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Sonntag, 27. Mai 2018

Unterschiedliche Perspektiven

Im Spiegel des Alltags
vergeht die Zeit
geduldig und sanft.

Alle paar Monate
die Entdeckung einer Falte:
Das Lachen beginnt
die Mundwinkel zu zeichnen,
das Gesicht etwas länglicher.
Nichts Ernsthaftes.
Nichts, das plötzliche Unruhe auslöst.

Auf der Strasse, ein beliebiger Tag,
treffe ich auf einen Freund,
den ich zehn Jahre nicht sah.
Das Haar ist dünn geworden.
Er hat zugenommen.
Er ist ergraut.
Aus seinem Gesicht, das nicht mehr jung ist,
sieht er mich staunend an.

Wir tauschen Grüsse,
Umarmungen,
Scherze über das Vergehen der Zeit.
Dann
geht jeder seinen Weg.

Heute Nacht
vor dem Spiegel,
werde ich meinen,
dass ich gar nicht so übel aussehe,
dass zweifellos ich
weniger gealtert bin.
Während er,
seinem Bild zugewandt,
sich genau das Gleiche sagt....

(Gioconda Belli)

Donnerstag, 24. Mai 2018

I knew a wise woman
And she said to me
That the river would mold me
And the wild wind would cool me
The trickster the coyote
He would fool me
That father sun would warm me
Mother earth would clothe me
Grandmother moon would greet me
And of the old ways she would teach me
Wise woman, she told me
To always walk lightly
Tread the earth ever gently
Lovingly so preciously
And take from her sparingly
She said, to share with others
What you have learned from me
Be still and breathe, ever patiently
For the web of life
Has woven what is to be
But you must still choose
Your own path, you will see
And lastly, the wise woman said to me
To listen to the wise one
That dwells within me
To walk my path in balance
Is to be free
More than just words
So mote it be.

(Lucille Moore)

Sonntag, 20. Mai 2018

Der Lebenskoffer

"Unterwegs auf den großen Reisewegen des Lebens. In vertrauten Gefilden, in der Wildnis, durch Wüsten, über hohe Pässe, im Dorf herumspaziert – der Lebenskoffer ist dabei. Er füllt sich mit all den Geschichten, den Wandergeschichten, mit Lachen und Tränen, mit Erkenntnissen, mit allem Erfahrenen, mit den Berührungen der Jahreszeiten.
In meinem Lebenskoffer ist eine Feuerkugel, sie ist gefüllt mit der Asche vieler Feuer, an denen ich gelernt und gelebt habe, an denen ich mich beheimatet habe und wieder weitergezogen bin, wenn es Zeit war, an das nächstältere Feuer zu gehen. Dazu habe ich auch einen Aschlöffel.
Eine Schale mit Lebensabschnittsblumen ist im Koffer. Ich kenne die Weiße und die Rote gut, weil ich ihren Duft lange Zeit eingeatmet und ihre Qualitäten erkundet habe. Dann ist da noch eine kleinere Blume in der Schale, sie färbt sich ins Schwarz. Diese ist mir noch unbekannter. Jede der Blumen hat unzählige eigene Geschichten und Blumen und Blütenblätter hervorgebracht.
Fäden liegen auch im Koffer, Verbindungsfäden – zu den Spirits, zu Menschen und Tieren und Landschaften, zu AhnInnen, Fäden, die weit ins Gestern führen und zarte, die sich ins Morgen spinnen. Ein Geisterkästchen von einer Freundin ist im Lebenskoffer, darin sind die Wege in andere Welten aufgezeichnet, die Schwellen, die Pfade, die Boote, die ins Nagual tragen.
Ein Teil des Koffers hütet die Visionen, die gelebten und umgesetzten und die begrabenen. Das ist wie mit den Träumen, auch sie haben ihren Platz. Dann gibt es die Geschichtenschachteln. Eine wichtige Substanz ist die Heimatmedizin, sie ist in einem Behältnis, das sehr dehnbar und weich ist. Kraftquellen und Wurzeln gibt es und Verschiedenstes zum Fliegen.
Ganz viel heilige Alltagsgeschichten finde ich und im Heiligeck ein paar Scheinheiligbrösel und ein kleines Schmunzeln dazu. Je mehr ich in meinem Lebenskoffer stöbere, umso mehr gibt es zu entdecken. Wie reich und gefüllt muss da erst ein uralter Lebenskoffer sein."

(Cambra Skade)

Samstag, 19. Mai 2018

Donnerstag, 17. Mai 2018