Heute erwachte ich
ganz still als Poetin
und stellte mir vor ich könnte
mich einfach hinfliessen lassen zur Liebe
wie ein träges Segelschiff
spielerisch dem Winde folgt.
Ich könnte plötzlich da sein,
eine Erscheinung,
das Klappern der Schreibmaschinen
vergessen
das Telefon
die Zeit
und Dich anschaun
als ob nichts auf der Welt wichtiger sei.
Diese Vogelgefühle machen mir Angst
weiss ich doch nicht wie weit
die Stäbe des Käfigs sind
die ich manchmal in Deiner Stimme spüre
wenn Du mich zurückholst
in die Wirklichkeit.
Weisst Du denn, ob ich nicht
an einem heimlichen
magischen Ort
wo ein freundlicher
gütiger Zauberer haust
den Kompass finde
der mir den Weg weist
zu Deinem Herzen
und mich nicht irren lässt in dem Wald
wo der Kobold der hinter Deinen Augen lebt
sein Häuschen hat mit Teekannen,
Spiegeln und Zaubertiegeln?
Es gibt Tage, da füllen sich
meine Arme mit Blumen
und meine Haut riecht
nach duftenden Kräutern
und ich zerzause mein Haar,
ziehe meine Schuhe aus
und denke, diese ganze Verrücktheit
gefällt mir.
Du kannst Dir nicht vorstellen
wie sehr mir gefällt
Eva zu sein und Dir meine Welt
zu benennen
und zu beobachten wie Du
mit diesem seltsamen Ausdruck
als ob Du mich um den Schlüssel bätest
und gleich wieder zurückzucktest
in die Vernunft
mit komplizierten Fäden knüpfst
was uns kitzelt
damit wir Telefon und Schreibtisch
verlassen
die verschiedenen Planeten vergessen,
die wir
bewohnen
in freiem Flug aus dem Fenster schweben
- nackt wie übermütige Engel -
die Labyrinthe der Lebensrosen öffnen
die aberwitzigen Maschinen
des Todes stoppen
und zur Mitte der Sonne gelangen
zur Mitte des köstlichen Wahnsinns
wo ein Kuss
alle Weisheit
des unerforschlichen Universums
enthält
(Giaconda Belli)