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Mittwoch, 31. Oktober 2012

Warning


To love a man wholly
    love him
    feet first
           head down
           eyes cold
           closed
    in depression.

It is too easy to love
    a surfer
    white eyes
    godliness &
           bronze
    in the bright sun.

(Alice Walker)

Oktoberhimmel


Dienstag, 30. Oktober 2012


Sei gefasst -
es kann dich Hals und Kragen kosten
Mark und Bein
wenn du die Träume lebst
die du seit jeher hattest 

Nein -
es wird nicht sein wie früher
anders wird es werden
niemand löscht
ein Feuer
das dich mitten durch entzündet
keiner bremst
den Zug auf voller Fahrt

(Vreni Merz)

Montag, 29. Oktober 2012


"Man muss Flügel haben, 
wenn man den Abgrund liebt ..."

(Nietzsche in: "Zwischen Raubvögeln")


IF.....



IF you can keep your head when all about you 
Are losing theirs and blaming it on you,
If you can trust yourself when all men doubt you,
But make allowance for their doubting too;
If you can wait and not be tired by waiting,
Or being lied about, don't deal in lies,
Or being hated, don't give way to hating,
And yet don't look too good, nor talk too wise:
If you can dream - and not make dreams your master;
If you can think - and not make thoughts your aim;
If you can meet with Triumph and Disaster
And treat those two impostors just the same;
If you can bear to hear the truth you've spoken
Twisted by knaves to make a trap for fools,
Or watch the things you gave your life to, broken,
And stoop and build 'em up with worn-out tools:

If you can make one heap of all your winnings 
And risk it on one turn of pitch-and-toss,
And lose, and start again at your beginnings
And never breathe a word about your loss;
If you can force your heart and nerve and sinew
To serve your turn long after they are gone,
And so hold on when there is nothing in you
Except the Will which says to them: 'Hold on!'

If you can talk with crowds and keep your virtue,
' Or walk with Kings - nor lose the common touch,
if neither foes nor loving friends can hurt you,
If all men count with you, but none too much;
If you can fill the unforgiving minute
With sixty seconds' worth of distance run,
Yours is the Earth and everything that's in it,
And - which is more - you'll be a Man, my son!

(Rudyard Kipling)

Sonntag, 28. Oktober 2012

Samstag, 27. Oktober 2012

Ohne dich


Nicht nichts ohne dich
aber nicht dasselbe

Nicht nichts
ohne dich
aber vielleicht weniger

Nicht nichts
aber weniger
und weniger

Vielleicht nicht nichts
ohne dich
aber nicht mehr viel

(Erich Fried)

Freitag, 26. Oktober 2012

fraufrei


Du hast
mir
die Freiheit der Frau
gebracht

Du hast
mich
warm und weich
gemacht

Nun werde ich
nie wieder
nur lau sein

Warm und weich
werde ich
wunderbar
Frau sein 

(Evelyne Weissenbach)



Gegen die Angst


Streichle das Blatt
küsse den Hund
tröste das Holz
hüte den Mund
zähme den Kamm
reime die Lust
schmücke den Schlaf
plätte den Frust
neige das Glas
wiege das Buch
liebe die Luft
rette das Tuch
schaue das Meer
rieche das Gras
kränke kein Kind
iss keinen Frass
lerne im Traum
schreibe was ist
nähre den Tag
forme die Frist
lenke die Hand
eile und steh
zögere nicht
weile wie Schnee
öffne die Tür
lade wen ein
schenke dich hin
mache dich fein
prüfe dein Herz
geh übers Feld
ruhe dich aus
rühr an der Welt

(Ilma Rakusa)

Mittwoch, 24. Oktober 2012


Die Liebe und der Wahnsinn

Es wird erzählt, dass alle Gefühle und Qualitäten des Menschen einmal ein Treffen hatten. 

Als die Langeweile zum dritten Mal gähnte, schlug der Wahnsinn vor: "Lasst uns Verstecken spielen."

Die Intrige hob die Augenbraue und die Neugierde fragte: "Verstecken, was ist denn das?"

"Das ist ein Spiel." sagte der Wahnsinn. "Ich schließe meine Augen und zähle von 1 bis 1000. Inzwischen versteckt Ihr Euch. Wenn ich das Zählen beendet habe, wird der Letzte, den ich finde, meinen Platz einnehmen, um das Spiel fortzusetzen."

Die Begeisterung und die Euphorie tanzten vor Freude. Die Freude machte so viele Sprünge, dass sie den letzten Schritt tat, um den Zweifel zu überzeugen und sogar die Gleichgültigkeit, die sonst an nichts Interesse zeigte, machte mit.

Aber nicht alle wollten mitmachen: Die Wahrheit bevorzugte es sich nicht zu verstecken, wozu auch? Zum Schluss würde man sie immer entdecken und der Stolz meinte, dass es ein dummes Spiel wäre (im Grunde ärgerte er sich nur, dass die Idee nicht von ihm kam) und die Feigheit zog es vor, nichts zu riskieren.

"Eins, zwei, drei,…", der Wahnsinn begann zu zählen.

Als Erstes versteckte sich die Trägheit, die sich hinter den ersten Stein fallen ließ. Der Glaube stieg zum Himmel empor und die Eifersucht versteckte sich im Schatten des Triumphes, der es aus eigener Kraft geschafft hatte, bis zur höchsten Baumkrone zu gelangen.

Die Großzügigkeit schaffte es kaum, sich selber zu verstecken, da sie bei allen Verstecken, die sie fand glaubte, ein wunderbares Versteck für einen ihrer Freunde gefunden zu haben: Ein kristallklarer See war ein wunderbares Versteck für die Schönheit. Eine dunkle Höhle, das war ein perfektes Versteck für die Angst. Der Flug eines Schmetterlings das beste Versteck für die Wollust. Ein Windstoß war großartig für die Freiheit. So versteckte sie sich letztlich selbst auf einem Sonnenstrahl.

Der Egoismus dagegen fand von Anfang an einen sehr guten Ort, luftig und gemütlich, aber nur für ihn. Die Lüge versteckte sich auf dem Meeresgrund (stimmt nicht, in Wirklichkeit versteckte sie sich hinter dem Regenbogen). Die Leidenschaft und das Verlangen im Zentrum der Vulkane. Die Vergesslichkeit…, ich habe vergessen, wo sie sich versteckte, aber das ist auch nicht so wichtig.

Als der Wahnsinn "999" zählte, hatte die Liebe noch kein Versteck gefunden. Alle Plätze schienen besetzt zu sein, bis sie den Rosenstrauch entdeckte und gerührt beschloss sich in der Blüte zu verstecken.

"1000", zählte der Wahnsinn und begann zu suchen.

Die Erste, die entdeckt wurde, war die Trägheit, nur drei Schritte vom ersten Stein entfernt. Danach hörte man den Glauben, der im Himmel mit Gott über Theologie diskutierte. Das Verlangen und die Leidenschaft hörte man im Vulkan vibrieren. In einem unachtsamen Moment fand der Wahnsinn die Eifersucht und so natürlich auch den Triumph. Den Egoismus brauchte er gar nicht zu suchen, ganz allein kam er aus seinem Versteck heraus, das sich als Bienennest entpuppt hatte.

Vom vielen Laufen bekam der Wahnsinn Durst und als er sich dem See näherte, entdeckte er die Schönheit. Mit dem Zweifel war es noch einfacher, ihn entdeckte er auf einem Zaun sitzend, weil er sich nicht entscheiden konnte, auf welcher Seite er sich verstecken sollte. So fand er einen nach dem anderen, das Talent im frischen Gras und die Angst in einer dunklen Höhle.

Nur die Liebe tauchte nirgendwo auf.

Der Wahnsinn suchte sie überall. Auf jedem Baum, in jedem Bach dieses Planeten, auf jedem Berg und als er schon aufgeben wollte, erblickte er die Rosen.

Mit einem Stöckchen fing er an, die Zweige zu bewegen, bis ein Schrei ertönte. Die Dornen hatten der Liebe die Augen ausgestochen.

Der Wahnsinn war hilflos und wusste nicht, wie er seine Tat wieder gut machen konnte. Er weinte und entschuldigte sich und er versprach ihr, für immer ihr Blindenführer zu sein.

Seit dieser Zeit, seit zum ersten Mal auf Erden Verstecken gespielt wurde, ist die Liebe blind und der Wahnsinn immer ihr Begleiter.

(Verfasser unbekannt)

Dienstag, 23. Oktober 2012

Montag, 22. Oktober 2012

Bitte


Komm wieder auf die Wiese
auf die du noch niemals kamst
und leg dich ins Gras
in dem du schon immer liegst
lass den Uferstaub durch die Finger rinnen wie Mehl:
Wieder ist nie Immer zum ersten Mal

(Erich Fried)

Sonntag, 21. Oktober 2012






kindheit ist das was irgendwann
gewesen ist und aus dem traum nun hängt
ein faden fesselrest den man
zersprengen kann und nie zersprengt

(Jan Skácel, wundklee)

Freitag, 19. Oktober 2012




Die Stare gehen auf die Reise.
Altweibersommer weht im Wind.
Das ist ein Abschied laut und leise.
Die Karussells drehn sich im Kreise.
Und was vorüber schien, beginnt.

(Erich Kästner)
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Under the harvest moon, 
When the soft silver
Drips shimmering
Over the garden nights,
Death, the gray mocker, 
Comes and whispers to you
As a beautiful friend
Who remembers.

   Under the summer roses 
When the flagrant crimson
Lurks in the dusk
Of the wild red leaves,
Love, with little hands,
Comes and touches you
With a thousand memories, 
And asks you  
Beautiful, unanswerable questions

(Carl Sandburg)

Herbstmond






Donnerstag, 18. Oktober 2012


Ich glaube,
dass wenn der Tod unsere Augen schließt,
wir in einem Lichte stehn, 
von welchem unser Sonnenlicht 
nur der Schatten ist.

(Arthur Schopenhauer)


Heimkehr



Wenn Entfernung und Zeit
die Erinnerung trügen,
bitter - wer weiß es nicht? -
ist es Zeit heimzukehren. 

Weil etwas dazwischen gestellt ist
zwischen das erste Bild und die Augen
das hart wandelt
Liebe in Fremdheit.

Doch heimkehren muss die Seele,
wie der Vogel im Herbst,
und den Schmerz von damals
aufsuchen und die vergangene Freude:

Die Wolke an einem goldnen
Morgen, einen purpurnen
Zweig vor der Mauer, Schatten
blau unter dem Mond.

(Luis Cernuda)





Mittwoch, 17. Oktober 2012


Ich will an nichts mehr denken
nur an dich und an dich
und an dich
aber ich kann nicht:
Die ganze Welt fällt mir ein

(Erich Fried)

Das Leichteste der Welt


Dienstag, 16. Oktober 2012

Zum Geburtstag meiner Mutter


Du musst denken, Tochter, wenn ich sterbe
nicht nur weinen, Liebe, wein nicht zu sehr
von mir bleibt, was ich an dich vererbe
sieh dich um - ich lebe um dich her

Als du klein warst, hast du leicht gefroren
da schon wärmten wir einander ganz und gar
du hast mich, ich habe dich geboren
und ich weiß nicht, wer ich vorher war

Du mußt wissen, Tochter, wenn ich sterbe
daß du mir mit deiner Trauer drohst
als ob ich vielleicht zuletzt verderbe
was doch sein muß, dieser eine Trost:

Daß es dich gibt, Tochter, meine Schöne
mir zwar ähnlich, doch von eigner Art
leb, daß ich mich mit dem Gehn versöhne
wenn du lebst, bleibt mir der Tod erspart


(Gisela Steineckert)


Für meine Mutter Ursula, die heute 65 Jahre alt geworden wäre.