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Samstag, 31. August 2013

On Approaching Forty

The thought pursues me through this dreary town
where the wind sweeps down from the high plateau
and where a diving chimney swift can cut
the slender thread of mountains far away.

So soon come forty years of restlessness,
of tedium, of unexpected joy,
quick as a gust of wind in March is quick
to scatter light and rain. Soon come delays,
snatched from the straining hands of those I love,
torn from my haunts, the customs of my years
suddenly crushed to make me understand.
The tree of sorrow shakes its branches...

The years rise like a swarm around my shoulders.
Nothing has been in vain. This is the work
which all complete together and alone,
the living and the dead, to penetrate
the impenetrable world, down open roads,
down mineshafts of discovery and loss,
and learned from many loves or only one,
from father down to son--till all is clear.

And having said this, I can start out now,
easy in the eternal company
of all things living, of all things dead,
to disappear in either dust or fire,
if any fire endures beyond its flame.

(Mario Luzi)


Freitag, 30. August 2013

An jedem Tag
richtest du dich ein
in dieser Welt
liebst den Wechsel
liebst das Bleiben
bleibst unterwegs
in wechselnden Zeiten
suchst im Gehen was gilt
im Bleiben was bleibt
hältst am Endes des Tages
die Hoffnung in Händen

(Annemarie Schnitt)

Donnerstag, 29. August 2013

Unsaid

So much of what we live goes on inside–
The diaries of grief, the tongue-tied aches
Of unacknowledged love are no less real
For having passed unsaid. What we conceal
Is always more than what we dare confide.
Think of the letters that we write our dead.

(Dana Gioia)

Mittwoch, 28. August 2013


Variations of HOME



Ich will mit dem gehen, den ich liebe.
Ich will nicht ausrechnen, was es kostet.
Ich will nicht nachdenken, ob es gut ist.
Ich will nicht wissen, ob er mich liebt.
Ich will mit ihm gehen, den ich liebe.

(Bertold Brecht)

Dienstag, 27. August 2013

Time passes slowly

Bob Dylan - Time Passes Slowly #1 from Columbia Records on Vimeo.

I don’t know any perfect people -
 only really really flawed people 
who are still worth loving.

(John Green)

Montag, 26. August 2013


Sprache

Halt mich in deinem Dienst
lebenslang
in dir will ich atmen

Ich dürste nach dir
trinke dich Wort für Wort
mein Quell

Dein zorniges Funkeln
Winterwort

Fliederfein
blühst du in mir
Frühlingswort

Ich folge dir
bis in den Schlaf
buchstabieren deine Träume

Wir verstehn uns aufs Wort
wir lieben einander

(Rose Ausländer)

Sonntag, 25. August 2013

Da wo ich wohne
wechselt das Leben seine Farben
wie der Himmel an einem Spätsommerabend
tanzen Licht und Schatten
im launischen Wolkenspiel

Vogelschwärme
ziehen über die Hausdächer hinweg
und rufen ihre Lieder
in einer fremden Sprache
in die anbrechende Nacht hinein








Sometimes

Sometimes, 
Memories are like the rain showers 
Sprinkling down upon you 
Catching you unaware. 

Sometimes, 
Memories are like thunderstorms 
Beating down upon you 
Relentness in their downpour 
And then they will cease, 
Leaving you tired and bruised. 

Sometimes, 
Memories are like shadows 
Sneaking up behind you 
Following you around 
Then they disappear, 
Leaving you sad and confused. 

Sometimes, 
Memories are like comforters 
Surrounding you with warmth, 
Luxuriously abundant, 
And sometimes they stay, 
Wrapping you in contentment. 

(Marsha Updike)

Samstag, 24. August 2013


And did you get what
you wanted from this life, even so?
I did.
And what did you want?
To call myself beloved, to feel myself
beloved on the earth.

(Raymond Carver)


Nicht hell nicht dunkel
vom Erwachen kaum berührt
vom Morgen nur gestreift
ein Tag ohne Mitte
eine Gleichgültigkeit
ein Schiff
das über versunkenen Schiffen
westwärts zieht

 (Werner Lutz)

Freitag, 23. August 2013

Mittwoch, 21. August 2013

Es gibt keine Pflicht des Lebens,
er gibt nur eine Pflicht des Glücklichseins.
Dazu allein sind wir auf der Welt,
und mit aller Pflicht und aller Moral und allen Geboten
macht man einander selten glücklich,
weil man sich selbst damit nicht glücklich macht.
Wenn der Mensch gut sein kann,
so kann er es nur, wenn er glücklich ist,
wenn er Harmonie in sich hat, also wenn er liebt.
Dies war die Lehre, die einzige Lehre der Welt;
dies sagte Jesus, dies sagte Buddha, dies sagte Hegel.
Für jeden ist das einzig Wichtige auf der Welt
sein eigenes Innerstes, seine Seele,
seine Liebesfähigkeit.
Ist die in Ordnung, so mag man Hirse oder Kuchen essen,
Lumpen oder Juwelen tragen,
dann klingt die Welt mit der Seele zusammen,
ist gut, ist in Ordnung.

(Hermann Hesse)

Dienstag, 20. August 2013

Den Augenblick pflücken
im Fluss der Zeit
Wirkliches wahrnehmen
Wahres verwirklichen
festhalten
was nicht zu halten
mit wachem Blick
das Schöne bergen
in der zerfließenden Zeit

(Annemarie Schnitt)



nächsten sommer

der nächste sommer wird bestimmt besser.
warum, weiß ich nicht.
im frühling werde ich mich verlieben
wenn es gar nicht anders geht in mich
und im august wird es regnen
das war schon immer so.
im nächsten sommer werde ich
geld haben zum reisen
ein haus bauen, verrückt werden
erfolgreich. es wird alles so gut werden
dass ich sprechen und schreiben aufgeben kann
im nächsten sommer, wenn er da ist
werde ich meine bücher verbrennen
und in die asche schreiben
werde die mülltonne füllen mit musik
die man am anfang der sterne hört
mit kochtöpfen und flaschen voller staub.
dann wird es den ganzen august regnen
aber der liebe wird das egal sein
ich weiß nicht, warum. ich
werde keine heimat mehr haben
frei sein von mir
und anders träumen
nicht nur im schlaf
nächsten sommer
wenn alles besser wird.
früh im jahr wird es zu schneien beginnen
aber in der umarmung der nacht
spürt man nichts davon
die einsamkeit ist ein bettler
singt vor der haut, hat keine tränen
ich weiß das am besten.
dann aber, dann
ist alles gut.

( ludwig fels)

Montag, 19. August 2013

Was ich nicht bin

Was ich nicht bin:
Ich bin kein Spielverderber
Ich bin kein Kostverächter
Ich bin kein Kind von Traurigkeit.
Was ich erstens, zweitens und drittens nicht bin:
Ich bin erstens kein Träumer, zweitens kein Einsiedler und drittens kein
Bewohner des Elfenbeinturms.
Was ich nicht bin:
Ich bin kein Stimmvieh.
Was ich leider nicht bin:
Ich bin leider kein Held
Ich bin leider kein Millionär.
Was ich gottseidank nicht bin:
Ich bin gottseidank kein Automat
Ich bin gottseidank keiner, mit dem man machen kann, was man will.

(Peter Handke)

Sonntag, 18. August 2013

Places we love

Places we love exist only through us, 
Space destroyed is only illusion in the constancy of time, 
Places we love we can never leave, 
Places we love together, together, together, 

And is this room really a room, or an embrace, 
And what is beneath the window: a street or years? 
And the window is only the imprint left by 
The first rain we understood, returning endlessly, 

And this wall does not define the room, but perhaps the night 
Your son began to move in your sleeping blood, 
A son like a butterfly of flame in your hall of mirrors, 
The night you were frightened by your own light, 

And this door leads into any afternoon 
Which outlives it, forever peopled 
With your casual movements, as you stepped, 
Like fire into copper, into my only memory; 

When you go, space closes over like water behind you, 
Do not look back: there is nothing outside you, 
Space is only time visible in a different way, 
Places we love we can never leave. 

(Ivan V. Lalić)

 Gehst du, schliesst hinter dir Raum sich wie mit Wasser, 
Schau nicht zurück: Um dich herum bist du allein, 
Raum ist nur Zeit, die sich uns anders sichtbar macht, 
Wir können Orte, die wir lieben, nie verlassen.

(Ivan V. Lalić)

Im Wald







Samstag, 17. August 2013

Die vielen Dinge, die du tief versiegelt
durch deine Tage trägst in dir allein,
die du auch im Gespräche nie entriegelt,
in keinem Brief und Blick sie liessest ein,

 die schweigenden, die guten und die bösen,
die so erlittenen, darin du gehst,
die kannst du erst in jener Sphäre lösen,
in der du stirbst und endend auferstehst.

(Gottfried Benn)





Freitag, 16. August 2013

Manchmal, wenn ein Vogel ruft
oder ein Wind geht in den Zweigen
oder ein Hund bellt im fernsten Gehöft,
dann muss ich lange lauschen und schweigen.


Meine Seele flieht zurück,
bis wo vor tausend vergessenen Jahren
der Vogel und der wehende Wind
mir ähnlich und meine Brüder waren.


Meine Seele wird Baum
und ein Tier und ein Wolkenweben.
Verwandelt und fremd kehrt sie zurück
und fragt mich. Wie soll ich Antwort geben?

(Hermann Hesse)


Donnerstag, 15. August 2013

A Dream of Trees

There is a thing in me that dreamed of trees, 
A quiet house, some green and modest acres 
A little way from every troubling town, 
A little way from factories, schools, laments. 
I would have time, I thought, and time to spare,
With only streams and birds for company, 
To build out of my life a few wild stanzas. 
And then it came to me, that so was death, 
A little way away from everywhere. 

There is a thing in me still dreams of trees, 
But let it go. Homesick for moderation, 
Half the world’s artists shrink or fall away. 
If any find solution, let him tell it. 
Meanwhile I bend my heart toward lamentation 
Where, as the times implore our true involvement, 
The blades of every crisis point the way. 

I would it were not so, but it is. 
Who ever made music of a mild day?

(Mary Oliver)


Für gewöhnlich sieht der Mensch nur das Stoppelfeld der Vergänglichkeit; 
was er übersieht, sind die vollen Scheunen der Vergangenheit. 
Im Vergangensein ist nämlich nichts unwiederbringlich verloren, 
vielmehr alles unverlierbar geborgen. 

(Viktor Frankl)

Mittwoch, 14. August 2013


Im Traum
nicht einmal mehr
suche ich
mein verlorenes Paradies
bei dir

ich erfinde es
besser allein
für mich

In Wirklichkeit 
will ich
einfach nur leben
mit dir
so gut es geht

(Karin Kiwus)

Dienstag, 13. August 2013

Montag, 12. August 2013

We travel, 
some of us 
forever,
 to seek 
other states, 
other lives, 
other souls.

( Anaïs Nin)

Ereignisse

Welle sein 
schäumend im sanften 
Murmeln deines Blutes 

Dämmern am Rand deines Seins 
kauern, das Haar zerfliessend an deiner Schulter 
gehalten vom Streicheln deiner Hand 
Sprachlos flüstern 
längst gesagter Worte 
altbekannt seit der ersten Paarung 
eines Mannes und einer Frau 
die einer im anderen 
die Welt entdecken. 

Sanftes Tier sein 
das dich sucht mit offenen Augen 
und denkt das Leben ist schön 
und stark und unerwartet neu.

(Gioconda Belli)


Sonntag, 11. August 2013

In guten Stunden
kann ich fühlen, was wahr ist

- und ich verlange
keine Beweise.

In guten Stunden
kann ich lieben

- ohne dass der Traum
zum Gespött wird.

Iin guten Stunden
sprechen die Vögel,

und die Wurzeln des alten Baums
singen.

(Rainer Malkowski)


Spätsommer, dieses Gespür
von Abschied voraus.
Hinter dir fällt schon die Tür
ins beschattete Haus.

Wind, der die Weite durchmisst:
deine Wege von morgen.
Was du verloren hast, ist
aufs neue zu borgen.

Bis der Herbststurm erwacht,
magst du noch draussen zelten,
die Schüsse während der Nacht
brauchen nicht dir zu gelten.

Fuchsfallen, im Acker getarnt,
findest du blind.
Erst wenn der Häher dich warnt,
weisst du: die Treibjagd beginnt.

[Dagmar Nick]





Samstag, 10. August 2013

Freitag, 9. August 2013

Du willst an etwas festhalten
das Dich nicht halten kann
an das Du Dich nicht halten kannst
weil es Dir keinen Halt zu geben vermag

Du möchtest Dich anlehnen
an Deine Erinnerungen
Dich wärmen in Anlehnung
an ihre warmen Farben

Du trägst und trauerst ihnen nach
dass Du sie nie halten konntest
weil sie Dich nie halten konnten
und Dich stets und nie zurück ließen
weil sie nie wieder die selben waren
und auch Du nie wieder selbe warst
nie wieder der selbe sein werden kannst
auch wenn Du das noch so gern wolltest

Doch all das wirst Du erst wieder sehen
wenn dieser Zustand vergangen ist

(Connor Fairuza Angilotti)

Donnerstag, 8. August 2013

Still, what I want in my life
is to be willing
to be dazzled –
to cast aside the weight of facts

and maybe even
to float a little
above this difficult world.
I want to believe I am looking

into the white fire of a great mystery.
I want to believe that the imperfections are nothing –
that the light is everything… And I do.

(Mary Oliver)

time and tide

Hundstage

Es riecht nach
Heu Hitze und
Weissem Klee.
Träume steigen
Auf an die
Himmelsränder.

(Sarah Kirsch)

Dienstag, 6. August 2013

Ich will viel

Du siehst, ich will viel. 
Vielleicht will ich Alles: 
das Dunkel jedes unendlichen Falles 
und jedes Steigens lichtzitterndes Spiel. 

Es leben so viele und wollen nichts, 
und sind durch ihres leichten Gerichts 
glatte Gefühle gefürstet. 

Aber du freust dich jedes Gesichts, 
das dient und dürstet. 

Du freust dich Aller, die dich gebrauchen 
wie ein Gerät. 

Noch bist du nicht kalt, und es ist nicht zu spät, 
in deine werdenden Tiefen zu tauchen, 
wo sich das Leben ruhig verrät. 

(Rainer Maria Rilke)

Montag, 5. August 2013

And now I know what most deeply connects us

after that summer so many years ago,
and it isn’t poetry, although it is poetry,

and it isn’t illness, although we have that in common,

and it isn’t gratitude for every moment,
even the terrifying ones, even the physical pain,

though we are halfway through
it, or even the way you describe the magnificence

of being alive, catching a glimpse,

in the store window, of your blowing hair and chapped lips,
though it is beautiful, it is; but it is

that you’re my friend out here on the far reaches

of what humans can find out about each other.

(Jason Shinder)


Summersong




Sonntag, 4. August 2013

Reality demands
we also state the following:
life goes on.

(Wisława Szymborska)













Samstag, 3. August 2013

Heimliche Übung

Wir haben heimlich
Leben geübt
Immer dann
Wenns niemand sah
Probierten wir
Wie Lachen schmeckt
Wie Traurigsein
Und Küssen
Denn irgendwann
Das wussten wir
Würde es stattfinden
Das Leben
Und dann ist es gut
Vorher geübt zu haben

(Maja Dahinden )

Freitag, 2. August 2013



Bleibe an meiner Seite
Auf meiner Wegstrecke
Die ins Ungewisse führt

Bleibe an meiner Seite
Bis ich selbst
Das Ziel erkennen kann

Du, mein Freund
Bleibe an meiner Seite
Bis ich morgen
Meinen Weg allein gehe

Bleibe an meiner Seite
Und ich werde übermorgen
Dich begleiten

(Margot Bickel)

Donnerstag, 1. August 2013

Butterflies are free....and so are we




Ich kenne deine Zärtlichkeit
wie die Fläche meiner eigenen Hand.
Manchmal, zwischen zwei Träumen, fällt mir ein
als hätte ich sie schon einmal verloren.
Fast jede Nacht
fast jedes Mal, wenn ich einschlafe
im selben Augenblick
schließt du mich in deine schwere Umarmung
fängst mich
steckst mich in die laue Höhle deines Schlafes
und legst meinen Kopf auf deine Schulter.

(Idea Vilarino)