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Dienstag, 22. Januar 2013


Eh noch die Eiszeit ausbricht
ein letzter warmer Atemzug
ein Wort noch
ach das quillt schon
mit Novemberatem
in den kalten Tag

Der Mann da auf dem Bürgersteig
trägt Reif um seine Stirn
zwischen den Zähnen mahlt er langsam
aus Glas die Kugel
zu Dezemberstaub.

Gott
eh die Nacht kommt
gib noch einmal Licht
ganz hell und heiss
eh die Armee von Feiglingen
die Sohlen ihrer Stiefel probt
im Schnee

Wo sind wir denn bloss hingekommen
Das Ungeborene übt
den Bückling schon
Wer schützt uns noch
und wie
vor uns?

(Bettina Wegner)


Empfänger unbekannt


Vielen Dank für die Wolken.
Vielen Dank für das Wohltemperierte Klavier und,
warum nicht, für die warmen Winterstiefel.
Vielen Dank für mein sonderbares Gehirn
und für allerhand andre verborgne Organe,
für die Luft, und natürlich für den Bordeaux.
Herzlichen Dank dafür, dass mir das Feuerzeug nicht ausgeht,
und die Begierde, und das Bedauern, das inständige Bedauern.
Vielen Dank für die vier Jahreszeiten,
für die Zahl und für das Koffein,
und natürlich für die Erdbeeren auf dem Teller,
gemalt von Chardin, sowie für den Schlaf,
für den Schlaf ganz besonders,
und, damit ich es nicht vergesse,
für den Anfang und das Ende und die paar Minuten dazwischen inständigen Dank,
meinetwegen für die Wühlmäuse draußen im Garten auch.

( Hans-Magnus Enzensberger)