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Freitag, 10. August 2012

Donnerstag, 9. August 2012

Dienstag, 7. August 2012

Der Traum vom Fliegen


... und wenn du es wieder mal müde bist,
wie eng und begrenzt dein Leben ist,
und die ganze Erde erscheint dir fast
umsponnen von einem grauen Netz,
in dem du dich hilflos verfangen hast,
ein Netz aus Gewohnheit, Gewalt und Gesetz,
ein Netz aus Grenzen von Staat zu Staat,
Grenzen aus Dummheit und Stacheldraht,
Grenzen des Geldes, begrenzte Zeit
Und die Grenzen der eigenen Fähigkeit...
...und wenn du dich wieder mal wund gestoßen
an den Gitterstäben, den kleinen und großen,
und du weißt genau: Du kommst nie mehr vom Flecke,
du bleibst gefangen im engen Raum,
dann hockst du dich nieder in deiner Ecke
und träumst den alten Traum:
Da breitest du weit deine Arme aus
Und ein tiefer Atemzug!
Du schwingst dich empor über Straße und Haus
Im traumhaften Vogelflug.
Du fliegst und du fliegst und du brauchst kein Ziel
Das Dasein selbst ist Glück!
Keine Grenze dort unten bekümmert dich viel,
du möchtest nie zurück.
Es ist alles so einfach. Du wunderst dich kaum.
Und du weißt in dein Traum: Es ist kein Traum!
Und du fragst dich, warum man es je vergisst,
warum man nicht glaubt daran,
dass man immer so frei wie ein Vogel ist
und in Wahrheit fliegen kann.

(Michael Ende)


Montag, 6. August 2012

Sonntag, 5. August 2012


Lebendig ist, wer wach bleibt
 Sich dem anderen schenkt
 Das Bessere hingibt
 Niemals rechnet
 Lebendig ist, wer das Leben liebt
 Seine Begräbnisse, seine Feste
 Wer Märchen und Mythen 
auf den ödesten Bergen findet

Lebendig ist, wer das Licht erwartet
 in den Tagen des schweren Sturms
 Wer die stillen Lieder
 ohne Geschrei und Schüsse wählt
 Sich dem Herbst hinwendet
 und nicht aufhört zu lieben

(Luigo Nono)




Samstag, 4. August 2012

und vor sich, den sommer


nicht nur die morgen alle des sommers -, nicht nur 
wie sie sich wandeln in tag und strahlen vor anfang. 
nicht nur die tage, die zart sind um blumen, und oben, 
um die gestalteten bäume, stark und gewaltig. 
nicht nur die andacht dieser entfalteten kräfte, 
nicht nur die wege, nicht nur die wiesen im abend, 
nicht nur, nach spätem gewitter, das atmende klarsein, 
nicht nur der nahende schlaf und ein ahnen, abends... 
sondern die nächte! sondern die hohen, des sommers, 
nächte, sondern die sterne, die sterne der erde.

(rainer maria rilke)

Freitag, 3. August 2012


nachtgesang


ich warte nicht mehr 
auf die besseren zeiten
schwarzblauer himmel über uns
silbersterne dran
hand in hand mit dir
den fluss entlang
bäume links und rechts
sehnsucht auf den ästen
hoffnung im herz

ich räume mein zimmer auf
ich zünde eine kerze an
ich male ein gedicht

ich küsse mich
nicht mehr deinen körper entlang
durch deinen nabel hindurch
in deine träume hinein
meine liebe in deinem mund
dein feuer in meinem schoss
schweissperlen auf der haut

ich ziehe mich ganz warm an
ich zeichne die lippen rot
ich spreche mit den blumen

ich lausche nicht mehr
auf ein zeichen von dir
hole deine briefe hervor
schaue deine bilder an
disskusionen mit dir bis nach mitternacht
visionen zwischen uns
kinder lachen uns zu

ich mache die fenster weit auf
ich schnüre die schuhe fest zu
ich nehme den hut

ich träume nicht mehr
in die einsame stunden
dein gesicht in die zeit
dein schatten ist nur eine kalte gestalt

ich packe die erinnerungen ein
ich blase die kerze aus
ich öffne die tür

ich warte nicht mehr
auf die besseren zeiten
ich gehe auf die strasse hinaus
blütenduft auf der haut
den schirm in der hand
den fluss entlang
schwarzblauer himmel über mir
silbersterne dran
bäume
links und rechts
sehnsucht auf den ästen
hoffnung im herz

ich liebe dich
ich warte nicht mehr


(Ayim May, aus: "Blues in schwarz weiß", Gedichte)

Donnerstag, 2. August 2012


es gibt stunden im leben, wo wir gar nicht begreifen können, warum wir so guter dinge sind. munterkeiten stellen sich weder auf befehl noch auf wunsch ein: sie sind plötzlich da, können aber ebenso eigensinnig, wie sie herbeizufliegen kamen, wieder verschwunden sein. 
(robert walser)

Montag, 30. Juli 2012

Sonntag, 29. Juli 2012

Samstag, 28. Juli 2012

wünsche


frag mich nicht
nach meinen wünschen

sie träumen mich

ich wandere
tausendundeine nacht
fort von den
verwünschten
wünschen


(rose ausländer)


Freitag, 27. Juli 2012

Gedicht an die Dauer


Dauer wird nur möglich, wenn es gelingt,
bei meiner Sache zu bleiben
und dabei behutsam zu sein
aufmerksam, langsam,
voll Geistesgegenwart bis in die Fingerspitzen

(Peter Handke)

Donnerstag, 26. Juli 2012

Mittwoch, 25. Juli 2012


Avoid the flourish. Do not be afraid to be weak. Do not be ashamed to be tired. You look good when you're tired. You look like you could go on forever. Now come into my arms. You are the image of my beauty.
(Leonard Cohen - How to speak poetry)

Dienstag, 24. Juli 2012

Summertime...

... and the living is easy.....

Sonntag, 22. Juli 2012


"Es kann in deinem Leben nichts, 
aber auch gar nichts geschehen, 
was dir nicht die absolut perfekte Gelegenheit bietet, 
etwas zu heilen, zu erschaffen oder zu erfahren, 
das du heilen, erschaffen oder erfahren möchtest, 
um zu sein, wer du wirklich bist."

(~ Neale Donald Walsch in " Gespräche mit Gott")
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"Nothing can happen – I say to you, nothing can occur to you - in your life which is not a precisely perfect opportunity for you to heal something, create something, or experience something that you wish to heal, create, or experience in order to be Who You Really Are."



When we walk to the edge of all the light we have 
and take a step into the darkness of the unknown 
we must believe that one of two things will happen
There will be something solid for us to stand on 
or we will be taught to fly
(Patrick Overton)

Samstag, 21. Juli 2012

Leise, beharrlich, unaufhaltsam

Während wir noch traurig sind über etwas, das geschehen ist, wächst ganz tief in uns schon der neue Mut für das, was sein wird. Leise, beharrlich, unaufhaltsam.


[Jochen Mariss]

in die dämmerung


ich will nicht aufhören
in die dämmerung hinein
zu schreiben

zeilen die zerfallen
und zeilen die hängenbleiben
eine kleine weile

an einzelnen blättern
in einzelnen büchern
in einzelnen gedächtnissen

so hätte ich mich
gern wiedererlebt
nach den kommenden finsternissen

(ernst jandl)

Donnerstag, 19. Juli 2012


Even after all this time
The sun never says to the earth,
"You owe me."

Look what happens with
A love like that,
It lights the whole sky. 

(Hafiz)


Have you ever seen 
anything 
in your life 
more wonderful 

than the way the sun, 
every evening, 
relaxed and easy, 
floats toward the horizon 

and into the clouds or the hills, 
or the rumpled sea, 
and is gone-- 
and how it slides again 

out of the blackness, 
every morning, 
on the other side of the world, 
like a red flower 

streaming upward on its heavenly oils, 
say, on a morning in early summer, 
at its perfect imperial distance-- 
and have you ever felt for anything 
such wild love-- 
do you think there is anywhere, in any language, 
a word billowing enough 
for the pleasure 

that fills you, 
as the sun 
reaches out, 
as it warms you 

as you stand there, 
empty-handed-- 
or have you too 
turned from this world-- 

or have you too 
gone crazy 
for power, 
for things? 

(Mary Oliver)





Ich suche nach einem Ort des Halts
in dieser schnellen Zeit.
Ideen sind flüchtig und bald verworfen.
Werte lösen einander ab.
Die Welt zerfällt in Ost und West, 
in Nord und Süd.

Aber zum tausendsten Mal merke ich,
und es ist schmerzlich und tröstlich zugleich,
dass nichts Halt gibt
als das, was ich an Liebe,
Hoffnung und Glauben in mir trage.
Das sind Wurzeln,
die aus der Tiefe kommen
und quer durch die Erde
zum Himmel führen.

(Ulrich Schaffer)

Montag, 2. Juli 2012


Older chests reveal themselves
 Like a crack in a wall
 Starting small, and grow in time

 And we all seem to need the help
 Of someone else
 To mend that shelf
 of too many books
 Read me your favourite line...


Some things in life may change
 And some things
 They stay the same

Like time, there's always time
 On my mind
 So pass me by, I'll be fine
 Just give me time

(Damien Rice)

Sonntag, 1. Juli 2012

Für Gabi und für Florian

Ich bin heute in Gedanken fest bei euch!

Samstag, 30. Juni 2012



    
May you build a ladder to the stars
and climb on every rung...........

Das Befinden

"Wie geht's?" fragte die Trauer die Hoffnung.
"Ich bin etwas traurig", sagte die Hoffnung.
"Hoffentlich", sagte die Trauer. 

(Franz Hohler)

Freitag, 29. Juni 2012


Eine Stunde entziehe ich mich
Den drängenden Tagesgeschäften
Und überprüfe mein Ich
Und suche mit allen Kräften
Den Sinn zu finden, der mich bindet
An dieses Leben, das ich lebe...
Die Schwäche, die mich quält, entschwindet
Im Wort, in das ich sie aufhebe.

Das wiederholt sich alle Tage:
Die Suche nach dem Gleichgewicht.
Ich balanciere, was ich trage,
Vorsichtig aus. Und mein Gesicht
Leistet ein Lächeln. Darauf zielen
Meine Versuche im Gedicht:
Nicht mit den Worten will ich spielen,
Sondern das Leben will ich zwingen,
Daß es sich in Gesang verwandelt:
So wie man handelt, wird es singen,
Und es bleibt stumm, wenn man nicht handelt.

(Eva Strittmatter)

Donnerstag, 28. Juni 2012


Keine Gedichte
im Augenblick
ich will leben

Morgen
vielleicht
glückt das Wort
weisses Blatt
Wald voller Vögel

Ich
spitze die Ohren
sehe mit den
Eulenaugen der Nacht

keine Gedichte
Morgen
vielleicht

(Rose Ausländer)