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Samstag, 2. Februar 2013

was wollen wir tun?


ein feld
nebel mitnehmen für morgen,
schiffe auf flaschen ziehn,
unsere
nachbarn sind graue
eminenzen,
in der handhöhle
ein streichholz anzünden.


(günter eich)

Freitag, 1. Februar 2013

She was






Razors pain you; 
rivers are damp; 
acids stain you; 
and drugs cause cramp. 

Guns aren't lawful;
nooses give;
gas smells awful; 
you might as well live.

(Dorothy Parker)

REGEN



Ich möchte jemanden einsingen,
bei jemandem sitzen und sein.
Ich möchte dich wiegen und kleinsingen
und begleiten schlafaus und schlafein.
Ich möchte der Einzige sein im Haus,
der wüsste: die Nacht war kalt.
Und möchte horchen herein und hinaus
in dich, in die Welt, in den Wald.
Die Uhren rufen sich schlagend an,
und man sieht der Zeit auf den Grund.
Und unten geht noch ein fremder Mann
und stört einen fremden Hund.
Dahinter wird Stille. Ich habe gross
die Augen auf dich gelegt;
und sie halten dich sanft und lassen dich los,
wenn ein Ding sich im Dunkel bewegt.

(Rainer Maria Rilke)

Donnerstag, 31. Januar 2013

Mittwoch, 30. Januar 2013


Still round the corner there may wait
A new road or a secret gate
And though I oft have passed them by
A day will come at last when I
Shall take the hidden paths that run
West of the Moon, East of the Sun.

(J.R.R. Tolkien)

Wach auf, der Winter ist vorbei
Und viel länger willst du nicht
Dieses Gift in dir tragen
Und selbst der Himmel atmet auf
Und bricht über dir das Licht
In leuchtenden Farben
Und es scheint fast so als ob
Etwas in dir wirkt
Das deinen Pulsschlag erhöht
Dich im Herzen trifft...

ganz bleiben


unter fallenden kastanien
den garten umarmen

durch zeitgeräusch wandern
von stimme zu stimme

herzliche briefe
lieben

sich an allen ecken
wundstossen
und ganz bleiben


(rose ausländer)

Dienstag, 29. Januar 2013


die flügel. die sehnsucht. meine reise.
monate im flug. monate unter dünnem eis.
in mir eine fröhlichkeit, in der die amseln baden.
in mir die küsten aus frost und rauch.
ich zeichne mein leben in einfachen strichen.
ich sammle das spärliche licht. 

(werner lutz)

Montag, 28. Januar 2013

A bird ballet



We are dreaming of tomorrow and tomorrow isn't coming;
we are dreaming of a glory that we don't really want.
We are dreaming of a new day when the new day's here already.
We are running from the battle when it's one that must be fought

And still we sleep.

We are listening for the calling but never really heeding,
Hoping for the future when the future's only plans.
Dreaming of the wisdom that we are dogding daily,
Praying for a savior when salvation's in our hands.

And still we sleep.

And still we sleep.
And still we pray.
And still we fear.

And still we sleep.

(N.H. Kleinbaum)


My heart wants roots. 
My mind wants wings. 
I cannot bear their bickerings.

(E. Y. Harburg)


Sonntag, 27. Januar 2013

Samstag, 26. Januar 2013




Whatever you choose, however many roads you travel, I hope that you choose not to be a lady. I hope you will find some way to break the rules and make a little trouble out there. And I also hope that you will choose to make some of that trouble on behalf of women.” ( Nora Ephron)


Jetzt sitzt der weiße Schlaf vor allen Wintertüren,
Die Fenster sind gleich blassen Eierschalen,
Dahinter leben Straßen voll Gespenster
Und Stimmen, die uns ferne Menschen malen.

Man kann die Welt nicht sehen und nur spüren.
Wie Blinde ahnt man dunkel das Geschehen,
Alleingelassen bei Erinnerungen,
Die an den Türen wie die Bettler stehen,

Die bei den Ofenflammen warm sich rühren,
Erregt mit nimmersatten Hungerzungen.
Sie können uns an magern Händen führen
Und haben in der Asche noch nicht ausgesungen.

(Max Dauthendey)

Freitag, 25. Januar 2013


To love.

To be loved.

To never forget your own insignificance.

To never get used to the unspeakable violence 
and the vulgar disparity of life around you.

To seek joy in the saddest places.

To pursue beauty to its lair.

To never simplify what is complicated 
or complicate what is simple.

To respect strength, never power.

Above all, to watch.

To try and understand.

To never look away.

And never, never to forget.


(Arundhati Roy)



Lieben. Geliebt werden. 

Nie vergessen, wie unwichtig man selbst ist. 

Sich nie an die unaussprechliche Gewalt und vulgäre Ungleichheit 
des Lebens um einen herum gewöhnen. 

Am traurigsten Ort nach Freude suchen. 

Der Schönheit in ihr Versteck folgen. 

Nie vereinfachen, was kompliziert ist, 
oder kompliziert machen, was einfach ist. 

Kraft achten, nie Macht. 

Vor allem beobachten. 

Zu verstehen versuchen. 

Nie wegsehen. 

Und nie, nie vergessen.

(Arundhati Roy)

Schöner


Schöner sind die Gedichte des Glücks.

Wie die Blüte schöner ist als der Stengel
der sie doch treibt
sind schöner die Gedichte des Glücks.

Wie der Vogel schöner ist als das Ei
wie es schön ist wenn Licht wird
ist schöner das Glück.

Und sind schöner die Gedichte
die ich nicht schreiben werde.

(Hilde Domin)

Donnerstag, 24. Januar 2013

I was made to love magic


Deine Hände


Ich fühle Deine Hände im Haus,
Sie gehen wie Blut durch alle Wände
Und teilen ihre Wärme aus.

Sie bereiten mitten im Alltagslärme
Mir täglich einen Hochzeitsschmaus,
Verwandeln Sorgen in Singvögelschwärme.

Wie Sonnenstrahlen auf Erden wandeln
Und zaubern aus Staub einen Blumenstrauß,
So müssen sie immer feurig handeln.

Ich fühle Deine geliebten Hände,
Sie geben ihren Puls dem Haus
Und gehen wie Wärme durch meine Wände.


(Max Dauthendey)

Mittwoch, 23. Januar 2013

“You are right in assuming that I am indifferent to the pattern of things. I am. I have never liked stale phrases and bodyless courage. I have the nerve to walk my own way, however hard, in my search for reality, rather than clink upon the rattling wagon of wishful illusions." 
(Zora Neale Hurston)

Dienstag, 22. Januar 2013


Eh noch die Eiszeit ausbricht
ein letzter warmer Atemzug
ein Wort noch
ach das quillt schon
mit Novemberatem
in den kalten Tag

Der Mann da auf dem Bürgersteig
trägt Reif um seine Stirn
zwischen den Zähnen mahlt er langsam
aus Glas die Kugel
zu Dezemberstaub.

Gott
eh die Nacht kommt
gib noch einmal Licht
ganz hell und heiss
eh die Armee von Feiglingen
die Sohlen ihrer Stiefel probt
im Schnee

Wo sind wir denn bloss hingekommen
Das Ungeborene übt
den Bückling schon
Wer schützt uns noch
und wie
vor uns?

(Bettina Wegner)


Empfänger unbekannt


Vielen Dank für die Wolken.
Vielen Dank für das Wohltemperierte Klavier und,
warum nicht, für die warmen Winterstiefel.
Vielen Dank für mein sonderbares Gehirn
und für allerhand andre verborgne Organe,
für die Luft, und natürlich für den Bordeaux.
Herzlichen Dank dafür, dass mir das Feuerzeug nicht ausgeht,
und die Begierde, und das Bedauern, das inständige Bedauern.
Vielen Dank für die vier Jahreszeiten,
für die Zahl und für das Koffein,
und natürlich für die Erdbeeren auf dem Teller,
gemalt von Chardin, sowie für den Schlaf,
für den Schlaf ganz besonders,
und, damit ich es nicht vergesse,
für den Anfang und das Ende und die paar Minuten dazwischen inständigen Dank,
meinetwegen für die Wühlmäuse draußen im Garten auch.

( Hans-Magnus Enzensberger)