Ich kann Dir nicht versprechen, Dich zu trösten,
aber ich verspreche Dir, dass ich mir einen Raum im Herzen bewahre,
in dem Deine Trostlosigkeiten ausruhen können.
Und dass ich Dich nicht missachten werde durch verharmlosende Worte,
und nicht täuschen mit einem Lächeln aus Marmor und falscher Überlegenheit.
Ich kann Dir nicht versprechen, Dich zu halten,
aber ich verspreche Dir, dass ich mich mit Dir erinnern will, an die Kraft,
die uns immer schon hielt, auch in den Zeiten, als wir uns fühlten wie Verlassene.
Ich will mit Dir das Gestern bereisen, mehr noch das Morgen,
aus dem uns diese Kraft ruft, und mit Dir ein neues Hören lernen.
Ich kann Dir nicht versprechen, Dich zu verstehen,
aber ich verspreche Dir, durstig zu bleiben für Deine Wahrheit
und davon zu trinken, so oft wir ahnen,
dass mein Herz an Deiner Fremdheit reifen muss,
dass Du lebst in dem Mass, in dem Du gehört bist,
und dass wir erst in der Begegnung Mensch werden.
Ich kann Dir nicht versprechen, Dich zu bewahren vor dem Kummer der Stunde,
vor der kalten Hand des Verlusts, vor dem nagenden Zweifel
und vor den Dingen, die nicht in unserer Hand liegen,
aber ich verspreche Dir, Deine Hand zu halten, wenn Du sie zur Faust ballst,
zu sprechen, wenn Du Deine Stimme verlierst,
und der Furcht keinen Raum zu geben,
ich könnte an Deiner Wirklichkeit Schaden nehmen.
Denn am Morgen erwachen wir mit der gleichen Sehnsucht,
und nachts wärmen unsere müden Hoffnungen einander,
während wir schlafen, und vielleicht vermögen wir nicht viel,
aber wir vermögen einander Schwester und Bruder,
ja, wir vermögen einander Segen zu sein.
(Giannina Wedde)