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Samstag, 31. Dezember 2016

Winterkälte: offene Tore. 
Es ist der letzte Tag des Jahres, 
ich sehe entfernte Liebe in einem Lichtzelt 
und möchte wieder einmal ewig leben.   

(Peter Handke)

Donnerstag, 29. Dezember 2016

Mittwoch, 21. Dezember 2016

Be soft. 
Do not let the world make you hard. 
Do not let the pain make you hate.
 Do not let the bitterness steal your sweetness. 
Take pride that even though the rest of the world may disagree, 
you still believe it to be a beautiful place.

( Iain S. Thomas)

Sonntag, 18. Dezember 2016

Wir
zwischen Himmel und Erde
beiden hörig

Abglanz
Echo

Wirklichkeit
unser unverlässliches
Märchen

(Rose Ausländer)

Mittwoch, 14. Dezember 2016

Immer sind es die
Herzen der Menschen
die fragenden ängstlichen mutigen
Herzen der Menschen,
die Häuser bauen zum Leben.

(Anne Steinwart)

Donnerstag, 8. Dezember 2016


Alles
was tut
als hätte ich es verloren
sammelt sich heimlich
und ordnet sich
ganz von selbst
zu einem Haus
mit eingerichteten Zimmern

Es riecht schon nach Brot
in der Küche
Im warmen Bett schlägst du
wirklich du
nackt die Decke zurück
und streckst mir
zum Einzug
zwei lebende Arme entgegen

(Erich Fried)

Dienstag, 29. November 2016

Listen, real poetry doesn't say anything;
it just ticks off the possibilities. 
Opens all doors. 
You can walk through any one that suits you. 

(Jim Morrison)

Samstag, 26. November 2016

Die Sensation zu leben.
Nachts. Und die Liebe ist.
Gefangen und ergeben:
Wir sind. Ich bin. Du bist.

Austausch. Aufschwung. Verwandlung.
Zwei Atemzüge Zeit.
Ein Nichts von einer Handlung.
Dann: eine Ewigkeit.

(Eva Strittmatter)

Sonntag, 20. November 2016

Wurzeln

Ich bin mit vielen Menschen verbunden,
Und keinen von ihnen lasse ich.
Manche habe ich in der Ferne gefunden.
Doch fühl ich sie nahe: sie stützen mich.
Ich schreibe ihnen von meinem Leben
Und nehme ihr Leben in mich hinein.
Mit den Jahren wird aus Nehmen und Geben
Ein unauflöslich durchdrungenes Sein...

(Eva Strittmatter)

Alles ist immer wieder möglich
Unendlich ist die Möglichkeit,
das Leben neu zu variieren.
Solange wir leben in der Zeit,
können wir alles neu anfangen,
den Tag, die Nacht und auch
die Liebe.
So gross ist niemals unser Leid,
dass nicht noch Freude in uns bliebe
an unsrer Kraft.

Sind wir zu weit von unserm Werte fortgegangen,
sinkt ein Gewicht uns.
Es fällt solange,
bis die Waage gleichsteht:
als Möglichkeit, die für uns handelt.
Wir sind niemals mit uns allein,
und alles, was geschieht,
verwandelt uns in Ganzes –
Teil vom Sein

(Eva Strittmatter)

Donnerstag, 17. November 2016

Ohne Ungeduld will ich träumen,
mich dieser Arbeit hingeben
die niemals enden kann.
Und nach und nach, über den
wiedergeborenen Armen
öffnen sich wieder die hilfreichen Hände.
In ihre Höhlen
kehren die Augen zurück und leuchten.
Und plötzlich, unversehrt,
bist du auferstanden. Und wie sonst
wird deine Stimme mich führen.
Auf immer sehe ich dich wieder.

(Hilde Domin)

Übersetzung des Gedichtes "Per Sempre" von Giuseppe Ungaretti 

Sonntag, 13. November 2016

Ich lass mich treiben
in den Herbst
die Wolkenkähne segeln
mir voran
am Boden tragen Nüsse
schon den warmen Mantel
vergoren duften 
die gefallenen Früchte
ein Schrei des Habichts
und ich weiss die Tage
stehlen sich davon
ganz leis
ich seh nur noch den 
Zipfel ihres Blütenkleids
ich greif danach
und halt ihn 
in der Hand nur kurz 
dann reisst 
der leichte Stoff des Sommers
und Fäden hab ich
in der Hand
Altweiberhaare 
weiss

(Monika Reinfurt)


Es regnet

Im Herbst
sind die Häuser
heimatlos
In welches
verirrst du dich
Du redest zur Wand
über den Frühling
Das Fenster spannt auf
einen Regenbogen
Kommen die Fremden
suchen Wohnung
ihre nassen Schritte
klopfen an deinen Puls
du redest zur Wand
über den fremden Frühling
Es regnet

(Rose Ausländer)

Freitag, 11. November 2016


So long, Leonard Cohen

Montag, 7. November 2016


Turn each of your thoughts into a bird 
and let them fly to the other world. 
One is an owl, one is a falcon, one is a crow. 
Each one is different from the others,
but they are all the same in silence.

(Rumi)

Sonntag, 6. November 2016

Spätherbst





Als gäbe es
einen Himmel
und eine aufblickende
Erde

Als gäbe es
leuchtendes Blau
dumpfes Braun

Als gäbe es
Erdworte
überirdische Worte

Als gäbe es
Deinwort Meinwort
dich und mich

(Rose Ausländer)

Samstag, 5. November 2016

Du Ungeduld! 
Du suchst den Schatz des Glückes in der Schale einer Nuss. 
Aber die Schönheit und das Glück sind reicher als wir, 
und haben tausend Wege, und tragen Früchte auf allen Bäumen. 

(Hermann Hesse, aus: Eine Stunde Hinter Mitternacht)

Donnerstag, 3. November 2016

You deserve a love who wants you disheveled, with everything 
and all the reasons that wake you up in a haste 
and the demons that won’t let you sleep.

You deserve a love who makes you feel safe, 
who can consume this world whole if he walks hand in hand with you; 
someone who believes that his embraces are a perfect match with your skin.

You deserve a love who wants to dance with you, 
who goes to paradise every time he looks into your eyes 
and never gets tired of studying your expressions.

You deserve a love who listens when you sing, 
who supports you when you feel shame and respects your freedom; 
who flies with you and isn’t afraid to fall. 

You deserve a love who takes away the lies 
and brings you hope, coffee, and poetry 

(~ Frida Kahlo)

Sonntag, 30. Oktober 2016

Herbst

Bunter das Laub,
sanfter das Schweben
des fallenden Blattes,
mystisch des Rascheln
unter dem Tritt,
silbern das Mondlicht,
leuchtend der Stern,
tiefer die Nacht,
grösser die Sehnsucht,
seit es Dich gibt.

( Annette Gonserowski)

Man muss seinen Traum finden,
dann wird der Weg leicht.
Aber es gibt keinen immerwährenden Traum,
jeden löst ein neuer ab,
und keinen darf man festhalten wollen.

(Hermann Hesse)

Dienstag, 25. Oktober 2016

Montag, 24. Oktober 2016

Ein Netz

Freunde sind wir geworden Geliebter
schmolzen im Lauf der Jahre
unsere Schwerter zur Schale
wir tranken draus
Schwermut und Lust

Abschiede kamen wie Hunger und Durst
wir gaben sie immer. Daraus
flocht uns die Zeit ein Netz
aus Treue und Trost

Herzenssatt liege ich bei dir
in sicheren Schlingen
Wir hören zu atmen nicht auf.

(Ulla Hahn)

Sonntag, 23. Oktober 2016

Dienstag, 18. Oktober 2016

I worried a lot. Will the garden grow, will the rivers 
flow in the right direction, will the earth turn 
as it was taught, and if not how shall 
I correct it? 

Was I right, was I wrong, will I be forgiven, 
can I do better? 

Will I ever be able to sing, even the sparrows 
can do it and I am, well, 
hopeless. 

Is my eyesight fading or am I just imagining it, 
am I going to get rheumatism, 
lockjaw, dementia? 

Finally I saw that worrying had come to nothing. 
And gave it up. And took my old body 
and went out into the morning, 
and sang.

(Mary Oliver)

Freitag, 14. Oktober 2016


Im Wunder

Ich verliere mich
im Dschungel der Wörter

finde mich wieder
im Wunder
des Worts

(Rose Ausländer)

Mittwoch, 12. Oktober 2016

Montag, 10. Oktober 2016

Some days 
I am more wolf 
than woman, 
and I am still learning 
how to stop apologizing
 for my wild

(Nikita Gill)

Freitag, 7. Oktober 2016

Meer



Meer

ich wollte dich beschreiben
doch da hatten
deine Wellen schon
meine Gedanken
hinter den Horizont getragen
ins erste Morgenlicht

so stehe ich hier
und schweige
umgeben vom Rauschen
und der Unendlichkeit
des Augenblicks

( E. Schinkel)

Mittwoch, 5. Oktober 2016

Montag, 26. September 2016

Sonntag, 25. September 2016

Wir werden nicht Heiler. Wir kamen als Heiler. Wir sind es. 
Einige von uns sind immer noch auf dem Weg zu entdecken, was wir sind.

 Wir werden keine Geschichtenerzähler. Wir kamen als Überbringer 
der Geschichten, die unsere Vorfahren erlebten. Wir sind es. 
Einige von uns sind immer noch auf dem Weg zu entdecken, was wir sind. 

Wir werden keine Künstler. Wir kamen als Künstler. Wir sind es. 
Einige von uns sind immer noch auf dem Weg zu entdecken, was wir sind. 

Wir werden nicht Schriftsteller, Tänzer, Musiker, Helfer, Friedensstifter.
Wir kamen als diejenigen. Wir sind es. 
Einige von uns sind immer noch auf dem Weg zu entdecken, was wir sind. 

Wir brauchen nicht zu lernen, in diesem Sinne zu lieben. 
Wir kamen als die Liebe. Wir sind Liebe.
 Einige von uns sind immer noch auf dem Weg zu entdecken, 
was wir wirklich sind.

(Clarissa Pinkola Estes)

Freitag, 23. September 2016

Hängemattenglück


Nicht die Worte machen ein Gedicht aus, 
sondern der Blick auf die Dinge, 
in Geschenkpapier aus Worten gehüllt. 

(Brigitte Fuchs)

Bleib nicht liegen,
denn sonst gräbt sich etwas fest in deinem Hirn,
was dir irgendwann den Mut zum Atmen nimmt.
Und auf einmal prägt dir einer dieses Zeichen auf die Stirn,
das die Wege, die du gehen willst, bestimmt

(Konstantin Wecker)

Samstag, 17. September 2016

Unsere Sehnsucht nach Welt
unser Verlangen nach den grossen und flachen Horizonten, 
nach Masten und Molen, Gras auf offenen Dünen, 
nach spiegelnden Grachten, nach Wolken über dem offenen Meer; 
unser Verlangen nach Wasser, das uns verbindet mit allen Küsten dieser Erde; 
unser Heimweh nach der Fremde

(Max Frisch)


Donnerstag, 15. September 2016

Hin und wieder hat das Schicksal 
Ähnlichkeit mit einem örtlichen Sandsturm, 
der unablässig die Richtung wechselt. 
Sobald du deine Laufrichtung änderst, um ihm auszuweichen, 
ändert auch der Sturm seine Richtung, um dir zu folgen. 

Eigentlich bist der Sandsturm du selbst. Etwas in dir. 
Also bleibt dir nichts anderes übrig, als dich damit abzufinden 
und, so gut es geht, einen Fuss vor den anderen zu setzen, 
Augen und Ohren fest zu verschließen, damit kein Sand eindringt, 
und dich Schritt für Schritt herauszuarbeiten. 

Vielleicht scheint dir auf diesem Wege weder Sonne noch Mond, 
vielleicht existiert keine Richtung und nicht einmal die Zeit. 
Nur winzige, weiße Sandkörner, wie Knochenmehl, 
wirbeln bis hoch hinauf in den Himmel. 
So sieht der Sandsturm aus, den ich mir vorstelle.

Natürlich kommst du durch. Durch diesen tobenden Sandsturm.
Und wenn der Sandsturm vorüber ist, wirst du kaum begreifen können, 
wie du ihn durchquert und überlebt hast. 
Du wirst auch nicht sicher sein, ob er wirklich vorüber ist. 

Nur eins ist sicher: 
Derjenige, der aus dem Sandsturm kommt, 
ist nicht mehr derjenige, der durch ihn hindurchgegangen ist.


(Haruki Murakami , aus: Kafka am Strand )

Montag, 12. September 2016

Samstag, 10. September 2016

Mittwoch, 7. September 2016

Another world
is not only possible, 
she is on her way. 
On a quiet day 
I can hear her breathing. 

 (Arundhati Roy)

Samstag, 3. September 2016

Es tut weh
und wohl
nicht zu vergessen

(Rose Ausländer)

Rückkehr

Immer von sich weglaufen
und zurückkommen

Die Rückkehr feiern
und verleugnen
das Leben ertragen

Menschen
Tiere und Dinge
lieben

Lieben und vergessen
und zurückkehren
zur Liebe

(Rose Ausländer)

Dienstag, 30. August 2016


Lasst uns die unbeantworteten Briefe an das Gestern vergessen! Die Zeit tut Wunder. 

(Ingeborg Bachmann)



Sonntag, 28. August 2016

Eine Schale Schmerz
Eine Glocke Glück

Was ich hier verliere 
Gewinne ich dort

(Rose Ausländer)

Donnerstag, 18. August 2016

Crossroads

The second half of my life will be black 
to the white rind of the old and fading moon. 
The second half of my life will be water 
over the cracked floor of these desert years. 
I will land on my feet this time, 
knowing at least two languages and who 
my friends are. I will dress for the 
occasion, and my hair shall be 
whatever color I please.
Everyone will go on celebrating the old 
birthday, counting the years as usual, 
but I will count myself new from this 
inception, this imprint of my own desire.

The second half of my life will be swift, 
past leaning fenceposts, a gravel shoulder, 
asphalt tickets, the beckon of open road. 
The second half of my life will be wide-eyed, 
fingers shifting through fine sands, 
arms loose at my sides, wandering feet. 
There will be new dreams every night, 
and the drapes will never be closed. 
I will toss my string of keys into a deep 
well and old letters into the grate.

The second half of my life will be ice
breaking up on the river, rain
soaking the fields, a hand
held out, a fire,
and smoke going
upward, always up. 

(Joyce Sutphen)

Samstag, 13. August 2016

genug sage ich
und habe doch nie genug
von der verwirrung
die das fühlen mit sich bringt
oder das einatmen der tagträume
die mehr als lockstoffe
und mehr als verführung sind

(Werner Lutz)

Glückliche Tage

Freitag, 5. August 2016

am See



Von Sommer zu Sommer

Ein Jahr vergangen wie im Flug.
Und immer noch nicht abgestürzt.

Ein grosses Herz
hat mich getragen:
ein Segeltuch Liebe.

(Manfred Ach)

Samstag, 30. Juli 2016


Verbünde dich mit der Hoffnung.
Lass dich nicht einfangen im Netz der Zweifel.
Schlage dich ins Gebüsch der guten Erinnerung.
Tauche ab in dei Wellen zweckfreien Spiels.
Birg dich in den Umarmungen deiner Lieben.
Grabe nach den Schätzen in dir.
Hüte dein Feuer.
Zünde ein Licht an in der Dunkelheit.
Singe ein Lied.
Lass die Traurigkeit Platz nehmen.
Schau der Angst ins Gesicht.
Geh in den Zauberwald der Worte.
Verdichte deine Furcht.
Habe Geduld mit dir selbst.
Sei gut zu dir.

(Christine Ruppert)