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Donnerstag, 3. März 2016

Nach uns wird bleiben der Baum 
der wortlos Geschichten erzählt von Menschen
die unterwegs Schutz suchten in seinem Schatten

(Annemarie Schnitt )

Sonntag, 28. Februar 2016

Mängisch dunkts eim scho 
dass s Läbe nüt anders sig 
als es Gwitter 
und mir 
mir seckle derdur 
und der eint breicht der Blitz 
und der ander nit
 und nienen e Hütte 
 wyt und breit.

(Franz Hohler)

Donnerstag, 25. Februar 2016

Winterzauber


Nach Träumen tauchen

Versenk Dich in Träume
sonst wirft Dich ein Spruch um.
Sie wurzeln in Bäumen
und Wind ist Wind.

Vertrau Deinem Herzen,
fängt die See auch Feuer
und lebe von Liebe,
auch wenn die Sterne rückwärts kreisen.

Ehre die Vergangenheit,
doch begrüsse die Zukunft
und tanz Deinen Tod fort
auf dieser Hochzeit.

Was kümmert Dich eine Welt
voller Schurken und Helden,
denn Gott mag Mädchen,
das Morgen und die Erde.

(E.E. Cummings)

Mittwoch, 24. Februar 2016

Sonntag, 21. Februar 2016

Was plötzlich auf dem Papier stand,
schrieb mir der alte Dichter,
war nicht viel länger
als mein kleiner Finger.
Aber ich hatte mich beinahe
ganz darin untergebracht:
meinen zerschlissenen Traum,
meine Unruhe,
meine Art,
die Menschen zu sehen

(Rainer Malkowski)

Donnerstag, 18. Februar 2016

Mittwoch, 17. Februar 2016

Es ist gut, wenn uns die verrinnende Zeit
nicht als etwas erscheint,
das uns verbraucht und zerstört,
sondern als etwas, das uns vollendet.

(Antoine De Saint-Exupéry)

Dienstag, 16. Februar 2016

Samstag, 13. Februar 2016

Umzug

Ich räume das Haus
die Zimmer, die Treppen
die Jahre, Jahrzehnte
die Tage und Nächte
die Freunde, die Feinde
die Tassen, die Teller
die Kissen, die Decken
den Himmel, die Hölle
die Gräber
ich räume und räume
den Winter, den Sommer
den Wind und das Wetter.

(Elisabeth Borchers)

Mittwoch, 10. Februar 2016

erinnern

ein dach bauen
über augenblicke
die zu schön waren
als dass
der wind der zeit
einfach
über sie hinwegfegen darf
um sie fortzutragen
dahin
wo gleichgültigkeit
und
niepassiert
eineiige zwillinge sind

(frank hartmann)

Dienstag, 9. Februar 2016

Freitag, 5. Februar 2016


Wenn man  erst einmal die unsichtbaren Schranken niedergelegt hat, 
die immer noch die Normalen von den anderen trennen, 
wird der Blick frei für diese liebenswürdige und bunte andere Welt, 
die chaotischer, aber auch fantasievoller, 
die erschütternder, aber auch existenzieller, 
leidvoller, aber auch weniger zynisch ist 
als die glatt lackierte allgemein herrschende Normalität.

(Manfred Lütz)


Sonntag, 31. Januar 2016

Du brauchst nicht gut zu sein.
Du brauchst nicht Hunderte von Meilen
reuevoll auf Knien durch die Wüste zu rutschen.
Du brauchst bloss das kleine weiche Tier deines Körpers
lieben zu lassen, was es liebt.
Erzähl mir von Verzweiflung, deiner, und ich erzähle dir von meiner.
Derweil nimmt die Welt ihren Lauf.
Derweil bewegen sich die Sonne und die klaren Kiesel des Regens
durch die Landschaften,
über Prärien, die tiefen Bäume,
die Berge und Flüsse.
Derweil ziehen die wilden Gänse hoch in der klaren, blauen Luft
wieder heimwärts.
Wer immer du bist, gleich, wie verlassen,
die Welt bietet sich deiner Phantasie dar,
ruft dich wie die wilden Gänse, mit rauer, aufregender Stimme –
immer wieder, und verkündet dir deinen Platz
in der Familie aller Dinge.

(Mary Oliver)

Freitag, 29. Januar 2016

Donnerstag, 28. Januar 2016

Morgen

Morgen passen mir die roten Schuhe
Morgen bin ich leicht und hafte nirgends
Morgen bläst mich dein geheimer Atem
Meertief über das zerwühlte Herzland
Morgen spielt der Abend mir vom Blatt
Rotem Sichelblatt des Eukalyptus
Drei vergessene winzige Etüden
Hingetupfte schwarz und elfenbein.

(Marie Luise Kaschnitz)

Mittwoch, 27. Januar 2016

Zeitlicher Rat

Zum ersten
musst du glauben,
dass es Tag wird,
wenn die Sonne steigt.
Wenn du es aber nicht glaubst,
sage ja.

Zum zweiten musst du glauben
und mit allen deinen Kräften,
dass es Nacht wird,
wenn der Mond aufgeht.
Wenn du es aber nicht glaubst,
sage ja

oder nicke willfährig mit dem Kopf,
das nehmen sie auch.

(Ilse Aichinger)



Dienstag, 26. Januar 2016

noch im sprung
federten wir ihn ab
den sturz
das straucheln
das ringen
hand greift hand
für den weg
durchs dickicht
fingen wir an
im dunkeln
zu singen.

(Doris Runge)

Samstag, 23. Januar 2016

Freitag, 22. Januar 2016

Der Traum vom Glück
wehrt sich gegen mich
seit ich ihn träumen will
Ich habe viel geträumt
von dunklen Dingen
Manchmal stand ein Stern
am Himmel meines Traums
nur einen Augenblick
dann stürzte er
und fiel
weiss auf mein Haar

(Rose Ausländer)

Donnerstag, 21. Januar 2016


Freimut zu bekennen:
Ich bin ich.
Ich werd auf meinem Wege gehen
und werde sagen, was ich da gesehen,
und keiner überredet mich,
das Schwarze auch nur grau zu nennen,
geschweige denn weiss. Es ist an der Zeit,
zum Wort, das uns anvertraut ist, zu stehen.

(Eva Strittmatter)

Sonntag, 17. Januar 2016

Wer sagt,
was klein ist oder gross,
was wichtig,
was bedeutungsvoll –
Wir sind im All nicht größer
als ein Sandkorn in der Wüste.
Und dennoch unvergleichlich,
wunderbar und einzig –
jeder Mensch.

(Vreni Merz)

Montag, 11. Januar 2016

Rückkehr

Meine Füsse wunderten sich
dass neben ihnen Füsse gingen
die sich wunderten.
Ich, die ich barfuss gehe
und keine Spur hinterlasse,
immer sah ich den Leuten auf die Schuhe.
Aber die Wege feierten
Wiedersehen
mit meinen schüchternen Füssen.
Am Haus meiner Kindheit blühte
im Februar
der Mandelbaum.
Ich hatte geträumt,
er werde blühen.

(Hilde Domin)

Samstag, 9. Januar 2016


und ich schloss die augen 
und umarmte jemanden, 
der nicht da war. 
noch verschiedenes dieser art.

(rainer malkowski)