.

.

Mittwoch, 31. August 2011

Die vollkommene Stille
der wir uns nur noch ganz selten stellen
ist erfüllt
von ungesagten Worten
nicht gezeigten Gesten
verdrängten Liebeserklärungen
unausgesprochenen Verwundungen

in dieser vollkommenen Stille
liegt unsere Wirklichkeit verborgen
Deine
und
Meine


(Margot Bickel)

Samstag, 27. August 2011

Just the ordinary days, please.
I wouldn't want them any better.
About the pace of life, it seems best to have
 slow, if-I-can-stand-them revelations.
And take this message about the inevitable:
I've decided it's all right if it comes.

(William Stafford)

Freitag, 26. August 2011

You do not have to be good.
You do not have to walk on your knees
For a hundred miles through the desert, repenting.
You only have to let the soft animal of your body
love what it loves.
Tell me about your despair, yours, and I will tell you mine.
Meanwhile the world goes on.
Meanwhile the sun and the clear pebbles of the rain
are moving across the landscapes,
over the prairies and the deep trees,
the mountains and the rivers.
Meanwhile the wild geese, high in the clean blue air,
are heading home again.
Whoever you are, no matter how lonely,
the world offers itself to your imagination,
calls to you like the wild geese, harsh and exciting --
over and over announcing your place
in the family of things.

(Mary Oliver)

Mittwoch, 24. August 2011



Wenn es nur einmal
ganz still wäre.
Wenn das Zufällige
und das Ungefähre verstummte
und das nachbarliche Lachen,
wenn das Geräusch,
das meine Sinne machen,
mich nicht so sehr
verhinderte am Wachen -

Dann könnte ich
in einem tausendfachen Gedanken
bis an deinen Rand dich denken

und dich besitzen
(nur ein Lächeln lang),
um dich an alles Leben
zu verschenken
wie einen Dank.

(Rainer Maria Rilke)

Dienstag, 23. August 2011

Sonntag, 21. August 2011

Ich weiß nicht,
ob das kleine Glück ein großes ist,
ein Glas, wie aus Kristall,
das funkelt in der Sonne.

Ich weiß nicht,
ob es standhält, wenn die Stürme toben,
ob es bricht, wenn Regentropfen fallen
oder wenn ein hartes Wort den Alltag trübt
und Tränen fließen.

Gib, dass auf guten Boden fällt, was wir empfangen,
und dass wir sorgsam hüten, was uns glücklich macht.

(Vreni Merz)

Montag, 15. August 2011

Diese Sehnsucht
dich beim Namen zu nennen
Diese Angst
dich beim Namen zu nennen

Diese Sehnsucht
Wort zu halten
Diese Angst
nur Wort zu halten

Diese Sehnsucht nach einem Leben
das kein Gedicht wird
Diese Angst vor einem Gedicht
das ein Leben vorwegnimmt.


Samstag, 13. August 2011

Mut
zum Leben
kommt
ohne Vorankündigung.
Neugieriges
Staunen.
Tränenreiche
Arbeit.
Nähe.
Zerissenheit.
Einlassen
im Mut
zu mir
ermöglicht
ungeahnte Begegnungen.

Iris Pohlers

Sonntag, 7. August 2011

Freitag, 5. August 2011

Goodbye brother sea

And so we leave as we have come
goodbye Brother Sea
I take with me some of your shingle
some of your blue salt
some of your infinity
and some of your brightness
and of your unhappiness.
You were able to tell us many things
about your destiny as a sea
here we are with a bit more hope
here we are with a bit more wisdom
and we leave as we have come
goodbye Brother Sea
(Nazim Hikmet)

Donnerstag, 4. August 2011

Niemand kann dir die Brücke bauen,
auf der du gerade über den Fluß des Lebens schreiten mußt,
Niemand außer dir allein.
Zwar gibt es zahllose Pfade und Brücken und Halbgötter,
 die dich durch den Fluß tragen wollen,
aber nur um den Preis deiner selbst:
du würdest dich verpfänden und verlieren.
Es gibt in der Welt einen einzigen Weg,
auf welchem niemand gehen kann außer dir:

Wohin er führt? Frage nicht, gehe ihn.


(Friedrich Nietzsche: Unzeitgemäße Betrachtungen)