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Dienstag, 17. Dezember 2013

Kopf und Herz

"Lohnt sich das?" fragt der Kopf.
"Nein," sagt das Herz, "aber es tut gut."

(Jochen Mariss)

Montag, 16. Dezember 2013


Liebe geht nur, wenn du
so gut lebst wie allein
wenn sprechen und zuhörn die schöne Feier sind
wenn du zehn Seiten hintereinander lesen darfst
ohne dass jemand etwas von dir will
Liebe geht nur ohne das schlechte Gewissen
über Freude, die der andre nicht teilen kann
einen Kummer, der sich nicht in Worte kleidet
Liebe geht nur, wenn du 
dich mit einer sanften Bewegung
abwenden darfst und da stösst keiner nach
Liebe geht nur ohne Herablassung
das irreführende Wort heisst Toleranz
wenn du willst, magst du dich verändern
ich verändere mich
ich nicht dich und du nicht mich
nur so geht Liebe

(Gisela Steineckert)


Sonntag, 15. Dezember 2013

Was ich dir zum Advent schenken möchte

 Einen Orgelton wider den finsteren Morgen,
meinen Atem gegen den Eiswind des Tags,
Schneeflocken als Sternverheissung am Abend
und ein Weglicht für den verloren geglaubten Engel,
der uns inmitten der Nacht die Wiedergeburt
der Liebe verkündet.

(Christine Busta)

Winter Song


das, worauf es ankommt,
 können wir nicht vorausberechnen.
die schönsten dinge erlebt man immer da, 
wo man sie am wenigsten erwartet.

(antoine de saint-exupéry)


Samstag, 14. Dezember 2013

An Dezembertagen kann es sein 
Dass es abends freundlich klopft 
Dass Besuch kommt unverhofft 
Dass dir jemand Himmelstorte backt 
Und die dicksten Nüsse knackt 
Dass er dir ein Lied mitbringt 
Und von seinen Träumen singt 

An Dezembertagen kann es sein 
Dass Menschen plötzlich Flügel tragen 
Und nach Herzenswünschen fragen 
Riesen werden sanft und klein 
Laden alle Zwerge ein 

Dezember müsst es immer sein 

(Anne Steinwart)

Die Sterne waren lang schon vergriffen

Zum Beispiel wer außer dir,
wer käme darauf,

den Mond
in dieses Zimmer zu falten

und seine Füße
daneben zu stellen

und dieses Bild
zu einsam zu finden

und deshalb
lieber ein Foto zu machen

von etwas
ganz anderem.

(Lydia Daher)

Freitag, 13. Dezember 2013


Back Into This Body

When I was a kid they called us tomboys
girls who braided their curls
got sweaty and dirty
climbed trees
lived in the branches beyond
the constructed structure daddy built.
Treading my way through years
of fancy dresses marriages
pregnancies school nurturing others
I find my way back to the wild parts
of my woman's landscape
Discover hiking boots can stand
beside city pumps
Learn again to trust my body walk into fear
spend nights alone with women beside men
on forested lakes alive with sounds.
Trudging this narrow path
forty pounds of pack upon my back
Swimming, close to the place where rooted trees
reach for clear lake water
I listen to the stillness
Catch my breath on the wings of a hawk
Find myself climbing to the sky
toward home.

(Joyce Lombard)

Donnerstag, 12. Dezember 2013

Mittwoch, 11. Dezember 2013

Mein Liebstes,
tu die Schatten fort,
die in den Zimmern liegen.
Das sind die Häute,
die wir trugen
in den verlornen Siegen.

Ich hör dem Spott der Drossel zu.
Er gilt belognen Lügnern,
verlorenen Verlierern
und betrogenen Betrügern.

Da sind wohl
du und ich gemeint
und alle unsre Tage,
die nicht gegebne Antwort
und die nie gestellte Frage.

Mein Liebstes,
tu die Schatten fort,
die in den Zimmern liegen.
Das sind die Häute,
die wir trugen
in den verlornen Siegen.

(André Heller)

(gefunden bei: http://lyrik-laterne.blogspot.com)

Dienstag, 10. Dezember 2013


Während man ruhig dasitzt und nichts tut 
Kommt der Frühling und das Gras wächst von allein 
Die blauen Berge sind von allein blaue Berge 
Die weissen Wolken sind von allein weisse Wolken

(Toyo Eicho)



Die Vögel, schwarze Früchte
in den kahlen Ästen.
Die Bäume spielen Verstecken mit mir,
ich gehe wie unter Leuten
die ihre Gedanken verbergen
und bitte die dunklen Zweige
um ihre Namen.

Ich glaube, daß sie blühen werden
- innen ist grün -
daß du mich liebst
und es verschweigst.

(Hilde Domin)

Montag, 9. Dezember 2013


Verzauberung

Denkst du noch
manchmal
an jene Märchentage
mit Rosen
und Düften
wir wohnten darin
mit unserer
Sehnsucht
mit unsrem Lachen
verzaubert
ruhten wir in uns
und sprachen
traumgrüne Worte
die noch immer
duften

(Gisela Hildebrand)

Sonntag, 8. Dezember 2013



Der Moment

Ich habe nichts als
die Nacht aus
100 x 100 Nebellichtjahren.

Ich habe nichts als
die Stunde aus
60 x 60 Sekunden.

Ich habe nichts als den Moment.

Der Moment ist meine Schöpfung
die Brücke von meinem
Staubgeist zum Sterngeist.
Der Moment ist mein Flügel
zum Flügel des nächsten Moments.

Ich habe nichts als den Flügel.
Ich habe nichts als die Schöpfung.
Ich habe nichts als den Moment.

(Rose Ausländer)

Samstag, 7. Dezember 2013

The Letters

Your story was so long,
The plot was so intense,
It took you years to cross
The lines of self-defense.
The wounded forms appear:
The loss, the full extent;
And simple kindness here,
The solitude of strength.

Freitag, 6. Dezember 2013

Wenn die Wirklichkeit selber
Sätze machte, nichts
bliebe uns mehr
zu erzählen. Und
was zu leben wäre,
wäre erlebt.

(Klaus Merz)

Wunsch

Vielleicht,
dass uns
etwas aufginge.
Einmal.
Per Zufall.
Für immer.

(Klaus Merz)

Donnerstag, 5. Dezember 2013

This is a poem for someone
who is juggling her life.
Be still sometimes.
Be still sometimes.

It needs repeating
over and over
to catch her attention
over and over
because someone juggling her life
finds it difficult to hear.

Be still sometimes.
Be still sometimes.
Let it all fall sometimes.

(Rose Cook)
Diese Traurigkeit versorgt sich heimlich
aus den großen Vorräten der Aussenwelt.
Schau dir die Häuser an: fast alle haben Risse.

Platanen, deren Laub dazu da ist, Verlust
auszudrücken, Augen wie verglaste Pförtner-
stuben, dahinter Nebel und das Ende.

Ein paar Ecken weiter, in den Dach-
kammern unsrer Erinnerung, hält sich
das Gesumms der Fliegen versteckt.

Ein nackter Geliebter, ein verkommener
Streit und immerwährendes Staunen über
das Eigene, das aus den Händen glitt:

Akkorde und Schnee für kommende Winter.
Zeichen im Staub verlassener Dielen.
Ein Schwur. Ein Stattdessen. Die Tage darauf.

(Lydia Daher)