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Freitag, 31. August 2012
Stelzenhafte Tage,
die sich schon am Morgen
ineinander verkeilen
Schattenzerrissene,
tiefgefurchte Tage,
die mehr Rätsel aufgeben
als sie je zu lösen vermögen
Und Tage, an denen du nichts suchst
und ununterbrochen findest
Tage, an denen die Zeit egal ist,
die sich wie Inseln lösen
aus dem Morgendunst
und sich selbst genügen,
ohne vorher, ohne nachher
Sehnsucht nach feuchter Erde
und lichtgeschwellter Luft
Sehnsucht nach unnützer Zeit
Ich wildere barfuss
durch die Tage
und wünsche mir,
nie irgendwo anzukommen
(Annette Christener-Ayasse)
Donnerstag, 30. August 2012
Mittwoch, 29. August 2012
In diesem Schatten ist so viel Sonne
dass ich meine ganzen Augen
in goldenen Reichtum tauchen kann
in diesem Regen
ist soviel Schönwetter
dass ich das nasse Haar
an meinen Wangen trocknen kann
in diesem Tag ist soviel Zukunft
dass die Arme ellbogentief versinken
also sage ich - die Arme voller Tag
ich liebe
(Halina Poswiatowska)
Dienstag, 28. August 2012
Diesen Himmel schenke ich dir.
Er ist nicht mehr neu.
Ich habe ihn öfters gebraucht,
besonders das Blaue: Du siehst
die Spuren am Einband.
Vom Abendrot sind die Ränder
zurückgeblieben, und der Regen,
du weisst, hat einige Seiten
ganz ausgeblichen. Manchmal
war auch die Sonne zu grell,
da sind mir Blätter vergilbt,
und der Nachtsturm riss eine Seite ein,
damals, da war ich nicht bei dir.
Die Sterne haben Löcher gesengt,
ich habe nicht aufgepasst, der Mond
hat die Wolken unachtsam verschoben,
das sind die Flecken im Dunkel.
Er ist nicht mehr neu, mein Himmel,
es ist nicht leicht, ihn zu lesen.
Aber die Ränder, die Risse, die Spuren
gehören mir, das verblichene Blau,
und ich schenke ihn dir, diesen Himmel.
(Kay Hoff)
Montag, 27. August 2012
Samstag, 25. August 2012
maybe.
the path to our destination is not always a straight one. we go down the wrong road, we get lost, we turn back. maybe it doesn't matter which road we embark on. maybe what matters is that we embark.
(barbara hall)
Freitag, 24. August 2012
Ich bin zu gross geworden
für die kleine Liebe
ich bin zu klein geworden
für die grosse Liebe
und zu müde
um die Augen offen zu halten
und zu unruhig
für den Schlaf
Ich bin zu gross geworden
um die Augen offen zu halten
und zu müde
für die grosse Liebe
und zu unruhig
für die kleine Liebe
ich bin zu klein geworden
für den Schlaf
Ich bin zu gross geworden
ich bin zu klein geworden
für die grosse Liebe
für die kleine Liebe
und zu unruhig
und zu müde
um die Augen offen zu halten
für den Schlaf
Mittwoch, 22. August 2012
Rhino Skin
...You need rhino skin
To get to the end
Of the maze
Through this world...
...You need eagles wingsTo get over thingsThat make no senseIn this world...
(Tom Petty)
Montag, 20. August 2012
Sonntag, 19. August 2012
Samstag, 18. August 2012
Freitag, 17. August 2012
Poética
Wie jetzt noch ein Gedicht schreiben,
warum nicht endgültig schweigen
und uns viel nützlicheren Dingen widmen?
Warum die Zweifel vergrössern,
alte Konflikte, unverhoffte Zärtlichkeiten
neu durchleben;
dieses Quentchen Lärm
einer Welt hinzufügen
die mehr ist, die es doch nur zunichte macht?
Wird irgendwas klarer durch solch ein Knäuel?
Niemand braucht es,
Relikt vergangener Herrlichkeiten,
wem hilft es, welche Wunden heilt es?
(Juan Gustavo Cobo-Borda)
¿Cómo escribir ahora poesía,
por qué no callarnos definitivamente
y dedicarnos a cosas mucho más útiles?
¿Para qué aumentar las dudas,
revivir antiguos conflictos,
imprevistas ternuras;
ese poco de ruido
que lo sobrepasa y anula?
¿Se aclara algo con semejante ovillo?
Nadie la necesita.
Residuo de viejas glorias,
¿a quién acompaña, qué heridas cura?
(Consejos para sobrevivir 1974)
Donnerstag, 16. August 2012
Es sind nicht immer die Lauten stark,
nur weil sie lautstark sind.
Es gibt so viele, denen das Leben
ganz leise viel echter gelingt.
Die stehen nicht auf Bühnen, füllen keine Feuilletons.
die kämpfen auf schwereren Plätzen.
Die müssen zum Beispiel in Großraumbüros
sich der Unmenschlichkeit widersetzen.
Die schützt kein Programm, kein Modedesign.
Die tragen an sich etwas schwerer.
Die wollen ganz einfach nur anständig sein
und brauchen keine Belehrer.
Die schreiben nie Lieder.
Die sind Melodie.
So aufrecht zu gehen,
lerne ich nie.
(Konstantin Wecker)
Mittwoch, 15. August 2012
Dienstag, 14. August 2012
Sonntag, 12. August 2012
Ausgesetzt
in einer Barke von Nacht
trieb ich
und trieb an ein Ufer.
An Wolken lehnte ich gegen den Regen.
An Sandhügel gegen den wütenden Wind.
Auf nichts war Verlass.
Nur auf Wunder.
Ich ass die grünenden Früchte der Sehnsucht,
trank von dem Wasser, das dürsten macht.
Ein Fremdling, stumm vor unerschlossenen Zonen,
fror ich mich durch die finsteren Jahre.
Zur Heimat erkor ich mir die Liebe.
(Mascha Kaléko)
Freitag, 10. August 2012
poetry
it
takes
a lot of
desperation
dissatisfaction
and disillusion
to
write
a
few
good
poems.
it's not
for
everybody
either to
write
it
or even to
read
it.
(Charles Bukowski)
Aufbruch
Es wird kommen der Tag,
da verlasse ich, zaghaft
zuerst, dann beherzt
meine einsame Insel.
Wage mich endlich hervor
aus dem bewährten Versteck
und der sicheren Deckung,
fast ohne Angst und ohne
noch einmal mich umzusehn.
Meine Rüstung tue ich
ab und alle die Waffen,
das Wenn und das Aber
und steige ins Boot.
Wehrlos werde ich sein
und verwundbar, ich weiß,
auf dem offenen Meer
und einzig beschützt
von der Liebe.
(Lothar Zenetti)
Donnerstag, 9. August 2012
Dienstag, 7. August 2012
Der Traum vom Fliegen
... und wenn du es wieder mal müde bist,
wie eng und begrenzt dein Leben ist,
und die ganze Erde erscheint dir fast
umsponnen von einem grauen Netz,
in dem du dich hilflos verfangen hast,
ein Netz aus Gewohnheit, Gewalt und Gesetz,
ein Netz aus Grenzen von Staat zu Staat,
Grenzen aus Dummheit und Stacheldraht,
Grenzen des Geldes, begrenzte Zeit
Und die Grenzen der eigenen Fähigkeit...
...und wenn du dich wieder mal wund gestoßen
an den Gitterstäben, den kleinen und großen,
und du weißt genau: Du kommst nie mehr vom Flecke,
du bleibst gefangen im engen Raum,
dann hockst du dich nieder in deiner Ecke
und träumst den alten Traum:
Da breitest du weit deine Arme aus
Und ein tiefer Atemzug!
Du schwingst dich empor über Straße und Haus
Im traumhaften Vogelflug.
Du fliegst und du fliegst und du brauchst kein Ziel
Das Dasein selbst ist Glück!
Keine Grenze dort unten bekümmert dich viel,
du möchtest nie zurück.
Es ist alles so einfach. Du wunderst dich kaum.
Und du weißt in dein Traum: Es ist kein Traum!
Und du fragst dich, warum man es je vergisst,
warum man nicht glaubt daran,
dass man immer so frei wie ein Vogel ist
und in Wahrheit fliegen kann.
(Michael Ende)
Sonntag, 5. August 2012
Lebendig ist, wer wach bleibt
Sich dem anderen schenkt
Das Bessere hingibt
Niemals rechnet
Lebendig ist, wer das Leben liebt
Seine Begräbnisse, seine Feste
Wer Märchen und Mythen
auf den ödesten Bergen findet
Lebendig ist, wer das Licht erwartet
in den Tagen des schweren Sturms
Wer die stillen Lieder
ohne Geschrei und Schüsse wählt
Sich dem Herbst hinwendet
und nicht aufhört zu lieben
(Luigo Nono)
Samstag, 4. August 2012
und vor sich, den sommer
nicht nur die morgen alle des sommers -, nicht nur
wie sie sich wandeln in tag und strahlen vor anfang.
nicht nur die tage, die zart sind um blumen, und oben,
um die gestalteten bäume, stark und gewaltig.
nicht nur die andacht dieser entfalteten kräfte,
nicht nur die wege, nicht nur die wiesen im abend,
nicht nur, nach spätem gewitter, das atmende klarsein,
nicht nur der nahende schlaf und ein ahnen, abends...
sondern die nächte! sondern die hohen, des sommers,
nächte, sondern die sterne, die sterne der erde.
(rainer maria rilke)
Freitag, 3. August 2012
nachtgesang
ich warte nicht mehr
auf die besseren zeiten
schwarzblauer himmel über uns
silbersterne dran
hand in hand mit dir
den fluss entlang
bäume links und rechts
sehnsucht auf den ästen
hoffnung im herz
ich räume mein zimmer auf
ich zünde eine kerze an
ich male ein gedicht
ich küsse mich
nicht mehr deinen körper entlang
durch deinen nabel hindurch
in deine träume hinein
meine liebe in deinem mund
dein feuer in meinem schoss
schweissperlen auf der haut
ich ziehe mich ganz warm an
ich zeichne die lippen rot
ich spreche mit den blumen
ich lausche nicht mehr
auf ein zeichen von dir
hole deine briefe hervor
schaue deine bilder an
disskusionen mit dir bis nach mitternacht
visionen zwischen uns
kinder lachen uns zu
ich mache die fenster weit auf
ich schnüre die schuhe fest zu
ich nehme den hut
ich träume nicht mehr
in die einsame stunden
dein gesicht in die zeit
dein schatten ist nur eine kalte gestalt
ich packe die erinnerungen ein
ich blase die kerze aus
ich öffne die tür
ich warte nicht mehr
auf die besseren zeiten
ich gehe auf die strasse hinaus
blütenduft auf der haut
den schirm in der hand
den fluss entlang
schwarzblauer himmel über mir
silbersterne dran
bäume
links und rechts
sehnsucht auf den ästen
hoffnung im herz
ich liebe dich
ich warte nicht mehr
(Ayim May, aus: "Blues in schwarz weiß", Gedichte)
Donnerstag, 2. August 2012
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