu warten, nur da ist
in ständiger Veränderung, mal grau,
dann bis zu den Sternen
endlos blau bis schwarz.
Unter dir die Erde,
braun, grün oder asphaltiert,
belastbar mit deinem ganzen Gewicht
und der Sicherheit, nicht einzusinken,
trotz der Schwere deiner Gedanken.
Nicht allzuweit weg von dir ein Baum,
der aussieht wie deine
gespaltene, heilende Seele.
Er hat auf dich gehofft
von den Wurzeln bis zur Krone,
um dich mit seinem Wesen zu trösten.
Um dich, unfassbar, ohne Gestalt,
aber spürbar,
der Wind, den wir als Kinder
das himmlische Kind nannten,
weil wir wussten, woher er kam.
Er erinnert dich, dass du Geistwesen bist.
Und nachts das Unfassbare selbst
in dem Blick ins Weltall,
auf Sirius, Canopus, Rigel, Beteigeuze,
die dort frei schweben, wie du, wie ich,
als gäbe es keine Schwerkraft.
Brüder und Schwestern, sie alle,
Wesen von unserem Wesen,
die wir alles sind, was uns umgibt,
die wir leuchtend in den Himmel steigen
und erschöpft in die Erde versinken,
die wir aus unsichtbaren
Wurzeln wachsen
und von unserem Ursprung atmen,
Wunder eingebettet in Wunder,
selbst unfassbar,
täglich die Schwerkraft überwindend
und doch auf uns selbst zu fallend,
immer im Chor der ganzen Welt
und ihrer Erlösung.
(Ulrich Schaffner)