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Donnerstag, 9. August 2012
Dienstag, 7. August 2012
Der Traum vom Fliegen
... und wenn du es wieder mal müde bist,
wie eng und begrenzt dein Leben ist,
und die ganze Erde erscheint dir fast
umsponnen von einem grauen Netz,
in dem du dich hilflos verfangen hast,
ein Netz aus Gewohnheit, Gewalt und Gesetz,
ein Netz aus Grenzen von Staat zu Staat,
Grenzen aus Dummheit und Stacheldraht,
Grenzen des Geldes, begrenzte Zeit
Und die Grenzen der eigenen Fähigkeit...
...und wenn du dich wieder mal wund gestoßen
an den Gitterstäben, den kleinen und großen,
und du weißt genau: Du kommst nie mehr vom Flecke,
du bleibst gefangen im engen Raum,
dann hockst du dich nieder in deiner Ecke
und träumst den alten Traum:
Da breitest du weit deine Arme aus
Und ein tiefer Atemzug!
Du schwingst dich empor über Straße und Haus
Im traumhaften Vogelflug.
Du fliegst und du fliegst und du brauchst kein Ziel
Das Dasein selbst ist Glück!
Keine Grenze dort unten bekümmert dich viel,
du möchtest nie zurück.
Es ist alles so einfach. Du wunderst dich kaum.
Und du weißt in dein Traum: Es ist kein Traum!
Und du fragst dich, warum man es je vergisst,
warum man nicht glaubt daran,
dass man immer so frei wie ein Vogel ist
und in Wahrheit fliegen kann.
(Michael Ende)

Sonntag, 5. August 2012
Lebendig ist, wer wach bleibt
Sich dem anderen schenkt
Das Bessere hingibt
Niemals rechnet
Lebendig ist, wer das Leben liebt
Seine Begräbnisse, seine Feste
Wer Märchen und Mythen
auf den ödesten Bergen findet
Lebendig ist, wer das Licht erwartet
in den Tagen des schweren Sturms
Wer die stillen Lieder
ohne Geschrei und Schüsse wählt
Sich dem Herbst hinwendet
und nicht aufhört zu lieben
(Luigo Nono)
Samstag, 4. August 2012
und vor sich, den sommer
nicht nur die morgen alle des sommers -, nicht nur
wie sie sich wandeln in tag und strahlen vor anfang.
nicht nur die tage, die zart sind um blumen, und oben,
um die gestalteten bäume, stark und gewaltig.
nicht nur die andacht dieser entfalteten kräfte,
nicht nur die wege, nicht nur die wiesen im abend,
nicht nur, nach spätem gewitter, das atmende klarsein,
nicht nur der nahende schlaf und ein ahnen, abends...
sondern die nächte! sondern die hohen, des sommers,
nächte, sondern die sterne, die sterne der erde.
(rainer maria rilke)
Freitag, 3. August 2012
nachtgesang
ich warte nicht mehr
auf die besseren zeiten
schwarzblauer himmel über uns
silbersterne dran
hand in hand mit dir
den fluss entlang
bäume links und rechts
sehnsucht auf den ästen
hoffnung im herz
ich räume mein zimmer auf
ich zünde eine kerze an
ich male ein gedicht
ich küsse mich
nicht mehr deinen körper entlang
durch deinen nabel hindurch
in deine träume hinein
meine liebe in deinem mund
dein feuer in meinem schoss
schweissperlen auf der haut
ich ziehe mich ganz warm an
ich zeichne die lippen rot
ich spreche mit den blumen
ich lausche nicht mehr
auf ein zeichen von dir
hole deine briefe hervor
schaue deine bilder an
disskusionen mit dir bis nach mitternacht
visionen zwischen uns
kinder lachen uns zu
ich mache die fenster weit auf
ich schnüre die schuhe fest zu
ich nehme den hut
ich träume nicht mehr
in die einsame stunden
dein gesicht in die zeit
dein schatten ist nur eine kalte gestalt
ich packe die erinnerungen ein
ich blase die kerze aus
ich öffne die tür
ich warte nicht mehr
auf die besseren zeiten
ich gehe auf die strasse hinaus
blütenduft auf der haut
den schirm in der hand
den fluss entlang
schwarzblauer himmel über mir
silbersterne dran
bäume
links und rechts
sehnsucht auf den ästen
hoffnung im herz
ich liebe dich
ich warte nicht mehr
(Ayim May, aus: "Blues in schwarz weiß", Gedichte)
Donnerstag, 2. August 2012
Sonntag, 29. Juli 2012
Samstag, 28. Juli 2012
wünsche
frag mich nicht
nach meinen wünschen
sie träumen mich
ich wandere
tausendundeine nacht
fort von den
verwünschten
wünschen
(rose ausländer)
Freitag, 27. Juli 2012
Gedicht an die Dauer
Dauer wird nur möglich, wenn es gelingt,
bei meiner Sache zu bleiben
und dabei behutsam zu sein
aufmerksam, langsam,
voll Geistesgegenwart bis in die Fingerspitzen
(Peter Handke)
Donnerstag, 26. Juli 2012
Mittwoch, 25. Juli 2012
Dienstag, 24. Juli 2012
Sonntag, 22. Juli 2012
"Es kann in deinem Leben nichts,
aber auch gar nichts geschehen,
was dir nicht die absolut perfekte Gelegenheit bietet,
etwas zu heilen, zu erschaffen oder zu erfahren,
das du heilen, erschaffen oder erfahren möchtest,
um zu sein, wer du wirklich bist."
(~ Neale Donald Walsch in " Gespräche mit Gott")
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"Nothing can happen – I say to you, nothing can occur to you - in your life which is not a precisely perfect opportunity for you to heal something, create something, or experience something that you wish to heal, create, or experience in order to be Who You Really Are."
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"Nothing can happen – I say to you, nothing can occur to you - in your life which is not a precisely perfect opportunity for you to heal something, create something, or experience something that you wish to heal, create, or experience in order to be Who You Really Are."
Samstag, 21. Juli 2012
Leise, beharrlich, unaufhaltsam
Während wir noch traurig sind über etwas, das geschehen ist, wächst ganz tief in uns schon der neue Mut für das, was sein wird. Leise, beharrlich, unaufhaltsam.
[Jochen Mariss]
in die dämmerung
ich will nicht aufhören
in die dämmerung hinein
zu schreiben
zeilen die zerfallen
und zeilen die hängenbleiben
eine kleine weile
an einzelnen blättern
in einzelnen büchern
in einzelnen gedächtnissen
so hätte ich mich
gern wiedererlebt
nach den kommenden finsternissen
(ernst jandl)
Donnerstag, 19. Juli 2012
Have you ever seen
anything
in your life
more wonderful
than the way the sun,
every evening,
relaxed and easy,
floats toward the horizon
and into the clouds or the hills,
or the rumpled sea,
and is gone--
and how it slides again
out of the blackness,
every morning,
on the other side of the world,
like a red flower
streaming upward on its heavenly oils,
say, on a morning in early summer,
at its perfect imperial distance--
and have you ever felt for anything
such wild love--
do you think there is anywhere, in any language,
a word billowing enough
for the pleasure
that fills you,
as the sun
reaches out,
as it warms you
as you stand there,
empty-handed--
or have you too
turned from this world--
or have you too
gone crazy
for power,
for things?
(Mary Oliver)
Ich suche nach einem Ort des Halts
in dieser schnellen Zeit.
Ideen sind flüchtig und bald verworfen.
Werte lösen einander ab.
Die Welt zerfällt in Ost und West,
in Nord und Süd.
Aber zum tausendsten Mal merke ich,
und es ist schmerzlich und tröstlich zugleich,
dass nichts Halt gibt
als das, was ich an Liebe,
Hoffnung und Glauben in mir trage.
Das sind Wurzeln,
die aus der Tiefe kommen
und quer durch die Erde
zum Himmel führen.
(Ulrich Schaffer)
Montag, 2. Juli 2012
Older chests reveal themselves
Like a crack in a wall
Starting small, and grow in time
And we all seem to need the help
Of someone else
To mend that shelf
of too many books
Read me your favourite line...
Some things in life may change
And some things
They stay the same
Like time, there's always time
On my mind
So pass me by, I'll be fine
Just give me time
(Damien Rice)
Sonntag, 1. Juli 2012
Samstag, 30. Juni 2012
Das Befinden
"Wie geht's?" fragte die Trauer die Hoffnung.
"Ich bin etwas traurig", sagte die Hoffnung.
"Hoffentlich", sagte die Trauer.
(Franz Hohler)
Freitag, 29. Juni 2012
Eine Stunde entziehe ich mich
Den drängenden Tagesgeschäften
Und überprüfe mein Ich
Und suche mit allen Kräften
Den Sinn zu finden, der mich bindet
An dieses Leben, das ich lebe...
Die Schwäche, die mich quält, entschwindet
Im Wort, in das ich sie aufhebe.
Das wiederholt sich alle Tage:
Die Suche nach dem Gleichgewicht.
Ich balanciere, was ich trage,
Vorsichtig aus. Und mein Gesicht
Leistet ein Lächeln. Darauf zielen
Meine Versuche im Gedicht:
Nicht mit den Worten will ich spielen,
Sondern das Leben will ich zwingen,
Daß es sich in Gesang verwandelt:
So wie man handelt, wird es singen,
Und es bleibt stumm, wenn man nicht handelt.
(Eva Strittmatter)
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