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Samstag, 14. März 2015

Mittwoch, 11. März 2015

Manchmal halte ich an
mitten am Tag
Worte zu finden
im Fluss der Gedanken
fange sie ein
fülle mein Netz
eh sie forttreiben
in der Flut des Vergessens
mich zurücklassen
wortlos am Weg 

 (Annemarie Schnitt)

Samstag, 7. März 2015





Hast du nicht einen Frühling für mich
heut Nachmittag könnt ich den brauchen
oder ich fang wieder an zu rauchen
lieber wär ich mir ne Wiese mit Spitzwegerich
und am allerliebsten hätt ich dich
nicht auf der Wiese in nem Kahn
weiss, frisch bezogen riesig
den Himmel diesig oder ist doch egal
was geht mich das Wetter an
komm mit deinen warmen Bauch
ganz nahe an mich ran

(Gisela Steineckert)

Donnerstag, 5. März 2015

Weibsbilder










sichtweise

es gab eine zeit 
da wünschte ich mir 
eine insel 
mit leuchtturm 
und seehunden 
und meer 
und horizont 

und heute 
wünsche ich mir ein boot

(Otto Lenk)

Die Wohnungen
die einst bewohnten
bewahren Geheimnisse auf
hinter Tapeten
in Ecken und Nischen
und Schränken
etwas bleibt zurück
von dir in der Luft der Räume:
eine kleine Trauer
ein Windhauch Glück

(Annemarie Schnitt)

Mittwoch, 4. März 2015

Zwischen Tür und Angel

immer stehst du ein Stück
zwischen Tür und Angel
du schaust zurück du schaust voraus
du stehst dazwischen
zwischen Licht und Dunkel
zwischen Ja und Nein
zwischen Heute und Morgen
halb im Verweilen halb im Aufbruch
du stehst dazwischen
hältst dich fest
an der schwankenden Tür
stehst im Windzug der Zeit
stehst zum Weitergehen bereit
ertastest mit zögerndem Fuss
sichere Schwellen

(A.Schnitt)


Der Frühling kitzelt alle unsre Sinne
Die Tage werden bunter, voller, länger
Alles ist erfüllt mit Leben
Gefühle segeln schwalbengleich
dem Horizont entgegen
Es weitet sich die Endlichkeit
Selbst Melancholie atmet erleichtert auf
und träumt pastelle Farben
Die Zeit der Krähen endet nun
Kein Klagen kränkt das Werden
In meinen Ohren grosses Klangorchester
Natur spielt ihre eigene Musik
Jetzt ist Leben, Hoffung, Sein
Es ist wie immer
Und doch
ist es immer wieder neu

(Otto Lenk)

Dienstag, 3. März 2015


Wir wohnen
Wort an Wort

Sag mir
Dein liebstes
Freund

Meines heisst
Du

(Rose Ausländer)

Montag, 2. März 2015


So brüchig das Leben
so viel Licht so viel Dunkel
so viel Mut so viel Verzagen
Alles und Nichts
und du suchst die Balance
im Bodenlosen
suchst etwas Festes
unter den Füssen
und Halt für die Hand

(Annemarie Schnitt)

Sonntag, 1. März 2015


Letzte Warnung

Wenn wir nicht aufhören 
uns mit unseren kleinen 
täglichen Sorgen 
und Hoffnungen 
unseren Ängsten 
und unserer Sehnsucht 
zu beschäftigen 
dann geht die Welt unter 

Und wenn wir aufhören 
uns mit unseren kleinen 
täglichen Sorgen 
und Hoffnungen 
unserer Liebe 
unserem Kummer 
und unserer Sehnsucht 
zu beschäftigen 
dann ist die Welt untergegangen 

(Erich Fried) 

Die Zeit hat
Die Konsistenz
Von Seife.
Blasen
Wie wir sie
Als Kinder
Machten.
Schillernd
Schweben sie in der Luft
Und zerstäuben
Eine nach der anderen
Genau wie die Minuten
Die sich niemals
Wiederholen
Die sich niemals
Wiederholen
Die sich niemals
Wiederholen.

(Gioconda Belli)

Samstag, 28. Februar 2015




mein raum
ein weiss
zwischen wörtern

in einem atemzug
genannt

fühle die leere
aus

ergebe mich

dazwischen.

(Otto Lenk)

Freitag, 27. Februar 2015

Vorfrühling



sag mir ein wort 
ich sag dir ein gedicht

erzähl mir einen wunsch 
ich erzähl dir ein leben

halt meine hand 
giess den wortbaum in mir

(Freitag ist Rosa)

Mittwoch, 25. Februar 2015

Schlechte Tage,
an denen man in den Lexika blättert
– erstaunt
über die Fülle der Welt.

(Rainer Malkowski)

Hefe essen, damit das Glück aufgeht
die Schwächen hätscheln
die Perspektiven tanzen lassen
mit hellen Gedanken
durch die Dunkelheiten schlendern
Labyrinthe anlegen
damit die Mäuse nicht gelangweilt sind
hoffen dass der Wind kräftig bleibt
ein Wort formen eine Nichtigkeit küssen
auf einem Augenblick treiben
jahrhundertelang

(Werner Lutz)

Dienstag, 24. Februar 2015


Allgemeine Biographie

Manchmal haben wir uns gesehen, 
wie wir wirklich sind - 
und wir haben schnell
in eine andere Richtung geschaut.

Manchmal haben wir uns vorgenommen, 
zu sein, was wir nicht können. 

Manchmal 
wissen wir alles.
Auch: Wissende und Unwissenden
sind einander gleich
in der Unfähigkeit,
sich zu helfen.

(Rainer Malkowski)

Montag, 23. Februar 2015

Sonntag, 22. Februar 2015

neues geschehen lassen


das leben
wächst mir zu
von unten
oben
innen
aussen
das dunkle
öffnet sich
das licht
empfängt mich neu
der übergang
geschieht von selbst
nur da sein
warten
nehmen
spüren
es ist schon alles da
und wird
mit jedem atemzug
geschenkt

(Almut Haneberg)