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Samstag, 28. Februar 2015




mein raum
ein weiss
zwischen wörtern

in einem atemzug
genannt

fühle die leere
aus

ergebe mich

dazwischen.

(Otto Lenk)

Freitag, 27. Februar 2015

Vorfrühling



sag mir ein wort 
ich sag dir ein gedicht

erzähl mir einen wunsch 
ich erzähl dir ein leben

halt meine hand 
giess den wortbaum in mir

(Freitag ist Rosa)

Mittwoch, 25. Februar 2015

Schlechte Tage,
an denen man in den Lexika blättert
– erstaunt
über die Fülle der Welt.

(Rainer Malkowski)

Hefe essen, damit das Glück aufgeht
die Schwächen hätscheln
die Perspektiven tanzen lassen
mit hellen Gedanken
durch die Dunkelheiten schlendern
Labyrinthe anlegen
damit die Mäuse nicht gelangweilt sind
hoffen dass der Wind kräftig bleibt
ein Wort formen eine Nichtigkeit küssen
auf einem Augenblick treiben
jahrhundertelang

(Werner Lutz)

Dienstag, 24. Februar 2015


Allgemeine Biographie

Manchmal haben wir uns gesehen, 
wie wir wirklich sind - 
und wir haben schnell
in eine andere Richtung geschaut.

Manchmal haben wir uns vorgenommen, 
zu sein, was wir nicht können. 

Manchmal 
wissen wir alles.
Auch: Wissende und Unwissenden
sind einander gleich
in der Unfähigkeit,
sich zu helfen.

(Rainer Malkowski)

Montag, 23. Februar 2015

Sonntag, 22. Februar 2015

neues geschehen lassen


das leben
wächst mir zu
von unten
oben
innen
aussen
das dunkle
öffnet sich
das licht
empfängt mich neu
der übergang
geschieht von selbst
nur da sein
warten
nehmen
spüren
es ist schon alles da
und wird
mit jedem atemzug
geschenkt

(Almut Haneberg)


Freitag, 20. Februar 2015

Am Ende aller Wege
muss es weitere Wege geben und Uhren
ohne Uhrwerk
die sich durchs Zeitlose ticken
in aufreizender Sinnlosigkeit

(Werner Lutz)

Dienstag, 17. Februar 2015

Lange bevor
Wir uns stürzten auf Erdöl, Eisen und Ammoniak
Gab es in jedem Jahr
Die Zeit der unaufhaltsam und heftig grünenden Bäume.
Wir alle erinnern uns
Verlängerte Tage
Helleren Himmels
Änderung der Luft
Des gewiss kommenden Frühjahrs.

(Bertolt Brecht)

Montag, 16. Februar 2015

Singen
Den Freudengesang
Eines Traumes
Den Trauergesang
Unserer Zeit
Das Helle
Du bist
Ein Fünkchen Licht
Das finstre
Gedröhn und Gerassel
Der Maschinen
Wir
Müssen wach sein
Unsere Stimme
Wach halten
Um singen zu können
Ein
Ruhiger
Atmender Morgen

(Rose Ausländer)

Sonntag, 15. Februar 2015

Hoffen

Hoffen heisst auch den Hoffenden spielen,
Hoffen heisst auch sich gegen das eigene Herz als Hoffende aufzuführen.
Es heisst also arbeiten, kämpfen, reden als ginge das Leben 
und als sei es nicht vom Äussersten bedroht.
Es heisst übrigens nicht nur arbeiten. 
Es heisst auch Musik hören und Wein trinken 
und Bücher lesen und Freundinnen besuchen 
und tun, als hätte man alle Zeit der Welt.
Noch einmal, man muss sich zwiespältig machen
 und sich den Riss in die eigene Hoffnungslosigkeit erlauben.
Nur so kann man leben.

(Fulbert Steffensky)

Samstag, 14. Februar 2015

Verschollenes Tier


Hier in der Türe
wo der Nebel wartet
müsste ich wütend sein
auf diesen Winter
und den Zorn um mich schlagen
als hochgeschlossenen Mantel
und hinausgehen
in die Kälte die weich zurückweicht

(Erich Fried)

Noch ist Raum
für ein Gedicht.
Ein Gedicht ist ein Raum
Wo man atmen kann.

(Rose Ausländer)

Donnerstag, 12. Februar 2015

Mittwoch, 11. Februar 2015

Die ausgetretenen Wortwege 
verlasse ich,
um einzutreten
in den Raum des Schweigens.
Warten will ich,
bis die Stille
das Laute überwächst
und ich ganz Ohr werde
für Deine Gegenwart. 

(Antje Sabine Nägeli)

Samstag, 7. Februar 2015


auf der suche
nach etwas schönem wie schnee
ging ich leer aus
bis es des wegs zu schneien begann

(elisabeth borchers)

Zauberer

Die Post
bringt täglich
neue Zauberer
Man muss sich hüten
einen Brief zu öffnen

Im Nachbarhaus
sind alle schon verwandelt
in nützliche Geräte
Staubsauger Kühlschrank Bügelbrett

Ich halte mich
an meinen Spiegel
er kennt mich
er erkennt mich noch

Im Tanzsaal
die Marionetten
sind aufgezogen
die Federn summen
Dreieck und Quadrat

Drei Worte täglich
ach die Wahl fällt schwer

(Rose Ausländer)


verwandlungen
geschehen über nacht.
die erste der sieben
weisheiten des schnees.
wie lange das staunen anhält
über eine einzige farbe.
tage mit schalldämpfer.
aus der bäckerei an der ecke
duftet es wärmer als sonst.
eine einsame krähe.
schwarz, ruft sie, schwarz
ist alle poesie.

(rainer malkowski)

Sonntag, 1. Februar 2015

manchmal stehe ich 
in diesem raum 
ohne tür 
der leben heisst 
und betrachte 
fragend 
den schlüssel 
in meiner hand 

(Otto Lenk)