"Unterwegs auf den großen Reisewegen des Lebens. In vertrauten Gefilden, in der Wildnis, durch Wüsten, über hohe Pässe, im Dorf herumspaziert – der Lebenskoffer ist dabei. Er füllt sich mit all den Geschichten, den Wandergeschichten, mit Lachen und Tränen, mit Erkenntnissen, mit allem Erfahrenen, mit den Berührungen der Jahreszeiten.
In meinem Lebenskoffer ist eine Feuerkugel, sie ist gefüllt mit der Asche vieler Feuer, an denen ich gelernt und gelebt habe, an denen ich mich beheimatet habe und wieder weitergezogen bin, wenn es Zeit war, an das nächstältere Feuer zu gehen. Dazu habe ich auch einen Aschlöffel.
Eine Schale mit Lebensabschnittsblumen ist im Koffer. Ich kenne die Weiße und die Rote gut, weil ich ihren Duft lange Zeit eingeatmet und ihre Qualitäten erkundet habe. Dann ist da noch eine kleinere Blume in der Schale, sie färbt sich ins Schwarz. Diese ist mir noch unbekannter. Jede der Blumen hat unzählige eigene Geschichten und Blumen und Blütenblätter hervorgebracht.
Fäden liegen auch im Koffer, Verbindungsfäden – zu den Spirits, zu Menschen und Tieren und Landschaften, zu AhnInnen, Fäden, die weit ins Gestern führen und zarte, die sich ins Morgen spinnen. Ein Geisterkästchen von einer Freundin ist im Lebenskoffer, darin sind die Wege in andere Welten aufgezeichnet, die Schwellen, die Pfade, die Boote, die ins Nagual tragen.
Ein Teil des Koffers hütet die Visionen, die gelebten und umgesetzten und die begrabenen. Das ist wie mit den Träumen, auch sie haben ihren Platz. Dann gibt es die Geschichtenschachteln. Eine wichtige Substanz ist die Heimatmedizin, sie ist in einem Behältnis, das sehr dehnbar und weich ist. Kraftquellen und Wurzeln gibt es und Verschiedenstes zum Fliegen.
Ganz viel heilige Alltagsgeschichten finde ich und im Heiligeck ein paar Scheinheiligbrösel und ein kleines Schmunzeln dazu. Je mehr ich in meinem Lebenskoffer stöbere, umso mehr gibt es zu entdecken. Wie reich und gefüllt muss da erst ein uralter Lebenskoffer sein."
(Cambra Skade)