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Samstag, 31. Mai 2014
Füreinander zu Singen
Sein Händedruck sagt ihrer Hand
Jetzt bin ich da. Nur müde.
Lass mich ganz bei dir sein
als wäre ich allein.
Ihr Mund sagt seinem Nacken
Ja. Ich weiß was war und ist.
Ich bin auch dann bei dir
wenn du alleine bist.
(Ulla Hahn)
Sonntag, 25. Mai 2014
Unterwegs
Heute bin ich
unterwegs
auf Wolken
male mit dem Fuss
den Himmel blau.
Meine Hand
streichelt ein Grau
bis es weiss wird.
Die Kleider
schenke ich dem Abend,
weil ihm die Farbe Schwarz
so gut gefällt.
Leise flüstere ich mit Venus.
Sie lädt mich ein,
heute Nacht
mit ihr gemeinsam
die Sonne zu umkreisen.
(Christiane Schwarze)
Leises Licht
Ganz leise leise leise geht das Licht
den ich nicht kenne geht an meiner Seite
wir gehen wie ein Paar auf schöne Art
und scheu schau ich ihm manchmal ins Gesicht
Das neben meinem liegen wird wenn alles Licht
gegangen ist wird er an meiner Seite
mich Lieben wie ein Mann auf schöne Art
und treu und bleiben und es gibt ihn nicht.
(Ulla Hahn)
Samstag, 24. Mai 2014
An meinen Schutzengel
Den Namen weiß ich nicht. Doch du bist einer
Der Engel aus dem himmlischen Quartett,
Das einstmals, als ich kleiner war und reiner,
Allnächtlich Wache hielt an meinem Bett.
Wie du auch heisst - seit vielen Jahren schon
Hältst Du die Schwingen über mich gebreitet
Und hast, der Toren guter Schutzpatron,
Durch Wasser und durch Feuer mich geleitet.
Du halfst dem Taugenichts, als er zu spät
Das Einmaleins der Lebensschule lernte.
Und meine Saat mit Bangen ausgesät,
Ging auf und wurde unverhofft zur Ernte.
Seit langem bin ich tief in deiner Schuld.
Verzeih mir noch die eine - letzte - Bitte
Erstrecke deine himmlische Geduld
Auch auf mein Kind und lenke seine Schritte.
Er ist mein Sohn. Das heisst: Er ist gefährdet.
Sei um ihn tags, behüte seinen Schlaf.
Und füg es, daß mein liebes schwarzes Schaf
Sich dann und wann ein wenig weiss gebärdet.
Gib du dem kleinen Träumer das Geleit.
Hilf ihm vor Gott und vor der Welt bestehen.
Und bleibt dir dann noch etwas freie Zeit,
Magst du bei mir auch nach dem Rechten sehen.
(Mascha Kaléko)
Mittwoch, 14. Mai 2014
Mut gibt es gar nicht.
Sobald man überlegt, wo man ist, ist man schon an einem bestimmten Punkt.
Man muss nur den nächsten Schritt tun.
Mehr als den nächsten Schritt kann man überhaupt nicht tun.
Wer behauptet, er wisse den übernächsten Schritt, lügt.
So einem ist auf jeden Fall mit Vorsicht zu begegnen.
Aber wer den nächsten Schritt nicht tut, obwohl er sieht,
dass er ihn tun könnte, tun müsste, der ist feig.
Der nächste Schritt ist nämlich immer fällig.
Der nächste Schritt ist nämlich nie ein großes Problem. Man weiß ihn genau.
Eine andere Sache ist, dass er gefährlich werden kann. Nicht sehr gefährlich.
Aber ein bisschen gefährlich kann auch der fällige nächste Schritt werden.
Aber wenn du ihn tust, wirst du dadurch, dass du erlebst,
wie du ihn dir zugetraut hast, auch Mut gewinnen.
Während du ihn tust, brichst du nicht zusammen, sondern fühlst dich gestärkt.
Gerade das Erlebnis, dass du einen Schritt tust,
den du dir nicht zugetraut hast, gibt dir ein Gefühl von Stärke.
Es gibt nicht nur die Gefahr, dass du zu viel riskierst,
es gibt auch die Gefahr, dass du zu wenig riskierst.
Dem Gehenden schiebt sich der Weg unter die Füsse.
(Martin Walser)
Sonntag, 11. Mai 2014
Im Dunkeln liegen
ängstlich und traurig
und plötzlich kommt
jemand
und zündet eine Kerze an.
Und die stille Flamme
tröstet und wärmt.
Im Dunkeln stehen,
den Kopf müde gesenkt,
und plötzlich kommt
jemand
und weist zum Himmel.
Und du staunst
über die Vielzahl
der leuchtenden Sterne.
Im Dunkeln liegen,
schlaflos die Nacht
durchweinen,
und plötzlich kommt
jemand
und zeigt nach draußen,
wo über den Dächern
die Morgenröte aufsteigt
und den neuen Tag ankündigt.
Im Dunkeln gehen,
fern von den anderen,
und plötzlich kommt
jemand
und lädt dich ein,
in sein erleuchtetes Haus
und in den Kreis seiner Freunde.
(Ute Latendorf)
Freitag, 9. Mai 2014
Donnerstag, 8. Mai 2014
Go fly a kite
A kite is a victim you are sure of.
You love it because it pulls
gentle enough to call you master,
strong enough to call you fool;
because it lives
like a desperate trained falcon
in the high sweet air,
and you can always haul it down
to tame it in your drawer
(Leonard Cohen)
Sonntag, 4. Mai 2014
Wirklich leben können wir nur in der Niederlage.
Die Freundschaften werden tiefer,
die Liebe erhebt ihr wachsames Haupt.
Sogar die Dinge werden rein.
Die Mauersegler tanzen in der Luft,
im Abgrund heimisch.
Die Blätter der Pappeln zittern.
Nur der Wind ist reglos.
Die dunklen Silhouetten der Feinde heben sich ab
vom hellen Fond der Hoffnung. Die Tapferkeit
wächst. Von ihnen sagen wir: sie, von uns: wir,
von mir: du. Der bittere Tee schmeckt
wie ein Bibelspruch. Dass uns ja nicht
der Sieg überrascht.
(Adam Zagajewski)
Donnerstag, 1. Mai 2014
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