Manchmal gehen wir uns selbst verloren.
Dann brauchen wir den Blick des Anderen.
Den hütenden, rettenden, beschwörenden Blick,
der sagt: ich sehe dich noch.
Ich sehe die Schönheit, an die du dich
nicht mehr erinnerst.
Ich sehe dein Scheitern und keinerlei Makel darin.
Ich sehe dein Werden, dort wo du nur noch
den erstickten Keim bedauerst.
Und wir brauchen das Lauschen des Anderen.
Das bergende, rettende, heilende Lauschen,
das sagt: ich höre dich noch.
Ich höre deine unverwechselbare Stimme
unter dem Zittern jedes bangen Atemzugs.
Ich höre dich von den Wegen singen,
die sich schon morgen unter deine Füße
schmiegen werden.
Ich höre den grünenden Raum deines Namens,
mit all der wogenden Traurigkeit darin.
Manchmal gehen wir uns selbst verloren,
und sind doch nur einen Blick
und ein Lauschen entfernt
von unserer Herzmitte.
(Giannina Wedde)