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Montag, 20. August 2012
Sonntag, 19. August 2012
Samstag, 18. August 2012
Freitag, 17. August 2012
Poética
Wie jetzt noch ein Gedicht schreiben,
warum nicht endgültig schweigen
und uns viel nützlicheren Dingen widmen?
Warum die Zweifel vergrössern,
alte Konflikte, unverhoffte Zärtlichkeiten
neu durchleben;
dieses Quentchen Lärm
einer Welt hinzufügen
die mehr ist, die es doch nur zunichte macht?
Wird irgendwas klarer durch solch ein Knäuel?
Niemand braucht es,
Relikt vergangener Herrlichkeiten,
wem hilft es, welche Wunden heilt es?
(Juan Gustavo Cobo-Borda)
¿Cómo escribir ahora poesía,
por qué no callarnos definitivamente
y dedicarnos a cosas mucho más útiles?
¿Para qué aumentar las dudas,
revivir antiguos conflictos,
imprevistas ternuras;
ese poco de ruido
que lo sobrepasa y anula?
¿Se aclara algo con semejante ovillo?
Nadie la necesita.
Residuo de viejas glorias,
¿a quién acompaña, qué heridas cura?
(Consejos para sobrevivir 1974)
Donnerstag, 16. August 2012
Es sind nicht immer die Lauten stark,
nur weil sie lautstark sind.
Es gibt so viele, denen das Leben
ganz leise viel echter gelingt.
Die stehen nicht auf Bühnen, füllen keine Feuilletons.
die kämpfen auf schwereren Plätzen.
Die müssen zum Beispiel in Großraumbüros
sich der Unmenschlichkeit widersetzen.
Die schützt kein Programm, kein Modedesign.
Die tragen an sich etwas schwerer.
Die wollen ganz einfach nur anständig sein
und brauchen keine Belehrer.
Die schreiben nie Lieder.
Die sind Melodie.
So aufrecht zu gehen,
lerne ich nie.
(Konstantin Wecker)
Mittwoch, 15. August 2012
Dienstag, 14. August 2012
Sonntag, 12. August 2012
Ausgesetzt
in einer Barke von Nacht
trieb ich
und trieb an ein Ufer.
An Wolken lehnte ich gegen den Regen.
An Sandhügel gegen den wütenden Wind.
Auf nichts war Verlass.
Nur auf Wunder.
Ich ass die grünenden Früchte der Sehnsucht,
trank von dem Wasser, das dürsten macht.
Ein Fremdling, stumm vor unerschlossenen Zonen,
fror ich mich durch die finsteren Jahre.
Zur Heimat erkor ich mir die Liebe.
(Mascha Kaléko)
Freitag, 10. August 2012
poetry
it
takes
a lot of
desperation
dissatisfaction
and disillusion
to
write
a
few
good
poems.
it's not
for
everybody
either to
write
it
or even to
read
it.
(Charles Bukowski)
Aufbruch
Es wird kommen der Tag,
da verlasse ich, zaghaft
zuerst, dann beherzt
meine einsame Insel.
Wage mich endlich hervor
aus dem bewährten Versteck
und der sicheren Deckung,
fast ohne Angst und ohne
noch einmal mich umzusehn.
Meine Rüstung tue ich
ab und alle die Waffen,
das Wenn und das Aber
und steige ins Boot.
Wehrlos werde ich sein
und verwundbar, ich weiß,
auf dem offenen Meer
und einzig beschützt
von der Liebe.
(Lothar Zenetti)
Donnerstag, 9. August 2012
Dienstag, 7. August 2012
Der Traum vom Fliegen
... und wenn du es wieder mal müde bist,
wie eng und begrenzt dein Leben ist,
und die ganze Erde erscheint dir fast
umsponnen von einem grauen Netz,
in dem du dich hilflos verfangen hast,
ein Netz aus Gewohnheit, Gewalt und Gesetz,
ein Netz aus Grenzen von Staat zu Staat,
Grenzen aus Dummheit und Stacheldraht,
Grenzen des Geldes, begrenzte Zeit
Und die Grenzen der eigenen Fähigkeit...
...und wenn du dich wieder mal wund gestoßen
an den Gitterstäben, den kleinen und großen,
und du weißt genau: Du kommst nie mehr vom Flecke,
du bleibst gefangen im engen Raum,
dann hockst du dich nieder in deiner Ecke
und träumst den alten Traum:
Da breitest du weit deine Arme aus
Und ein tiefer Atemzug!
Du schwingst dich empor über Straße und Haus
Im traumhaften Vogelflug.
Du fliegst und du fliegst und du brauchst kein Ziel
Das Dasein selbst ist Glück!
Keine Grenze dort unten bekümmert dich viel,
du möchtest nie zurück.
Es ist alles so einfach. Du wunderst dich kaum.
Und du weißt in dein Traum: Es ist kein Traum!
Und du fragst dich, warum man es je vergisst,
warum man nicht glaubt daran,
dass man immer so frei wie ein Vogel ist
und in Wahrheit fliegen kann.
(Michael Ende)

Sonntag, 5. August 2012
Lebendig ist, wer wach bleibt
Sich dem anderen schenkt
Das Bessere hingibt
Niemals rechnet
Lebendig ist, wer das Leben liebt
Seine Begräbnisse, seine Feste
Wer Märchen und Mythen
auf den ödesten Bergen findet
Lebendig ist, wer das Licht erwartet
in den Tagen des schweren Sturms
Wer die stillen Lieder
ohne Geschrei und Schüsse wählt
Sich dem Herbst hinwendet
und nicht aufhört zu lieben
(Luigo Nono)
Samstag, 4. August 2012
und vor sich, den sommer
nicht nur die morgen alle des sommers -, nicht nur
wie sie sich wandeln in tag und strahlen vor anfang.
nicht nur die tage, die zart sind um blumen, und oben,
um die gestalteten bäume, stark und gewaltig.
nicht nur die andacht dieser entfalteten kräfte,
nicht nur die wege, nicht nur die wiesen im abend,
nicht nur, nach spätem gewitter, das atmende klarsein,
nicht nur der nahende schlaf und ein ahnen, abends...
sondern die nächte! sondern die hohen, des sommers,
nächte, sondern die sterne, die sterne der erde.
(rainer maria rilke)
Freitag, 3. August 2012
nachtgesang
ich warte nicht mehr
auf die besseren zeiten
schwarzblauer himmel über uns
silbersterne dran
hand in hand mit dir
den fluss entlang
bäume links und rechts
sehnsucht auf den ästen
hoffnung im herz
ich räume mein zimmer auf
ich zünde eine kerze an
ich male ein gedicht
ich küsse mich
nicht mehr deinen körper entlang
durch deinen nabel hindurch
in deine träume hinein
meine liebe in deinem mund
dein feuer in meinem schoss
schweissperlen auf der haut
ich ziehe mich ganz warm an
ich zeichne die lippen rot
ich spreche mit den blumen
ich lausche nicht mehr
auf ein zeichen von dir
hole deine briefe hervor
schaue deine bilder an
disskusionen mit dir bis nach mitternacht
visionen zwischen uns
kinder lachen uns zu
ich mache die fenster weit auf
ich schnüre die schuhe fest zu
ich nehme den hut
ich träume nicht mehr
in die einsame stunden
dein gesicht in die zeit
dein schatten ist nur eine kalte gestalt
ich packe die erinnerungen ein
ich blase die kerze aus
ich öffne die tür
ich warte nicht mehr
auf die besseren zeiten
ich gehe auf die strasse hinaus
blütenduft auf der haut
den schirm in der hand
den fluss entlang
schwarzblauer himmel über mir
silbersterne dran
bäume
links und rechts
sehnsucht auf den ästen
hoffnung im herz
ich liebe dich
ich warte nicht mehr
(Ayim May, aus: "Blues in schwarz weiß", Gedichte)
Donnerstag, 2. August 2012
Sonntag, 29. Juli 2012
Samstag, 28. Juli 2012
wünsche
frag mich nicht
nach meinen wünschen
sie träumen mich
ich wandere
tausendundeine nacht
fort von den
verwünschten
wünschen
(rose ausländer)
Freitag, 27. Juli 2012
Gedicht an die Dauer
Dauer wird nur möglich, wenn es gelingt,
bei meiner Sache zu bleiben
und dabei behutsam zu sein
aufmerksam, langsam,
voll Geistesgegenwart bis in die Fingerspitzen
(Peter Handke)
Donnerstag, 26. Juli 2012
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