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Samstag, 30. April 2011

alles schmerzt sich einmal durch
bis auf den eignen grund
und die angst vergeht
schön die scheune
die nach längst vergangnen ernten
leer am wegrand steht
 
(Jan Skácel)

Freitag, 29. April 2011

Ein Windlicht steck ich mir an
ein Freudenlicht
mir heimzuleuchten
wer weiss
wie viele Wendungen mein Weg
noch hat.

(Marie Luise Kaschnitz)

Sonntag, 24. April 2011

Neue Wege

Neue Wege möchte ich finden
schmerzhaft ungegangene
vom Du zum Ich.
Keine Handbreit an mir
die deinem Eintritt widersteht.

(Hilde Domin)

Samstag, 23. April 2011

Freitag, 22. April 2011

Austreibung

Ich weiß, ich schreibe,
mir die Geister auszutreiben,
das Gesindel von Ängsten,
das mich verfolgt.
Noch weiß ich nicht genau,
wer diese neue Frau ist, die ich bin,
so wie eine Stadt nach der Katastrophe unbekannt ist,
wenn die Bezugspunkte
bestimmter Bauwerke nicht mehr vorhanden sind.
Ich weiß nur, mich überzieht
ein geologisches Netz von Rissen,
aus denen zeitlose Vergangenheiten aufsteigen;
ihr Beben kann ich nicht messen,
so sehr ich mich anstrenge.
Dunkel errate ich, taste, ahne
das Ende einer schmerzhaften,
aber immer noch süßen,
Blindheit.

(Giaconda Belli)
Ich kann dir die Welt nicht zu Füssen legen
Sie gehört mir nicht.
Ich werde dir keinen Stern pflücken:
Ich habe kein Geld für Blumen und keine Zeit
Verse zu machen nur für dich: Mein Leben
wird so und so zu knapp sein für ein ganzes.
Wenn ich dir sage: für dich werd ich alles tun
werde ich dir eine Lüge sagen. (Du weisst es)
Ich liebe dich mit meiner ganzen Liebe.

(Heiner Müller)

Donnerstag, 21. April 2011

Mittwoch, 20. April 2011

"Hope" is the thing with feathers
that perches in the soul
and sings the tune withouth the words
and never stops at all

(Emily Dickinson)

Dienstag, 19. April 2011

When the easy way
is intersected
by a path of difficulty
-Mark a holy place.

(Black Elk)

Aufhebung

Sein Unglück
ausatmen können

tief ausatmen
so daß man wieder
einatmen kann

Und vielleicht auch sein Unglück
sagen können
in Worten
in wirklichen Worten
die zusammenhängen
und Sinn haben
und die man selbst noch
verstehen kann
und die vielleicht sogar
irgendwer sonst versteht
oder verstehen könnte

Und weinen können

Das wäre schon
fast wieder
Glück

(Erich Fried)

Montag, 18. April 2011

"Vielleicht sind alle Drachen unseres Lebens Prinzessinnen, die nur darauf warten uns einmal schön und mutig zu sehen. Vielleicht ist alles Schreckliche im Grunde das Hilflose, das von uns Hilfe will."

(R.M. Rilke)
When we open to the terrifying truth that we can't control life, we open to life's incredible, fragile beauty.

(Anne Cushman)

Sonntag, 17. April 2011

Nicht aufzuhalten

Dieses verrückte Kind
das losrennt
das Leben zu umarmen
das hinfällt
aufsteht und weiterläuft
mit zerschlagenen Knien
Dieses verrückte Kind
das Hoffnung heißt
an Liebe glaubt

(Anne Steinwart)

Samstag, 16. April 2011

Bohr ein Loch in den Sand
sprich ein Wort hinein
sei leise
vielleicht
wächst dein kleines Vertrauen
irgendwann
gross in die Sonne

(Konstantin Wecker)

Freitag, 15. April 2011

And if I did not make mistakes
And give too brief a thought to heavy questions
And too much time to little matter;
Or if I always knew which road to travel
Where every step would lead me into daylight
And if each face that turned to watch me pass
Was broken by a smile;
Or if whenever I should choose to lay my heart
Bare upon the sun-warmed grass,
It always was returned with tender touches
And carried by a song;
And if my heaviest burden were only to be
A breeze upon my back, and blossom in my hair,
And my brow was never crossed with lines of pain;
If all this endless summer were my lot
And winter's fury never beat me back,
Then I never would have seen the stormy nights
Through which I've struggled, fought and won;
I never would have known the joy of needed comfort given,
Or the essence of a friend

(Katie Paton)

Donnerstag, 14. April 2011

bleib aufrecht
rät die rose
zeig dornen
sei stolz
beuge dich nur
der liebe

(-kurt marti)

Mittwoch, 13. April 2011

Abschied


Ich ließ meinen Engel lange nicht los,
und er verarmte in meinen Armen
und wurde klein, und ich wurde groß:
und auf einmal war ich das Erbarmen,
und er eine zitternde Bitte bloß.
Da hab ich ihm seinen Himmel gegeben, -
und er ließ mir das Nahe, daraus er entschwand;
er lernte das Schweben, ich lernte das Leben
und wir haben langsam einander erkannt...

(R.M. Rilke)

Montag, 11. April 2011

And the day came when the risk to remain tight in a bud
was more painful than the risk it took to blossom
 (Anais Nin)

Sonntag, 10. April 2011

Samstag, 9. April 2011

ZIEMLICH VIEL MUT

Ich finde doch, daß ziemlich viel Mut in der Welt ist,
Wenn man die Tage bedenkt, an denen es gar nicht recht hell wird.
Und die Jahre ganz ohne Hoffnung. Wenn man bedenkt,
Daß es gar niemanden gibt, der nicht seine Sorgen hätte,
Zumindest diese: Kind, was wird dir geschehen?
Und wir wissen doch alle, wie sehr wir mißtrauen
Dem Dach über unserem Kopf und der Erde zu unseren Füssen

(Marie-Luise Kaschnitz)

Mittwoch, 6. April 2011

Ich möchte dir zeigen,
dass der Horizont
durchaus aufgehen kann
wie ein riesiger Vorhang
Und es möglich ist
sich über den Rand der Welt
zu beugen
Wo das Leuchten einer Sonnenblume
die Blüten des Tages erhellt


(Gioconda Belli)

Dienstag, 5. April 2011

Nicht sich verstecken
vor den Dingen
der Zeit
in die Liebe

Aber auch nicht
vor der Liebe
in die Dinge
der Zeit


(Erich Fried)
ich bin nicht ich.
ich bin der, der neben mir geht
und den ich nicht sehe.
den ich manchmal besuche
und den ich oft vergesse.
derjenige, der ruhig bleibt, wenn ich rede,
der vergibt, wenn ich hasse,
derjenige, der spazieren geht,
wenn ich zu hause bleibe,
der bleiben wird,
wenn ich sterbe.


 (-juan ramon jimenez)
"Sometimes I feel it is dangerous to wait for things"
- Katherine Mansfield

Montag, 4. April 2011

Beziehungsweise

Ist es denn nicht möglich,
sich täglich nahe zu sein,
ohne alltäglich zu werden
voneinander entfernt zu sein,
ohne sich zu verlieren ...?

Beziehungsweise sich
maßlos zu lieben,
ohne sich lieblos zu maßregeln
einander gewähren zu lassen,
ohne die Gewähr zu verlieren ...?

Beziehungsweise
einander sicher zu sein,
ohne sich abhängig zu machen
einander Freiheit zu gewähren,
ohne sich unsicher zu werden ...?

Beziehungsweise ...

(-Jochen Mariss)
O nein, o nein,
ich hab’ mein Leben nicht im Griff,
überhaupt nicht.
Eher umgekehrt:
ES hat MICH.
ES:
Das Leben jetzt,
das Sterben einst,
doch darin,
hoff ich,
DU.

(Kurt Marti)

Sonntag, 3. April 2011

 Ring the bells that still can ring
 Forget your perfect offering
There is a crack in everything
That is how the light gets in

(Leonard Cohen)

Freitag, 1. April 2011


Ich setzte den Fuss in die Luft und sie trug.

-Hilde Domin

Die fünf Freiheiten

Die Freiheit zu sehen und zu hören was im Moment wirklich da ist, anstatt was sein sollte, gewesen ist oder erst sein wird.
Die Freiheit das auszusprechen, was ich wirklich fühle und denke, und nicht das, was von mir erwartet wird.
Die Freiheit zu meinen Gefühlen zu stehen, und nicht etwas anderes vorzutäuschen.
Die Freiheit um das zu bitten, was ich brauche, anstatt immer erst auf Erlaubnis zu warten.
Die Freiheit in eigener Verantwortung Risiken einzugehen, anstatt immer nur auf Nummer sicher zu gehen und nichts Neues zu wagen.

(Virginia Satir)