.

.

Samstag, 31. März 2018

Mit Dichtung musst du was an
fangen können eine Reise
um die Welt einen Fisch
aus dem Meer - anfangen
wie eine Liebe mit vierzehn
fangen den Ton aus dem Jägerhorn

Mit Dichtung musst du was an
fangen wollen die Fahrkarte
musst du schon selber kaufen
oder die Angel den Engel
nicht leugnen wenn er dich ruft
trau dich ihm zu folgen

im Flug ohne Angst
vor dem Absturz oder
der anderen Welt
in die er dich führt
als wärest du dort
schon immer zu Hause gewesen

(Ulla Hahn)

Donnerstag, 29. März 2018

Das Licht

Es hat mich begleitet,
beinahe jeden Tag.
Es zeigte mir das Meer und die Tiere,
den Schnee auf den Bergen
und im Waldschatten den Farn.
Ich habe mich für das Licht
nicht bedankt.
Es wies auf die Gegenstände
und lehrte mich sprechen.
Es lehrte mich lesen und schreiben
nach der Natur.
Ich habe mich für das Licht
nicht bedankt.
Einmal zog es sich zurück,
und ich konnte im Spiegel
meine Augen nicht finden.
Aber dann kehrte es wieder,
und ich habe mich
flüsternd bedankt.

(Rainer Malkowski)

Sonntag, 25. März 2018

The greatest fear in the world 
is the opinion of others, 
and the moment you are
unafraid of the crowd, 
you are no longer a sheep, 
you become a lion. 
A great roar arises in your heart,
the roar of freedom.

(Osho)

Donnerstag, 22. März 2018

Gehen wir in die Stunden hinein
gehen wir ins Ungewisse hinaus
gehen wir als Regen
gehen wir als Halme rieseln wir als Sand

gehen wir behutsam
lassen wir das Leichte fliegen
lassen wir das Schwere liegen
geben wir den Schatten unsere Schatten
geben wir den Nächten unseren Atem
gehen wir

(Werner Lutz)

Sonntag, 18. März 2018

Samstag, 17. März 2018


Das Wort Hoffnung und das Wort Vertrauen
das Wort Dankbarkeit und das Wort Treue
Freiheit nenne ich und das Wort Mut
auch Gerechtigkeit und das grosse Wort Frieden
und was wir Glück nennen Glückseligkeit
die unbegreifliche Gnade und das leise Wort Geduld
und das Wort Erbarmen ja davon lebe ich

Das Wort Mutter und das Wort Brot
Kind sage ich mein Vater mein Freund
und Freundlichkeit und Geborgensein
Meer sage ich und Baum und Himmel
Wolke und Siebenarmiger Leuchter
Traum sage ich und Nacht meine Schwester
ich nenne die Liebe und das zärtliche Wort Du

Feiern will ich die Wörter
von denen wir leben

(Lothar Zenetti)

Freitag, 16. März 2018


Berühre die Dinge mit Deinen Blicken,
mit Deinem Segen,
als kehrten sie heim nach langer Reise,
als wollten sie nirgends sein als bei Dir.
Der Stift auf dem Tisch, mit dem Du schon so oft
schreibend Land gewonnen hast in den Wogen des Lebens.
Der Stuhl, auf dem ein liebgewonnener Gast saß
und Dir Brücken über die Einsamkeit baute.
Das Bett, auf dem Du reist
in die Tiefen Deiner Träume,
in das, was sich wie über die tönernen Ränder
eines reichlich gefüllten Kruges
in die Welt verströmen will.
Das Fensterkreuz, das Deine Blicke ordnet,
während sie dem Mondlicht folgen
mit ahnungsvoller Sehnsucht.
Das Regal, das sich biegt
unter dem Gewicht der Bücher,
unter geschriebenen Worten, 
die eine harte Welt erweichten 
für einen flüchtigen Augenblick.
Berühre die Dinge mit Deinen Blicken,
mit Deinem Segen,
mit zärtlichem Dank für ihre Freundschaft,
mit heiterem Staunen über ihre Geduld.
Sie dienen Dir täglich und wachsen Dir ans Herz
mit ihrer stummen Hingabe an Deinen Wunsch,
inmitten schmerzlicher Übergänge
hier und da vor Anker zu gehen,
fühlbaren Grund unter Deinen Händen,
für einen Moment selbstgenügsamen Glücks,
für einen Moment leidloser Gegenwärtigkeit.

(Giannina Wedde)

Samstag, 10. März 2018

Es ist die Neugier, 
die mich antreibt. 
Sie führt mich tief 
ins Herz der Welt.

(Arundhati Roy)



Bild: Heike Maria

Donnerstag, 8. März 2018

zum Weltfrauentag

Ich achte die Frau, die das kann,
was ich manchmal mühsam üben muss –
nahtlos mit der Welt verbunden zu sein,
nicht über ihr Denken, sondern über ihr Wesen.

Ich achte die Frau, die nicht schweigt,
weil sie Frau ist, auch wenn Männer sie behindern
und nicht ahnen oder zugeben wollen,
dass sie so wertvoll ist wie sie selbst.
Sie hat es geschafft, am Mannsein und Frausein
vorbeizusehen und das Menschsein zu erkennen.
Sie glaubt, dass wir alle erst Mensch
und dann Frau oder Mann sind.

Ich achte die Frau,
die ihren Mann verlässt,
ohne sich zu schämen für ihre unstillbare Sehnsucht
nach einem Leben, das sich zu leben lohnt,
nachdem sie es jahrelang mit ihm versucht hat
und er sich geweigert hat diesen Weg mit ihr zu gehen.

Ich achte die Frau in mir,
die sich nicht schämt,
sich mir ungeschützt zu zeigen,
um mich zu beschenken mit ihrer Zartheit,
mit dem Reichtum ihres Gespürs
und der Flut ihrer Bilder.

Ich achte die Frau, die bei ihrem Mann bleibt
und dabei über alles hinauswächst,
was sie dachte und fühlte,
die nicht kleiner, sondern größer wird
in der Enge, die er versucht auf sie zu legen,
und der sie mit ihrer inneren Weite begegnet.

Ich achte die Frau, die ihren Körper ehrt
und ihn nicht verschenkt wie etwas Wertloses,
weil sie ihren Körper bewohnt
und ihn zu ihrer Heimat gemacht hat.

Ich achte die Frau,
die in ihrem Geschlecht keine Grenze sieht,
und die Welt erobert, als gehöre sie ihr,
weil sie ihr gehört, genau so wie jedem Mann.
Sie lebt in sich
und braucht auf keine Weise Mann zu werden
um etwas in der Welt zu gelten.

Ich achte die Frauen,
von denen ich gelernt habe Frauen zu achten,
und spüre, dass ich mich selbst dadurch achte
und ein anderer werde.
Durch sie habe ich in Frage gestellt,
was ich als Mann bin und wie ich mich sehe.

Ich achte die junge Frau,
die ihre ganze Energie hineinlegt
in die Veränderung der Welt
für Frauen überall, und sich nicht aufhalten lässt
von denen, die ihre Verwöhnung
weiter leben wollen,
die männliche und die weibliche Variante.

Ich achte die Frau,
die Männer und Frauen herausfordert,
Menschen zu werden,
wie sie selbst zuerst Mensch ist
und alles andere dem folgt.

(Ulrich Schaffer)

Freitag, 2. März 2018

Donnerstag, 1. März 2018

Die Körper Erwachsener
kommen daher mit 
Dehnungsstreifen und Narben
Gesichtern, in denen gelebt wurde,
entspannten Brüsten und Bäuchen,
schmerzenden Rücken
und abgetretenen Füssen:
Fleisch, das empfindlich ist
und offensichtlich auch sterblich.
Sie kommen daher auch
mit blauen Flecken auf ihren Herzen,
Wunden, die sie nicht vergessen können
und jeder und jede von ihnen
in der Seele Geliebte
die nicht wiederkommen
und die nicht aus den Gedanken 
gestrichen werden können.
Und doch ist da eine Schönheit
jenseits der Ebenmässigkeit der Jugend;
und mein Herz verlangt 
nach der Anmut dieser Sehnsucht,
sie strömt durch Körper, 
die sich nicht mehr anstrengen unschuldig zu sein,
sondern nach Versöhnung verlangen.

(Janet Morley)