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Donnerstag, 21. Januar 2016


Freimut zu bekennen:
Ich bin ich.
Ich werd auf meinem Wege gehen
und werde sagen, was ich da gesehen,
und keiner überredet mich,
das Schwarze auch nur grau zu nennen,
geschweige denn weiss. Es ist an der Zeit,
zum Wort, das uns anvertraut ist, zu stehen.

(Eva Strittmatter)

Sonntag, 17. Januar 2016

Wer sagt,
was klein ist oder gross,
was wichtig,
was bedeutungsvoll –
Wir sind im All nicht größer
als ein Sandkorn in der Wüste.
Und dennoch unvergleichlich,
wunderbar und einzig –
jeder Mensch.

(Vreni Merz)

Montag, 11. Januar 2016

Rückkehr

Meine Füsse wunderten sich
dass neben ihnen Füsse gingen
die sich wunderten.
Ich, die ich barfuss gehe
und keine Spur hinterlasse,
immer sah ich den Leuten auf die Schuhe.
Aber die Wege feierten
Wiedersehen
mit meinen schüchternen Füssen.
Am Haus meiner Kindheit blühte
im Februar
der Mandelbaum.
Ich hatte geträumt,
er werde blühen.

(Hilde Domin)

Samstag, 9. Januar 2016


und ich schloss die augen 
und umarmte jemanden, 
der nicht da war. 
noch verschiedenes dieser art.

(rainer malkowski)

Mittwoch, 6. Januar 2016

Dienstag, 5. Januar 2016

Lass uns landeinwärts gehn,
wo die kleinen Kräuter die Erde verankern.
Ich will einen festen Boden,
grün, aus Wurzeln geknotet
wie eine Matte.
Zersäge den Baum
nimm Steine
und bau mir ein Haus. 
Ein kleines Haus
mit einer weissen Wand
für die Abendsonne
und einem Brunnen für den Mond
zum Spiegeln,
damit er sich nicht,
wie auf dem Meere,
verliert.
Ein Haus
neben einem Apfelbaum
oder einem Ölbaum,
an dem der Wind
vorbeigeht
wie ein Jäger, dessen Jagd
uns
nicht gilt.

(Hilde Domin)


Inzwischen ist es fast zu einem Verbrechen
geworden, nicht über Bäume zu sprechen,
ihre Wurzeln, den Wind,
die Vögel, die sich in ihnen niederlassen,
den Frieden, an den sie uns erinnern.

(Walter Helmut Fritz)


Montag, 4. Januar 2016

Ich wollte dir schreiben
dass du mir fehlst
aber meine linke Hand schläft schon
und meine rechte Hand
hat zuviel Wein getrunken

was soll ich da tun

morgen in aller Frühe
will ich Worte für dich sammeln
Kieselworte
die es aufnehmen können
mit jedem Opal

(Werner Lutz)

Sonntag, 3. Januar 2016

Mittwoch, 30. Dezember 2015



Zum neuen Jahr

Das ist alles,
was wir tun können:
immer wieder
von neuem anfangen -
immer wieder
und wieder.

(Thornton Wilder)

Dienstag, 29. Dezember 2015

Nicht ganz verloren der Tag
an dem du ein Wort findest,
nach dem du lange gesucht hast.
An dem du die Amsel hörst,
als wäre es das erste Mal,
ein Zusammenhang deutlich wird.

(Rainer Malkowski)

Montag, 28. Dezember 2015

"In riding a horse, we borrow freedom."

Samstag, 26. Dezember 2015

Kleine Perlen des Tages
ein Lächeln
ein Streicheln
eine liebende Hand
kleine Perlen
des Tages
aufgereiht
zur Kette
der Zuversicht
zu tragen
bei anbrechender
Dunkelheit

(Peter Schiestl)

Donnerstag, 24. Dezember 2015

Finally on my way to yes 
I bump into 
all the places 
where I said no 
to my life 
all the untended wounds 
the red and purple scars 
those hieroglyphs of pain 
carved into my skin, my bones, 
those coded messages 
that send me down 
the wrong street 
again and again 
where I find them 
the old wounds 
the old misdirections 
and I lift them 
one by one 
close to my heart 
and I say holy 
holy. 

(Pesha Gertler)

Samstag, 19. Dezember 2015

Nicht verpassen


Nicht verpassen möchte ich 
Das Einsetzen des Tauwetters,
die Rückkehr der Zugvögel,
das Aufspringen der Knospen,
den Aufstieg des Kometen.
Nicht verpassen möchte ich
die Flucht der Mächtigen,
die Auferstehung der Schwachen.
Nicht verpassen möchte ich 
den Tag,
an dem alle Felder grün
sind von Hoffnung,
an dem auf allen dunklen Wegen
Kerzen leuchten,
an dem die Menschen
sehen, hören und sprechen,
den Tag,
an dem Steine weich werden.
Ich möchte dabei sein.

(Anne Steinwart)





Steiler durchs Urgestein
sind Wege gefügt,
tiefer im Erdreich
gewurzelt der Baum,
dunkler Winteräste am Stamm.
Aber auch heller die Vögel
in der Krone des Sommers,
blühender Blumen, inniger offen
der Liebkosung des Falters

(Gretel Winterling)

Donnerstag, 17. Dezember 2015

Montag, 14. Dezember 2015

"Meinen Platz einnehmen, am Feuer, auf dem Narrenschiff, in der Karawane, im Dorf, im Weltzirkus.
Lauschen und hören, wenn ich gefragt bin. An die Gaben glauben, die ich zu bieten habe, vertrauen, dass die Welt möchte, dass ich meinen Teil beitrage. Ganz tief hineingehen in mein Sosein und meine Gaben so mutig und authentisch anbieten wie es nur möglich ist. Dann gibt es keine Wertung, keine “grossen”, keine “kleinen” Gaben. Dann werden viele unterschiedliche Gaben von vielen zusammenkommen. Und die braucht es in den stürmischen Zeiten. Es braucht die Contrarykraft, die Gegenteilskraft, die Ältestenweisheit, den wildesten Teil unserer Seele, das wunderbare, verwundbare Herz der Kriegerin, die nicht retten, sondern einfach nur bezeugen, sehen, da sein will, ganz wach, ganz offen für den Schmerz und die Freude, für die Verrücktheit der Welt, für die Augenblicke des Lebens. Es braucht alle Gaben. Also schaue ich, was kommt."

(Cambra Skade)

Neue Wege gehen
staunen, sich überraschen lassen
an jedem Abzweig entscheiden
links oder rechts
steil oder eben
Sonne oder Schatten
weit oder nah
seinem gewählten Wege
folgen mit ganzem Herzen
bis zur nächsten Kreuzung
dann vertrauensvoll
neu entscheiden
und sich tragen lassen
in das, was kommt

(Maria Sassin)

Die Grenzen, die du errichtest, 
werden solange für dich real sein, 
bis du lernst, über sie hinaus zu gehen. 
Dann hören sie auf, wirklich zu sein.

Später wirst du auf die Realität zurückblicken,
 in der du gelebt hast,  und du wirst dich wundern, 
wie es dir einst möglich gewesen sein konnte, 
ihre engen Grenzen zu ertragen.

(Paul Ferrini)

Dienstag, 8. Dezember 2015


Wörter

Wörter, wie ungewichtig
seid ihr geworden, in den Schatten
gestellt von Erinnerungen,
Gedanken, die landen wie Vögel mit
lichtgefächerten Schwingen,
wortlos und buchstabenscheu.
Gelegentlich kreuzen sie auch
den Weg einer Montgolfiere
und überleben unbeschadet
das übererregte Feuer, die Seile,
den Krach.

(Dagmar Nick)