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Donnerstag, 8. März 2018

zum Weltfrauentag

Ich achte die Frau, die das kann,
was ich manchmal mühsam üben muss –
nahtlos mit der Welt verbunden zu sein,
nicht über ihr Denken, sondern über ihr Wesen.

Ich achte die Frau, die nicht schweigt,
weil sie Frau ist, auch wenn Männer sie behindern
und nicht ahnen oder zugeben wollen,
dass sie so wertvoll ist wie sie selbst.
Sie hat es geschafft, am Mannsein und Frausein
vorbeizusehen und das Menschsein zu erkennen.
Sie glaubt, dass wir alle erst Mensch
und dann Frau oder Mann sind.

Ich achte die Frau,
die ihren Mann verlässt,
ohne sich zu schämen für ihre unstillbare Sehnsucht
nach einem Leben, das sich zu leben lohnt,
nachdem sie es jahrelang mit ihm versucht hat
und er sich geweigert hat diesen Weg mit ihr zu gehen.

Ich achte die Frau in mir,
die sich nicht schämt,
sich mir ungeschützt zu zeigen,
um mich zu beschenken mit ihrer Zartheit,
mit dem Reichtum ihres Gespürs
und der Flut ihrer Bilder.

Ich achte die Frau, die bei ihrem Mann bleibt
und dabei über alles hinauswächst,
was sie dachte und fühlte,
die nicht kleiner, sondern größer wird
in der Enge, die er versucht auf sie zu legen,
und der sie mit ihrer inneren Weite begegnet.

Ich achte die Frau, die ihren Körper ehrt
und ihn nicht verschenkt wie etwas Wertloses,
weil sie ihren Körper bewohnt
und ihn zu ihrer Heimat gemacht hat.

Ich achte die Frau,
die in ihrem Geschlecht keine Grenze sieht,
und die Welt erobert, als gehöre sie ihr,
weil sie ihr gehört, genau so wie jedem Mann.
Sie lebt in sich
und braucht auf keine Weise Mann zu werden
um etwas in der Welt zu gelten.

Ich achte die Frauen,
von denen ich gelernt habe Frauen zu achten,
und spüre, dass ich mich selbst dadurch achte
und ein anderer werde.
Durch sie habe ich in Frage gestellt,
was ich als Mann bin und wie ich mich sehe.

Ich achte die junge Frau,
die ihre ganze Energie hineinlegt
in die Veränderung der Welt
für Frauen überall, und sich nicht aufhalten lässt
von denen, die ihre Verwöhnung
weiter leben wollen,
die männliche und die weibliche Variante.

Ich achte die Frau,
die Männer und Frauen herausfordert,
Menschen zu werden,
wie sie selbst zuerst Mensch ist
und alles andere dem folgt.

(Ulrich Schaffer)