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Montag, 3. Juni 2013

Wings



What we find in a soulmate 
is not something wild to tame 
but something wild to run with.

(Robert Brault)
Heute erwachte ich 
ganz still als Poetin 
und stellte mir vor ich könnte 
mich einfach hinfliessen lassen zur Liebe 
wie ein träges Segelschiff 
spielerisch dem Winde folgt. 
Ich könnte plötzlich da sein, 
eine Erscheinung, 
das Klappern der Schreibmaschinen 
vergessen 
das Telefon 
die Zeit 
und Dich anschaun 
als ob nichts auf der Welt wichtiger sei. 
Diese Vogelgefühle machen mir Angst 
weiss ich doch nicht wie weit 
die Stäbe des Käfigs sind 
die ich manchmal in Deiner Stimme spüre 
wenn Du mich zurückholst 
in die Wirklichkeit.

Weisst Du denn, ob ich nicht 
an einem heimlichen 
magischen Ort 
wo ein freundlicher 
gütiger Zauberer haust 
den Kompass finde 
der mir den Weg weist 
zu Deinem Herzen 
und mich nicht irren lässt in dem Wald 
wo der Kobold der hinter Deinen Augen lebt 
sein Häuschen hat mit Teekannen, 
Spiegeln und Zaubertiegeln?

Es gibt Tage, da füllen sich 
meine Arme mit Blumen
und meine Haut riecht 
nach duftenden Kräutern 
und ich zerzause mein Haar, 
ziehe meine Schuhe aus 
und denke, diese ganze Verrücktheit 
gefällt mir. 
Du kannst Dir nicht vorstellen 
wie sehr mir gefällt 
Eva zu sein und Dir meine Welt 
zu benennen 
und zu beobachten wie Du 
mit diesem seltsamen Ausdruck 
als ob Du mich um den Schlüssel bätest
und gleich wieder zurückzucktest 
in die Vernunft 
mit komplizierten Fäden knüpfst 
was uns kitzelt 
damit wir Telefon und Schreibtisch 
verlassen 
die verschiedenen Planeten vergessen, 
die wir
bewohnen
in freiem Flug aus dem Fenster schweben 
- nackt wie übermütige Engel -
die Labyrinthe der Lebensrosen öffnen 
die aberwitzigen Maschinen 
des Todes stoppen 
und zur Mitte der Sonne gelangen 
zur Mitte des köstlichen Wahnsinns 
wo ein Kuss
alle Weisheit 
des unerforschlichen Universums 
enthält

(Giaconda Belli)