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Donnerstag, 20. Oktober 2011

Noch nicht und nicht mehr

Wir hängen dazwischen.
Altes ist leer geworden.
Worte und Gesten betreffen uns nicht mehr.

Wir warten. Wir überlegen.
Wir sind unsicher. Wir ahnen.

Das Neue ist noch nicht da.
Vorsichtig hat es sich angedeutet.
Es hat noch keinen Namen.
Unsere Vorstellungen sind noch zu eng.
Müdigkeit ist unser gefährlichster Feind,
und die Mutlosigkeit begleitet uns
wie ein ständiger Schatten.

Ich will Altes loslassen,
um wieder Neues umarmen zu können.
Und auch das will ich wieder loslassen,
in einer ständigen Entwicklung
auf meinen Ursprung zu,
auf die Vollkommenheit,
aus der ich komme und zu der ich gehe.

(Ulrich Schaffer)

Fragen und Antworten


Wo sie wohnt?
Im Haus neben der Verzweiflung.
Mit wem sie verwandt ist?
Mit dem Tod und der Angst.
Wohin sie gehen wird
wenn sie geht?
Niemand weiß das.

Von wo sie gekommen ist?
Von ganz nahe oder ganz weit.
Wie lange sie bleiben wird?
Wenn du Glück hast
solange du lebst.
Was sie von dir verlangt?
Nichts oder alles.

Was soll das heißen?
Daß das ein und dasselbe ist.

Was gibt sie dir
- oder auch mir - dafür?
Genau soviel wie sie nimmt
Sie behält nichts zurück.
Hält sie dich
- oder mich - gefangen
oder gibt sie uns frei?
Es kann uns geschehen
daß sie uns Freiheit schenkt.
Frei sein von ihr
ist das gut oder schlecht?
Es ist das Ärgste
was uns zustoßen kann.

Was ist sie eigentlich
und wie kann man sie definieren?
Es heißt daß Gott gesagt hat
daß er sie ist.

(Erich Fried)



Danke, liebe Gabi, für dieses wunderbare Gedicht!